Er singt dem Weindorf das Geburtstagsständchen. Für das 40 Jahre alte Fest hat Monty Bürkle einen Walzer komponiert. Ein Gespräch über fliegende Flaschen, musizieren mit Hazy Osterwald, Udo Lindenberg und Juan Carlos sowie blutende Finger.

Herr Bürkle, wie soll Sie nennen, Dieter oder Monty?
Selbstverständlich Monty. ich habe selbst schon vergessen, dass ich Dieter heiße.
Wie sind Sie zu Ihrem Spitznamen gekommen?
Ich habe früher gerne Songs von John Fogerty von Creedance Clearwater Revival gesungen. Auf einmal hieß ich dann bei meinen Bandkollegen Monty Foger. Daraus ist der Monty übrig geblieben. Und Hazy Osterwald hat mich dann immer als der Fels, der kleine Berg angekündigt.
John Fogerty? Das ist aber weit weg vom Weindorfwalzer.
Da war ich noch jung und wild. Nein im Ernst, ich habe ein breites Spektrum, von Schlager über Swing und Pop bis zum Rock. Aber ich habe als Wildkatze angefangen.
Als Wildkatze?
Unsere erste Band hieß Wildcats. Wir waren junge Kerle, noch nicht einmalvolljährig und sind in unserem Größenwahn Anfang der 60er Jahre nach Saint Tropez gefahren zum Musizieren. Wir sind in einem Club aufgetreten bei einem Algerierfranzosen, von 18 bis 21 Uhr haben wir gegessen und dann bis Mitternacht gespielt.
Französische Musik?
Auch alles querbeet. Aber viel deutsche Sachen. Und für die Leute war es das Größte, wenn sie eine Polonaise an der Promenade machen konnten. Das war unglaublich, Jonny Haliday war da, Soraya, Brigitte Bardot. Oder war’s ein Double von Brigitte Bardot? Das haben wir nie herausgefunden.
Hört sich gut an. Warum sind sie nicht dortgeblieben?
Ich musste zum Bund. Dort habe ich gleich eine Band gegründet. Das gab viel Sonderurlaub. Danach sind wir mit den Bumblebees getourt und haben Ende der 1960er Jahre in Ami-Clubs gespielt. Vor allem in der Pfalz und in Bayern. In Baumholder sind wir vor 2500 bekifften Soldaten aufgetreten. Die waren am Ende ihrer Ausbildung und mussten nach Vietnam. Da ging’s zur Sache, da flogen auch mal Flaschen,wenn man das Falsche spielt.
Was war das Falsche?
Ich habe ja schon immer den britischen Popsänger Tom Jones verehrt, den Tiger. Dann habe ich mal aus Jux „Delila“ von ihm gespielt. Das kam nicht gut an. Die GIs waren fast alle Schwarze, die wollten Soul von den Originalen wie Wilson Pickett oder Sam Cooke. Vor uns hing ein Vorhang mit einer Eisenstange dran, damit er innerhalb von Sekunden unten war.
Und wie kamen sie zu Hazy Osterwald?
Da war ich bei Siggi Gerhard in der Band. Hazy Osterwald hatte acht Lokale in der Schweiz, da sind wir öfter aufgetreten. Der Hazy mochte mich offenbar. Als er 1983 auf die Bühne zurückkehrte, fragte er mich, ob ich dabei sein wollte.
Und sie wollten?
Klar. ich habe zwölf Jahre bei ihm gespielt, gesungen, Bass, Posaune, Gitarre gespielt. Hazy war eine große Nummer.
So groß, dass Caroline von Monaco sie eingeladen hat.
Ob sie es persönlich war, weiß ich nicht. Auf jeden Fall hat uns ihr Agent gebucht für eine große Benefizgala in Paris.Und Caroline hat sich „Green Green Gras of Home“ gewünscht von Tom Jones. Als wir fertig waren, hat Caroline mir eine Rose bringen lassen. Hazy war ein bisschen eifersüchtig.
Aber er hat sich wieder beruhigt?

Klar. Der Abend war ja auch noch lang. Die deutschen Gäste haben uns zu sich geholt, wir sollten noch ein bisschen spielen, obwohl eigentlich Ruhe angesagt war. Ein Industrieller hat Hazy Osterwald ein paar Scheine in die Hand gedrückt, und wir haben für ein paar Leute, darunter Ira von Fürstenberg und Karl Lagerfeld, Klassiker von Hazy gespielt.

 
Für Juan Carlos haben sie auch gespielt.
Ja. Wir treten oft im Hospizhotel in Arlberg auf. Da sind häufig gekrönte Häupter zu Gast. An dem Tag war Juan Carlos mit seiner Familie da. Der Wirt sagte zu mir: Du musst „Viva Espana“ spielen. Ich war skeptisch, schließlich hört der das alltäglich – und eigentlich kommt das Lied aus Belgien. Aber gut. Wir legen also los und ich sehe, wie sich Juan Carlos die Ohren zuhält. Er sagt: „No! No! No! Jodeling, please!“
Und sie haben gejodelt?
Wir haben das Kufstein-Lied gespielt. Juan Carlos war begeistert. Später saß ich dann bei ihm am Tisch und habe die spanische Königsfamilie zum Chor beim „Kriminaltango“ ausgebildet. Sie durften dann ,Ah, ih, uoh’ singen.
Mit Udo Lindenberg sind sie auch schon aufgetreten.
Udo kenne ich schon ewig. Wir haben mal am Timmendorfer Strand in einem Hotel gespielt. Udo war unter den Gästen. In der Pause hat er uns zu einem Chablis an die Bar eingeladen. Hazy war überhaupt nicht begeistert. Er hat gesagt: Die Jungs müssen noch arbeiten, die sollen nichts trinken. Aber du kannst ja nachher noch mit uns spielen.
Gesagt, getan?
Ja. Udo ist noch auf die Bühne gekommen und hat getrommelt. Aber erst hat er beim Kellner eine Flasche Chablis bestellt und sich ein Glas einschenken lassen.
Auf dem Weindorf haben sie auch schon gespielt.
Ja. Bei Hans-Peter Grandl in seiner Weinlaube. Ich habe das übliche Programm gespielt, da kam ein Russe zu mir und fragte: ,Kannst du russische Lieder?“ Ich konnte. Also drückte er mir 300 Euroin die Hand und ich spielte. Danach machte ich normalweiter. nach einer Stunde kam er wieder und sagte: ,Kannst Du mal eine Viertelstunde nicht spielen?’ Und drückte mir wieder 300 Euro in die Hand.
Leicht verdientes Geld,also?
Von wegen. Das ist hartes Brot. Ich ziehe den Hut vor jedem, der das macht. Da waren zeitweise 500 Leute. Man darf da ja nur akustisch spielen, da durchzudringen ist fast unmöglich. Heute kann ich’s ja erzählen,ich habe geschwindelt. Ich hatte einen Kartoffelsack zu meinen Füßen liegen, darin war ein Akkuverstärker mit Funk. Doch die Finger können sie nicht schonen, die waren am Ende des Weindorfs blutig.
Aber sie haben ihren Frieden und jetzt eine Weindorf-CD gemacht.
Ich kenne den Werner Koch von Pro Stuttgart schon ewig. Wir sind beide Schmidener. Er hat mich angesprochen, und dann habe ich seine Reime vertont. Jetzt gibt es einen Weindorf-Walzer.
Und noch ein bisschen mehr, oder?
Ein Lied wäre ja auch ein bisschen wenig. Es sind noch fünf Songs von mir auf der CD, natürlich Schwäbisch, passend zum Weindorf, das das Schwabenalter erreicht hat.