Die Freude bei allen Beteiligten ist groß: Nach zweieinhalb Jahren Sanierung ist das Mombach-Bad in Bad Cannstatt wiedereröffnet worden. Zehn Schulen können nun wieder regulären Schwimmunterricht anbieten.

Bad Cannstatt - Glatt wie ein Spiegel gab sich die Wasseroberfläche des 25-Meter-Beckens an diesem Morgen, selbst die sonnenbeschienene Reiterkaserne samt Rebhang durfte da ein blitzblankes Bild abgeben. Fast ein wenig surreal war dieses Bild angesichts des schwer erhofften Ereignisses, das nach der langen Schließung nun offiziell begangen sein wollte: Das Mombach-Bad ist tatsächlich wiedereröffnet und benutzbar!

 

„Es war eine aufregende Zeit“, stellte Alexander Scholz, der Vorsitzende des Schwimmvereins Cannstatt 1898, bei seiner Begrüßung fest, wollte dann aber „nicht mehr viel sagen zur langen Leidensgeschichte“. Vielmehr war ihm daran gelegen, jenen zu danken, die das Vereinsbad gerettet hatten. Vorneweg der Stadt, die mit einem Sonderzuschuss von 1,1 Millionen Euro den Hauptteil der 1,2 Millionen Kosten für die Sanierung beigesteuert hatte. Zudem dem Württembergischen Landessportbund, der mit 150 000 Euro den Maximalzuschuss geschickt hatte. Dass der Verein, immerhin der größte Schwimmsportverein im Ländle, in den zweieinhalb Jahren Schließzeit fast ein Drittel seiner zuvor 1600 Mitglieder verlorenen hatte, bedachte er nun mit neuem Optimismus: „Ich bin zuversichtlich, dass wir vielleicht schon zum Ende des Jahres wieder auf dem alten Stand sein werden.“

Nicht nur Freizeit-, sondern auch Sportbad

„Eine harte Zeit“ nannte Bürgermeisterin Susanne Eisenmann die Schließperiode, und Eisenmann konnte ihr Grußwort als Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport aus einer Doppelrolle heraus wahrnehmen. Denn das Mombachbad ist nicht nur für den Schwimmsport, sondern mindestens so sehr für den schulischen Schwimmunterricht wichtig für die Stadt. So nannte sie das Mombach-Bach gut gelaunt unser „Lieb und Teuer“. So habe es „für die Stadt außer Frage gestanden, dass wir dieses Sportbad brauchen“.

An den Verein gewandt betonte Eisenmann: „Ich bin sicher, dass Sie das Mombach-Bad wieder in eine gute Zukunft führen werden.“ Die Lacher hatte sie auf ihrer Seite, als sie hinzufügte: „Ich hoffe, dass jetzt hier mal richtig Ruhe ist: für den Schwimmsport und für das schulische Schwimmen.“

Wie sehr die Schließung gerade bei den Schulen geschmerzt hatte, skizzierte Margit Zobler, beim Schulverwaltungsamt für die Belegung durch die Schulen zuständig: „Das Bad wird von allen zehn Cannstatter Schulen ab Klasse 5 genutzt. Und für die ist zweieinhalb Jahre lang fast der ganze Schwimmunterricht ausgefallen.“ Montag, Mittwoch und Freitag wird das Bad von der ersten bis sechsten Schulstunde an genutzt, Dienstag und Donnerstag gar bis 17 Uhr. Erleichtert stellte Zobler fest: „Das entzerrt das Schulschwimmen in der ganzen Stadt.“ Denn auch andere Schulen nutzen das Mombach-Bad, etwa die Elise-von-König-Gemeinschaftsschule in Münster.

Die Sanierung war aufwendig

Die Sanierung selbst bezeichnete Eberhard Becker von dem für die Planung verantwortlichen Stuttgarter Architekturbüro asp als „spannende Aufgabe“. Mit der Erneuerung der Dach- und Deckenkonstruktion habe man auch die Chance genutzt, die Lüftungsanlage, Teile der Technik und die rostige Fassade zu erneuern. Nicht zuletzt wurde das Bad energetisch „auf den Stand gebracht“. Dach und Stirnwände sind nun wärmegedämmt. Wer also auf den Wärmebänken sitzt, muss sich nicht mehr gegen Zugluft wappnen. Zudem sorgt die neue LED-Beleuchtung für angenehmes Licht.

Im Gespräch hob der Architekt hervor, das man mit der ganzen verworrenen Sanierungsgeschichte auch „Glück im Unglück“ gehabt habe: „Hier waren die identischen Deckenträger wie bei der eingestürzten Eishalle von Bad Reichenhall: Das hätte auch anders ausgehen können.“ Dass es gut ausging, ist Martin Salaquarda zu danken. Der Hausmeister hatte am Tag vor der geplanten Wiedereröffnung 2013 Reißgeräusche im Dachgebälk gehört, was zur sofortigen Schließung führte. Und im Ergebnis nun zu einem Schmuckstück von Bad: innen und außen.

Zur Historie der Sanierung

Die Sanierung des Mombach-Bades, Vereinsbad des SV Cannstatt, drohte sich zur unendlichen Geschichte auszuweiten – mit lange offenem Ausgang. Im Jahr 2010 hatte der Verein das Schwimmbecken als Edelstahlbecken erneuert – für 650 000 Euro. Bald zeigten sich Undichtigkeiten, es tropfte bis in die Umkleidekabinen. Für ein gerichtliches Gutachten musste das Bad geschlossen werden. Komplett wurde das Desaster einen Tag vor der geplanten Wiedereröffnung im Juli 2013: Der Hausmeister hatte bei einem Rundgang Reißgeräusche in den tragenden Leimbindern der Decke gehört, was die umgehende Sperrung zur Folge hatte. Fraglich war, ob das Bad überhaupt sanierungsfähig sei. Als das Stuttgarter Architekturbüro asp, das etwa die Porsche-Arena und das Stadion gebaut hat, das bejahte, sicherte der Gemeinderat die Finanzierung: Nun zeigt sich „das Mombach“ schmucker denn je.