Das Nikolaus-Cusanus-Haus in Birkach interessiert sich für das Grundstück der Neuapostolischen Kirche Stuttgart. Dieses liegt an der Moosheimer Straße. Das Altenwohnheim möchte dort einen Kindergarten eröffnen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Birkach - Sie haben zunächst gezögert, jetzt schon mit ihren Absichten an die Öffentlichkeit zu gehen. Schließlich gebe es derzeit mehr Fragen als Antworten. So sagen es die Verantwortlichen im Nikolaus-Cusanus-Haus, namentlich Heinz Bollinger, Ursula Schütt und Andreas Bockemühl. Dann ist die Nachricht doch durchgesickert: Das Birkacher Altenwohnheim hat sein Interesse signalisiert, das nahe gelegene Grundstück der Neuapostolischen Kirche an der Moosheimer Straße zu kaufen, um dort eine Kindertagesstätte zu eröffnen.

 

Die Anwohner des ausgedienten Gotteshauses haben dieser Tage Post bekommen. In einem Brief informiert das Nikolaus-Cusanus-Haus die Nachbarn über die Pläne. Die Verantwortlichen im Alten- und Pflegeheim wollen die Birkacher von Anfang an auf dem Laufenden halten, um möglichen Widerstand bestenfalls erst gar nicht aufkommen zu lassen.

Wie kritisch Anwohner auf den Bau oder Ausbau eines Kindergartens reagieren können, zeigt aktuell das Beispiel in Hoffeld. Dort will die katholische Kirchengemeinde eine bestehende Einrichtung sanieren und vergrößern. Das stößt nicht nur auf Gegenliebe (wir berichteten).

Die Kirche braucht das Gotteshaus nicht mehr

Das Grundstück an der Moosheimer Straße in Birkach steht derweil seit anderthalb Jahren zum Verkauf. Die Neuapostolische Kirche braucht das einstige Gotteshaus nicht mehr; es war laut der Gemeinde immer schwieriger geworden, Ehrenamtliche zu finden, die sich um Kirche und Garten kümmern. Zunächst hatte sich die Stadt Stuttgart für die Fläche interessiert, ebenfalls um eine Kindertagesstätte zu bauen. In Birkach mangelt es an Plätzen für Kinder, die jünger als drei Jahre sind.

Als die Verwaltung erfuhr, dass sich das Nikolaus-Cusanus-Haus dieselben Gedanken um das Grundstück gegenüber der Grundschule machte, hat sie ihr eigenes Bestreben einstweilen zurückgestellt. Die Stadt wolle einem privaten Investor gern den Vortritt lassen, sagte Doris Rüdiger, die stellvertretende Leiterin des städtischen Liegenschaftsamts, vor einem Monat.

Der Kindergarten, der den Verantwortlichen vom Nikolaus-Cusanus-Haus in ihren Überlegungen vorschwebt, wäre ein Waldorfkindergarten. Was nicht weiter verwunderlich ist, hat doch auch das Altenwohnheim einen anthroposophischen Hintergrund. Als Betreiber soll sich in den nächsten Wochen ein eigener Verein gründen. Stand heute hätte die Einrichtung 40 bis 45 Plätze. „Zudem könnten im Obergeschoss zwei seniorengerechte Wohnungen entstehen“, steht in dem Brief an die Anwohner. Das Kirchengebäude müsste für diese Zwecke wohl abgerissen werden.

Der Kindergarten wäre ein Wettbewerbsvorteil

„Ein Kindergarten wäre eine gute Ergänzung unseres Angebots“, sagt Heinz Bollinger, der Hausleiter. Er und seine Kollegen stellen sich eine Art Betriebskita vor, die dem Nikolaus-Cusanus-Haus unter anderem bei der Suche nach neuen Mitarbeitern helfen könnte. „Ein Wettbewerbsvorteil“, nennt Bollinger das. Die Plätze wären aber auch für andere Kinder.

Er und die anderen hoffen, dass das Wohlwollen der Stadt ihnen die Verhandlungen mit der Neuapostolischen Kirche erleichtert – und außerdem mögliche bürokratische Hürden abträgt. Die Verantwortlichen im Nikolaus-Cusanus-Haus wollen in Kürze eine Bauvoranfrage bei der Verwaltung einreichen. Diese soll klären, ob die Pläne für die Fläche an der Moosheimer Straße überhaupt realistisch sind.

Erst wenn die Unterlagen beim Baurechtsamt liegen, kann der stellvertretende Leiter Rainer Grund über die Chancen des Projekts sprechen. Nur so viel: „Wir halten es nicht für ausgeschlossen.“ Derzeit ist dort nur eine Kirche erlaubt, sprich das Baurecht müsste geändert werden.