Wie erwartet hat es beim ersten Montagsspiel dieser Bundesligasaison massive Unmutsbekundungen der Anhänger gegeben. Den organisierten Protest, der friedlich blieb, sollten DFL und DFB zu Anlass nehmen, die Interessen der Fans wieder ernster zu nehmen, meint Sportredakteur Marko Schumacher.

Stuttgart - Die Organisatoren des Profifußballs Fußballs haben in den vergangenen Jahren viel dafür getan, den Fans den Spaß zu nehmen. Es gibt korrupte Funktionäre und groteske Ablösesummen, Helene Fischer als Pausenunterhaltung beim Pokalfinale und elf verschiedene Anstoßzeiten in den Ligen eins bis drei. Eine davon hat nun ihre Premiere gefeiert, wobei gefeiert in diesem Zusammenhang ein denkbar unpassender Ausdruck ist.

 

Der Anpfiff verzögert sich vor dem Spiel und auch nach der Pause

Beim ersten von fünf regulären Montagsspielen in der Bundesliga, dem Duell zwischen Frankfurt und Leipzig (2:1), demonstrierten traditionsbewusste Eintracht-Fans erwartungsgemäß, was sie von dieser Neuerung halten. Massiv protestierten sie vor dem Spiel und auch in der Halbzeit; und wie angekündigt sorgten sie dafür, dass sich der Anpfiff beide Male verzögerte. Es mag sich bei den umstrittenen Montagsspielen lediglich um fünf von 306 Bundesligapartien im Jahr handeln – für viele Fans aber sind sie ein weiteres Symbol für außer Kontrolle geratene Kommerzialisierung.

Immerhin: das befürchtete Chaos blieb aus – auch weil die Eintracht-Verantwortlichen im Vorfeld viele Gespräche geführt und den Fans ausnahmsweise viele Freiheiten gelassen hatten. Der Anhang durfte seinen Unmut sogar im Stadion-Innenraum kundtun – ein Novum. Im Gegenzug hielten sich die Anhänger an alle Absprachen und verzichteten darauf, die große Bühne zum plumpen Krawallmachen zu nutzen. Der heftige, aber friedliche Protest zeigt: Konstruktiver Dialog mit den Fans ist möglich und sinnvoll – wenn man es denn will.

Die Fans haben in den vergangenen Jahren viel schlucken müssen

Dieses Beispiel sollten auch DFB und DFL zum Anlass nehmen, ihr ewiges Wachstumsstreben zu überdenken und die Interessen der Zuschauer wieder mehr ins Kalkül zu ziehen. Der Fußball ist an einem gefährlichen Punkt angekommen, an dem viele Fans endgültig nicht mehr bereit sind, alle Zumutungen klaglos hinzunehmen – zu Recht. Zu viel haben sie in den vergangenen Jahren schlucken müssen – und können im Gegenzug nicht erkennen, dass das Spiel durch die vielen (Fernseh-)Milliarden besser und die Bundesliga international erfolgreicher geworden wäre.

Vier weitere Montagsspiele wird es diese Saison geben, vier weitere Male dürfte es an Protest nicht fehlen. Die Verbände sind gut beraten, die Sache ernst zu nehmen.