Allüberall wird an die Landung des Menschen auf dem Mond vor 50 Jahren erinnert. Wer aber ein Stück Mond in den Händen halten will, muss sich an Florian Noller aus Weil der Stadt wenden.

Weil der Stadt - Offiziell hat die Nasa nie Gegenstände aus den Apollo-Missionen verkauft. Daher ist es nicht ganz einfach, da ranzukommen. Florian Noller (42) aus Weil der Stadt vertreibt mit seiner Firma Artifactcloud Hitzeschilder, Mondstaub und Fallschirme – und zwar so erfolgreich wie sonst niemand auf der Welt.

 

Herr Noller, vor 50 Jahren haben Sie noch nicht gelebt. Haben Ihre Eltern Ihnen von dem großen Tag erzählt?

Das war eher mein Großvater. Jeder, der damals einen Fernseher hatte, hat nachts um kurz vor vier Uhr geschaut – das war schließlich ein richtiges Ereignis. Mein Großvater hat mich dann auch für das Thema Astronomie begeistert.

Inwiefern?

Er war von der Technologie der damaligen Zeit unheimlich fasziniert. Das können wir ja heute kaum noch erahnen, was eine solche Raumfahrtmission bedeutet hat. Jedes Smartphone hat heute mehr Rechenkapazität als die komplette Apollo-Mission der Nasa. Diese technische Leistung der damaligen Zeit ist es auch, was mich begeistert. Wir haben es ja schließlich seit 1972 nicht mehr auf den Mond geschafft.

Wann wurden Sie mit dem Raumfahrt-Virus infiziert?

Als ich in der Grundschule war. Das erste prägende Ereignis, an das ich mich erinnern kann, ist die Explosion des Spaceshuttles Challenger am 28. Januar 1986. Damals war ich zehn Jahre alt – und von da an wurde das Interesse bei mir größer.

Was ist denn am Weltall so faszinierend für Sie?

Es ist die große, unbekannte Weite, verbunden mit der Frage: Gibt’s da noch mehr? Anderes Leben? Und dann die Möglichkeit, dieses All mit Raketen erobern zu können. Diese enorme technische Leistung können wir uns nur schwer vorstellen – umso faszinierender ist es.

Irgendwann kamen Sie dann mit Gegenständen vom Mond in Berührung.

Angefangen, mir eine Sammlung zur Raumfahrt anzulegen, hatte ich Mitte der 90er Jahre. Das waren damals klassische Dinge wie Autogramme. Es kamen dann immer mehr Hardware-Gegenstände hinzu, von Hitzeschildern bis hin zu kleinen Raketenmotoren. Und dann später auch Gegenstände, die mit zum Mond geflogen sind. Das war bei mir die Initialzündung.

Was sammelt sich dann so an?

Zum Beispiel auch Länderflaggen, die die Astronauten mit zum Mond genommen hatten. Es geht dann aber auch bis hin zu persönlichen Dingen wie Checklisten und Aufzeichnungen der Astronauten.

Wie kommt man an diese Dinge?

Mitte der 90er Jahre gab es noch kein Internet. Damals musste ich zu Auktionen. Ich war dann oft drüben in den USA und habe mitgesteigert. Ich hatte dann auch angefangen, für andere Sammler mit zu steigern und mir so die Reise finanziert. Ab 1999 gab es dann Ebay – das hat die Szene natürlich enorm verändert.

Ist das Geschäft durch das Internet einfacher oder schwieriger geworden?

Beides. Als Händler erreichen wir im Netz einen riesigen Markt und eine Unmenge von Sammlern, an die ich nie kommen würde. Beim Ersteigern stehen wir dann aber auch in Konkurrenz mit vielen anderen Menschen. Aber unterm Strich ist das Internet positiv. Darum muss man sich – wie in jedem Bereich auch – spezialisieren. Ich handle mittlerweile nicht nur, sondern lasse Gegenstände auch selbst produzieren. Zum Beispiel Uhren mit Mondstaub oder eine Jacke, in die ein Stück Apollo-Fallschirm eingearbeitet ist. Oder Stifte, in denen oben ein Stück Hitzeschild von Apollo 11 drin liegt.

Warum sind Dinge, die auf dem Mond waren, so begehrt?

Es ist natürlich faszinierend, etwas in den Händen zu halten, was auf dem Mond war. Und dann sind die Dinge natürlich wahnsinnig limitiert. Das Gewicht, das man zum Mond mitnehmen konnte, war ja begrenzt. Die Nasa hat nie offiziell etwas verkauft, was zum Mond geflogen war, denn offiziell gehört ja alles dem amerikanischen Staat – es gibt also nur das, was verschenkt wurde, oder was die Astronauten behalten haben.

Ist das nicht längst alles ausverkauft?

Es wird schwieriger, an die Dinge ranzukommen, das stimmt. Von den zwölf Moonwalkers, die auf dem Mond waren, leben ja nur noch vier. Die meisten davon haben mittlerweile alles verkauft, sodass das in Sammlungen verschwunden ist. Aber wenn Sammler sterben, kommt immer wieder was auf den Markt.

Was haben Sie zurzeit im Angebot?

Wir reden jetzt ja über das Jubiläum der Mondlandung von Apollo 11 vor genau 50 Jahren: Von diesem Raumschiff habe ich zum Beispiel Hitzeschildfolien, also Folie, die die Kapsel beim Wiedereintritt in die Atmosphäre der Erde geschützt hat. Einiges habe ich aber auch vom Flug der Apollo 16 da, weil ich mit dem Apollo-16-Astronauten Charles Duke gut befreundet bin, zum Beispiel Material von den Raumanzügen.

Woher weiß ich, ob das Hitzeschild wirklich auf dem Mond war?

Eben das macht einen guten Händler aus: Ich bin seit 20 Jahren am Markt, Sie können mir also mehr vertrauen, als jemandem, der eben schnell auf Ebay was einstellt. Ein gutes Echtheitsmerkmal ist der Mondstaub, der sich eigentlich auf allem befindet, was zum Mond geflogen ist. Diesen Mondstaub kann man relativ einfach unter dem Mikroskop begutachten. Zum Teil trenne ich den Mondstaub und verkaufe ihn extra.

Was ist Mondstaub überhaupt?

Eine Art Sand-Staub. Der Mond besitzt keine Atmosphäre. Deshalb wird er seit Milliarden von Jahren von kleinen und größeren Meteoriten beschossen, die das Gestein auf der Mondoberfläche zertrümmern. Darum liegt auf dem Mond ein unheimlich feiner Puder.

Wie viele der zwölf Astronauten, die auf dem Mond waren, haben Sie kennengelernt?

Oh, da muss ich selbst nachzählen: Buzz Aldrin, Charly Conrad, Alan Bean, Edgar Mitchell, David Scott, Charles Duke und Eugene Cernan – also sieben. Neil Armstrong habe ich leider, leider nie getroffen.

Ist das eine spezielle Sorte Mensch?

Das kann man so nicht sagen. Jeder hat das anders verarbeitet. Buzz Aldrin von Apollo 11 hatte danach große Probleme, dieses Erlebnis zu verarbeiten und mit Medikamenten- und Alkoholmissbrauch zu kämpfen. Manche sind danach religiös geworden, wie James Irwin oder Charly Duke. Und andere sind völlig normal geblieben: Harrison Schmitt von der letzten Apollo-Mission referiert heute noch bei wissenschaftlichen Tagungen.

Und wann starten Sie selbst ins All?

Klar würde mich das reizen. Wenn man mal für vielleicht 200 000 Euro einen Hopser ins All machen könnte, wäre ich sofort dabei. Aber bis es so weit ist, wird es wahrscheinlich noch dauern.

Wann kann man Sand vom Mars bei Ihnen kaufen?

Oh ja, ich hoffe, ich werde das noch erleben. Wenn jetzt die Chinesen mit der Raumfahrt beginnen, fühlen sich die Amerikaner – hoffentlich zusammen mit den Russen – angespornt, zum Mars zu starten. Die Konkurrenzsituation bewirkt einiges. Aber ich denke, die Faszination der Fahrt zum Mars wird nicht mehr die gleiche sein. Die Landung auf dem Mond vor 50 Jahren wird immer der allererste Schritt des Menschen auf einen anderen Planeten sein – und damit die Menschen immer am meisten faszinieren.