Der besten Freundin des Opfers fällt die Aussage extrem schwer. Der Bruder des Opfers berichtet von Schikane und Gewalt. Das Rätsel um den Brandbeschleuniger ist inzwischen gelöst.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Backnang/Stuttgart - Mit Spannung war im Prozess um den Mord an der jungen Backnangerin Katharina K. die Aussage von deren bester Freundin erwartet worden. Am ersten Prozesstag war die 27-Jährige auf einem der Zuschauerplätze gesessen. Damit Zeugen unvoreingenommen aussagen können, versuchen Gerichte dies eigentlich zu vermeiden. Prompt hatten der Angeklagte Daniel E. und sein Anwalt die junge Frau bemerkt.

 

Bald darauf hatte die Ludwigsburgerin sich krank gemeldet. Eine Allgemeinarztpraxis bescheinigte ihr eine posttraumatische Belastungsstörung. „Dass sie herkommen kann, hat sie uns doch schon selbst bewiesen“, merkte der Vorsitzende Richter Uwe Tetzlaff an, erkundigte sich aber beim Psychiatrischen Sachverständigen Peter Winckler. Der ging davon aus, die Zeugin könne „allenfalls mittelbar“ traumatisiert sein. Also wurde sie erneut geladen.

Freundin von Katharina K.: „Die kommt nicht mehr wieder.“

Am jüngsten Gerichtstermin wurde nun klar, warum die junge Frau sich nicht imstande sah, auszusagen: Sie hatte Angst. Nachdem der Psychiater Winckler mit ihr gesprochen hatte, erreichte sie mit zitternden Beinen den Zeugenstand. Oft unter Tränen, unter dem Beistand ihrer Mutter und eines breitschultrigen Wachtmeisters, der sich zwischen ihr und dem Angeklagten platzierte, schilderte sie, dass sie das Mordopfer seit dem Babyalter gekannt habe. Und bis einen Tag vor dem Tod der Freundin habe sie täglich mit ihr telefoniert.

Wirklich neue Fakten kamen durch ihre Aussage nicht ans Licht. Aber sie bestätigte, dass Daniel E. seine Partnerin oft gewürgt habe. „Sie hatte Angst, dass er sie umbringt“, erzählte die junge Frau mit zitternder Stimme. Niemals, so die Zeugin, hätte die zweifache Mutter die beiden Kinder mit dem Angeklagten allein gelassen, wie dieser gegenüber der Polizei behauptet hatte. Als ihre beste Freundin vermisst wurde, in der Wohnung aber noch ihre Jacke und ihr Geldbeutel gelegen hätten, sei ihr klar gewesen: „Die kommt nicht mehr wieder.“

Wie turbulent es in der Beziehung von Katharina K. und Daniel E. zugegangen sein muss, verdeutlichte die Aussage eines Bruders von Katharina K. Der Angeklagte habe einen GPS-Tracker in Katharinas Auto installiert, um sie zu überwachen, und seine Partnerin immer wieder eingeschüchtert. Mal, indem er ihre EC-Karte zerschnitten habe, mal mit Drohungen, ihr das Kind wegzunehmen, mal mit Gewalt.

Diesel ist schwer brennbar – und diente dennoch als Brandbeschleuniger

Doch auch der Bruder schreckte vor Prügel nicht zurück, um seine Schwester zu schützen. „Danach sah er nicht mehr so gesund aus“, erzählt der hagere 28-Jährige über einen Vorfall, bei dem er E. mit der Faust ins Gesicht geschlagen hatte. Doch im Endeffekt habe er K. vielleicht mit seinem Ausraster nur zu Daniel E. zurückgebracht. „Sie hatte danach Mitleid mit ihm“, sagt er. Den Angeklagten halte er für psychisch krank: „Die Betrügereien braucht er für sein Ego, er will sich ständig damit beweisen.“

Eines der Rätsel dieses Falles ist inzwischen gelöst: das um den Diesel. Daniel E. war am Tag nach dem Verschwinden seiner Ex-Freundin dabei gefilmt worden, wie er in einer Tankstelle in Marbach (Kreis Ludwigsburg) zwei Kanister mit Dieseltreibstoff befüllte. Die Ermittler sind überzeugt, dass E. diesen Kraftstoff benutzt hat, um im nahen Eglosheim die Leiche in Brand zu stecken. Nun gilt Diesel wegen seiner im Vergleich zu Benzin höheren Zündtemperatur als schwer entflammbar. Eine Brandsachverständige hat jedoch festgestellt, dass zum Anzünden des Mordopfers tatsächlich Diesel verwendet wurde. Wenn der Treibstoff auf Stoff gekippt und dieser dann angezündet werde, so die Expertin, eigne er sich auch als Brandbeschleuniger.

Für den Prozess mitentscheidend sein wird am kommenden Montag, 26. November, die Aussage des Sachverständigen Peter Winckler. Er hat den Auftrag, in einem Gutachten die Schuldfähigkeit des Angeklagten Daniel E. zu beurteilen. In diesem Prozess ist dies eine sehr schwere Aufgabe: Der Angeklagte hat sich bislang vor Gericht mit keinem Wort geäußert. Während einige Zeugen – vor allem die Familie des Opfers – E. als aufbrausenden Kontrollfreak und Psychopathen schildern, haben ihn andere Zeugen als liebevollen und humorvollen Vater beschrieben.