Die 645. Montagsdemonstration der Bahnhofsgegner auf dem Schlossplatz endete dieses Mal vor dem Parteibüro der Grünen im Wilhelmsbau.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Auch bei der 645. Montagsdemonstration am Stuttgarter Schlossplatz gibt es noch viel zu kritisieren am Bahnhof und seinen Folgeprojekten. Aktuell etwa die Kostenexplosion bei der Filstalbrücke als Teil der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke Stuttgart – Ulm. Aber die Demonstranten und die Protestredner sehen sich längst als Teil einer Stadtbewegung und als kritische Bürger, was sonst noch alles in Deutschland geschieht. Aktuell: Der Abriss des Dorfes Lützerath zugunsten des Braunkohleabbaus. Da nimmt man zum Abschluss dieser Demo gerne auch mal einen anderen Weg in den Kauf, zum Wilhelmsbau vor das Parteibüro der Grünen.

 

Das Hauptthema: Die Grünen

Die paar hundert Protestierenden, die zuvor am vertrauten Ort am Schlossplatz den Worten von Winfried Wolf lauschten, Verkehrsexperte, Journalist und Herausgeber der Zeitschrift „LunaPark21“, nahmen diesen Weg weitgehend geschlossen gerne auf sich. Denn irgendwie geht es da ja auch um Stuttgart 21. Auf jeden Fall dann, wenn man dies an den Beschlüssen und den Reden der Grünen-Politiker aufhängt. Da fügt sich auch der Krieg in der Ukraine hinein. Für die Bahnhofs-Gegner sind die Grünen eh schon lange unten durch. Da genügt der kurze Hinweis darauf, dass der Landesminister Winfried Herrmann (Grüne) schon vor Jahren erklärte, dass sie dieses Projekt nun konstruktiv begleiten. Wolf fügte noch etliche weitere Beispiele hinzu, auch vor der abschließenden Aktion vor dem Grünen-Parteibüro, wie sich die Partei von ihren früheren „drei Säulen Frieden, Ökologie und Demokratie inzwischen weit entfernt hat“, so Wolf. Den Krieg in der Ukraine wertete auch er als „Angriffskrieg der Russen“, doch die Reaktion der Grünen darauf verurteilte er ebenso. Er vermisst da die Suche nach Friedenslösungen, nach Diplomatie.

Ein monströser Schaufelradbagger

Lützerath spielte vor dem Wilhelmsbau ebenso eine Rolle in Gestalt einer Videoprojektion, die zunächst per Beamer auf die Hausfassade geworfen wurde, dort aber weitgehend unterging. Eberhard Finckh hat diese erarbeitet. Schon seit vielen Jahren begleitet der Umweltaktivist die Montagsdemonstrationen sowie die Veranstaltungen in deren Umfeld. Deutlicher zu sehen war dieses Video auf einer Leinwand, die vor dem Eingang aufgespannt war. Zu sehen war das monströse Rad eines riesigen Schaufelradbaggers, die im Tagebau verwendet werden. Davor sind schemenhaft einige Gestalten zu sehen, wohl Polizisten, die in einer infernalischen Lichtstimmung wohl den Betrieb dieses Schaufelrads überwachen. „Unsere Solidarität gehört der ‚Letzten Generation‘, sie gehört ‚Fridays For Future‘ und sie gehört den Gegnern von Stuttgart 21“, rief Wolf. Und da waren sich alle einig nach dem Schwabenstreich an diesem frösteligen Abend.