Zwei Morde an Chinesen in Ostdeutschland haben die Gemeinschaft der in Deutschland lebenden Chinesen erschüttert. Im Internet raten sie nun davon ab, das Land zu besuchen.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Es sind zwei Morde, die nichts miteinander zu tun haben. Zwei Morde in Ostdeutschland, zwei Morde, bei denen die Opfer aus China stammen. In einem Fall hat am Donnerstag der Bundesgerichtshof in Karlsruhe verhandelt, in dem anderen ermittelt die Polizei. Derweil warnen im Internet zahlreiche Chinesen ihre Landsleute davor, nach Deutschland, zu kommen – insbesondere nach Ostdeutschland.

 

Der Mord an Li Yangjie gehört zu den spektakulärsten Mordfällen, die Sachsen-Anhalt seit der Wende zu verzeichnen hatte. Die 25 Jahre alte Architektur-Studentin war am 11. Mai 2016 nicht vom Joggen nach Hause zurück gekehrt. Ihre Leiche wurde im Hinterhof eines Hauses unter einem Nadelbaum gefunden. Die Ermittlungen der Polizei waren von Pannen und von Vertuschungsvorwürfen begleitet. Als sich herauskristallisierte, wer der Täter sein könnte, wurde der Dessauer Polizei die Ermittlung entzogen. Es handelte sich um den Sohn einer Polizistin, um den Stiefsohn des Revierleiters.

Auf das übelste vergewaltigt

Spuren am Tatort ergaben, dass die junge Chinesein auf das übelste vergewaltigt wurde, und dass sie sich massiv zur Wehr gesetzt hatte. Ihrem Peiniger wurde die junge Frau durch die Verlobte des Täters zugeführt. Während der Mann vom Landgericht Dessau wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt wurde, ist seine Verlobte mit fünfeinhalb Jahren Haft wegen sexueller Nötigung bestraft worden. Ihre Revision ist nun vor dem Bundesgerichtshof verhandelt worden, das Urteil ergeht am 6. September.

Nahezu zeitgleich ist die Polizei in Jena dabei, Leichenteile eines ermordeten Chinesen aus der Saale zu ziehen. Am Dienstag war ein 23-Jähriger Student aus Vietnam auf der Polizei erschienen und hatte angegeben, einen Menschen getötet und in dem Fluss versenkt zu haben. Zwei Stunden, nachdem Taucher der Polizei mit der Suche nach der Leiche begannen, fanden sie erste Teile von ihr. Die Suche dauerte bis Donnerstag an, es wurden weitere Leichenteile gefunden. Gegen den Studenten wurde inzwischen Haftbefehl erlassen.

Ein Motiv für die Tat liegt noch im dunkeln

Bei dem Opfer soll es sich um einen 26 Jahre alten chinesischen Mitstudenten handeln, der neben dem Vietnamesen gewohnt haben soll. Nach Angaben chinesischer Medien handelt es sich um einen Mann aus der Shanxi-Provinz, der unter anderem Deutsch an der Friedrich-Schiller-Universität studiert habe. Seine Eltern sind inzwischen auf dem Weg nach Deutschland, ein Motiv für die Tat gibt es nach Auskunft der Staatsanwaltschaft in Jena bisher nicht.

Bei den in Deutschland lebenden Chinesen haben die beiden Fälle für mehr Verunsicherung gesorgt als die Ereignisse in Chemnitz. Auf der chinesischen Facebook-Version WeChat sind die Studenten aus dem Reich der Mitte überdurchschnittlich gut miteinander vernetzt. „Vor allem Studenten denken, Deutschland ist super sicher und gemütlich, aber das ist nicht mehr so“, erklärt ein Teilnehmer namens Joé. Eine Teilnehmerin sagt: „Ich kann nur allen Studenten, die in Deutschland studieren wollen raten, geht nicht nach Osten“. Eine andere junge Frau erklärt, dass sie zuvor in Kanada studiert habe, und sich dort viel sicherer gefühlt habe. „Wohnungen, die auch Studenten bezahlen können, liegen in Deutschland oft in schlechten Gegenden, da traue ich mich nachts nicht auf die Straße“, meint sie.

Diesen Ratschlag hatte im vergangenen Jahr auch die chinesische Botschaft in Berlin gegeben. Bei der Sicherheitslage in Deutschland habe es eine „große Veränderung“ gegeben, hieß es da.