Der Chemiekonzern Bayer stand lange Zeit für Vertrauen, Kompetenz und Qualität. Durch die Übernahme von Monsanto setzt Bayer das positive Image aufs Spiel und es könnte schwer werden, dieses wieder aufzupolieren kommentiert Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - So richtig glücklich kann Bayer-Chef Werner Baumann mit seinem jüngsten Coup nicht werden. Ziel des bisher teuersten Zukaufs der Leverkusener war es ursprünglich, mit Monsanto die Landwirtschaftssparte so zu stärken, dass man zu einem der führenden Spieler auf dem internationalen Markt werden würde. Damit sollte zugleich die Abhängigkeit von der Pharmasparte gesenkt werden – kurz, der Chemieriese sollte ein auf mindestens zwei Beinen stehender, gesunder Konzern sein. Es kam aber anders, und die Zweifel, die viele Analysten schon vor der Vertragsunterzeichnung geäußert hatten, drohen nun die Basis des Chemiekonzerns zu erschüttern.

 

Seit Jahren einen schlechten Ruf

Monsanto hat seit Jahren einen schlechten Ruf. Zuerst war es das Pflanzenschutzmittel Glyphosat, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Man kann darüber diskutieren, Wissenschaftler können sich streiten – Tatsache ist, dass ein kalifornisches Gericht eine Strafe von 289 Millionen Dollar verhängt hat, die Monsanto an einen krebskranken ehemaligen Hausmeister zahlen muss. Die Entscheidungen in 5200 weiteren Fällen stehen noch aus. Sollten andere Gerichte ähnlich entscheiden wie die kalifornische Jury, wäre sogar der Diesel-Abgasskandal von Volkswagen in den Schatten gestellt.

Es geht aber um mehr als nur um mögliche Vergehen aus der Vergangenheit, die das altbekannte Bayer-Kreuz derzeit belasten. Denn schon wieder ist eine Substanz von Monsanto ins Zwielicht geraten.

Anleger werden verprellt

Grundsätzlich wird immer deutlicher, dass Bayer sich mit dem US-Partner einen Klotz ans Bein geholt hat, der vor allem Anleger verprellt. Der Kurs der Bayer-Aktie hat kräftig an Wert verloren – und das sollte nachdenklich stimmen, denn in der Regel sind Aktionäre nur auf gute Zahlen bedacht, schätzen es, wenn die Geschäftsaussichten rosig sind. Moralische oder wirtschaftsethische Bedenken spielen nur bei einem noch recht geringen Anteil von Investoren eine entscheidende Rolle.

Bayer stand lange Zeit für Vertrauen, Kompetenz und Qualität, das hat der Vorstandschef nach der Monsanto-Übernahme ausdrücklich betont. Das Vertrauen aber schwindet – und ob es allein reichen wird, den Namen Monsanto verschwinden zu lassen, um es zurückzugewinnen, wird immer zweifelhafter.