Am Himmel über Weil der Stadt hängen am Freitagabend zuviele Wolken.

Weil der Stadt - Es ist 21.45 Uhr am Freitagabend. Auf dem Balkon der Kepler-Sternwarte in Weil der Stadt herrscht dichtes Gedränge. „Ich seh‘ nichts. Wo ist er denn?“, fragt ein kleines Mädchen ihren Vater. „Da, zwischen den beiden Baumwipfeln, die aussehen wie Kamelhöcker“, sagt er und setzt sie auf seine Schultern, damit sie etwas sehen kann. Und tatsächlich: Wer ganz genau hinschaut und sich immer auf dieselbe Stelle konzentriert, kann den Mond sehen. Ganz zart in hellem Rosé, steigt er langsam zwischen den Bäumen auf.

 

Von dem kräftig roten Blutmond, der für diesen Abend angekündigt wurde und auf den alle warten, ist allerdings nicht viel zu sehen. Einige Besucher sind enttäuscht. „Es ist zu diesig, zu viel Dunst. Es war einfach zu heiß heute“, erklärt Gottfried Reimann von der Kepler-Gesellschaft und Chef der Sternwarte, während er gen Abendhimmel blickt. „So ist das nun mal mit den Naturspektakeln. Das kann man nicht beeinflussen“, sagt er und lacht. Beeindruckend ist die totale Mondfinsternis, mit mehr als 100 Minuten die längste des 21. Jahrhunderts, aber dennoch. Um 22.22 Uhr, als die maximale Verfinsterung erreicht ist, leuchtet der Mond immerhin schon orange und ist gut zu erkennen. Und auch der Planet Mars zeigt sich, rechts unterhalb des Mondes. Im direkten Vergleich ist er allerdings nur ein kleiner heller Punkt am dunklen Abendhimmel.

"Astro-Alex" fliegt vorbei

22.30 Uhr. Gottfried Reimann zeigt auf den Großen Wagen. „Gleich kommt die ISS vorbei“, erklärt er und blickt nach Westen. „Jetzt wollen wir mal sehen, wie er vorbei rauscht.“ Er, damit meint Gottfried Reimann den bekannten deutschen Astronauten Alexander Gerst, der derzeit mit der Internationalen Raumstation im All unterwegs ist und an diesem Abend quasi einen Logenplatz hat. Fliegt er mit der ISS doch mitten durch die Mondfinsternis. Und dann ist sie auch schon da. Heller leuchtend als jeder Stern bewegt sie sich von Westen gen Osten. Ein Raunen geht durch die Besuchermenge. „Hallo Astro-Alex“, ruft ein Mädchen aufgeregt. „Der ist aber ganz schön schnell.“

Nach und nach leert sich der Balkon der Kepler-Sternwarte. „Ich hatte gehofft, wir sehen mehr und der Mond ist richtig rot“, sagt Katarina Schmid, die mit ihrem Mann und ihrem Sohn aus Simmozheim gekommen ist. Sie hat extra ihre Kamera und ein Stativ mitgebracht, hatte auf spektakuläre Aufnahmen gehofft. Ihrem Sohn Nico hat es trotzdem gefallen. Er hat sich drinnen in der Sternwarte die Planeten Saturn, Mars und Venus angeschaut und hat auch durchs Teleskop einen Blick auf den Mond geworfen. „So rot wie im Internet war der aber nicht“, erzählt der Siebenjährige.