Der Albtraufmarathon bei Gruibingen fordert den Mountainbikern mit seinen Säbelzahlprofil-Strecken alles ab. Als Belohnung lockt eine Landschaft, mindestens so schön wie das Allgäu.

Gruibingen – Mit seinem kecken Strohhütchen auf dem Kopf könnte man ihn aus der Ferne für einen Kleingärtner halten. Doch Albert Bosler ist der Mann der Stunde am Sonntag. Beim dritten Albtraufmarathon für Mountainbiker in Gruibingen hält der Vorsitzende des Vereins Radsport Kirchheim unter Teck die Zügel fest in der Hand. Wenn er spricht, dann auf drei Kanälen gleichzeitig. So steht der 64-Jährige Journalisten Rede und Antwort, gibt Streckenposten per Handy Anweisungen und tröstet nebenbei einen Teilnehmer, bei dem es nicht so gut gelaufen ist. Außerdem beobachtet er die Radler bei der Zieleinfahrt auf dem Parkplatz der Sickenbühlhalle. Den Moment, in dem die Anspannung in den Gesichtern einem Lachen weicht, findet er am allerbesten. „Das ist einfach toll.“

 

Die Deutschen Meisterschaften 2017 im Visier

Die Strecken haben es in sich. Bei der Langdistanz sind knapp 85 Kilometer und 2450 Höhenmeter zu bewältigen. Für diese Tour sind 130 Biker gemeldet. Die Kurzdistanz, die 345 Radsportler in Angriff nehmen, geht über rund 56 Kilometer und 1550 Höhenmeter. „Bei der ersten Veranstaltung waren es bei der Langdistanz noch 3300 Höhenmeter, da konnte noch nicht einmal das Allgäu mithalten, aber das haben wir inzwischen heruntergeschraubt“, sagt Albert Bosler. Bei den 2600 Höhenmetern soll es aber nicht bleiben, wie er gleich noch klarstellt: „Nächstes Mal satteln wir wieder drauf in Richtung 3000 Höhenmeter, und 2017 werden in Gruibingen die Deutschen Meisterschaften für Mountainbiker ausgetragen.“ Es ist viel zu tun.

Schaulustige bevölkern mittlerweile die Zieleinfahrt, die abgeschrankt ist. Steffen Schopp ist mit seiner Familie dabei. Als Gruibinger müsse man sich das schon ansehen, erklärt der 33-Jährige, der fest entschlossen ist, beim nächsten Mal auch mitzufahren. „Entweder die Kurzdistanz oder die Familientour.“ Während er erzählt, strampelt Robert Wittmann nach exakt zwei Stunden und zwei Minuten als erster Kurzdistanzler durch das Ziel. „Das war eine coole Strecke, die Landschaft kann durchaus mit dem Allgäu mithalten“, sagt er noch etwas atemlos. Er muss es wissen. Er kommt aus Kempten.

Ein Auf und Ab wie bei einem Sägezahnprofil

Als Fünfter kommt ein Kirchheimer Eigengewächs an: Sebastian Stolz. Der 20-Jährige hat die letzten Tage nicht wirklich trainieren können, weil er in die organisatorische Vorbereitung des Marathons eingebunden war. Das Rennen sei sehr hart: „Bei den meisten anderen Rennen gibt es ein paar kontinuierliche Anstiege, aber hier hat die Landschaft ein Sägezahnprofil, das geht extrem an die Leistung.“ Zurücklehnen darf er sich noch nicht. Wenn alles vorbei ist, muss er aufräumen helfen.

85 Kilometer in drei Stunden und 23 Minuten

Durch die Lautsprecher hält Christoph Schumacher das Publikum über die Ereignisse auf der Strecke auf dem Laufenden. Die ersten Langdistanzler hätten ihre letzte Extraschleife passiert und müssten schon bald in Sichtweite kommen, sagt er. Kurz darauf wird auch schon geklatscht. Michael Pflüger aus dem nahen Weilheim ist nach drei Stunden und 23 Minuten der erste, der die knapp 85 Kilometer hinter sich gebracht hat. „Die letzte Steigung am Skilift in Wiesensteig war noch einmal richtig zäh, da bin ich gestanden“, erzählt er. Wieso er sich das antut? „Weil es Spaß macht, ich bin ein Adrenalinjunkie.“

Eine Familientour, die es ebenfalls in sich hat

Auch nicht ohne ist die Familientour der AOK, an der 60 Biker teilnehmen. Obwohl nur knapp 30 Kilometer und 753 Höhenmeter zu bewältigen sind, kommen die Teilnehmer ganz schön ins Schnaufen. „Das war anstrengend“, sagt die zwölfjährige Alicia. „Ich dachte immer, es sei rum, dann ging es noch einmal steil bergauf.“