Die Vietnamesin Doan Thi Huong ist zwei Jahre nach ihrem Giftanschlag auf den Halbbruder von Kim Jong Un aus dem Gefängnis entlassen worden. Sie darf in ihre Heimat zurückkehren.

Kuala Lumpur - Ein Giftmord, über den die ganze Welt redet - und jetzt scheint alles vorbei: Zwei Jahre nach der Ermordung des Halbbruders von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist die einzige verurteilte Attentäterin aus der Haft entlassen worden. Die Vietnamesin Doan Thi Huong durfte am Freitag aus Malaysia zurück in ihre Heimat.

 

Mord wurde nie richtig aufgeklärt

Alle anderen Beteiligten konnten gleich nach dem Giftmord auf dem Flughafen von Kuala Lumpur im Februar 2017 fliehen oder kamen ohne Urteil frei. Der Tod von Kim Jong Nam (45) hatte weltweit Schlagzeilen gemacht. Richtig aufgeklärt wird er nun wohl nie.

Die 30 Jahre alte Vietnamesin wurde am Morgen aus ihrem Gefängnis in der Nähe von Malaysias Hauptstadt entlassen, wie ihr Anwalt Hisyam Teh der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Doan war im April von einem Gericht der vorsätzlichen Körperverletzung für schuldig befunden worden. Den Vorwurf des Mordes ließ die Staatsanwaltschaft fallen. So kam sie mit einer Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten davon, aus der sie nun vorzeitig entlassen wurde. Zwei Jahre Untersuchungshaft wurden verrechnet.

Frauen behaupten, von dem Anschlag nichts gewusst zu haben

Die Vietnamesin hatte den Halbbruder des Diktators gemeinsam mit einer Indonesierin auf dem Flughafen von Kuala Lumpur getötet. Der ältere Kim war auf dem Weg nach Macau. Beide Frauen behaupten, dass sie nicht wussten, was sie taten. Angeblich dachten sie, dass sie für einen Fernsehscherz im Stil der „Versteckten Kamera“ einem fremden Mann Babyöl ins Gesicht drücken sollten. Tatsächlich handelte es sich um Nervengift.

Die indonesische Komplizin kam vor einigen Wochen auf Drängen ihrer Regierung frei, ohne dass ein Urteil gesprochen wurde. Die mutmaßlichen Drahtzieher gingen bislang straffrei aus - und dabei wird es wohl bleiben. Alles deutet darauf hin, dass Nordkoreas Geheimdienst hinter dem Attentat steckt. Mehrere Nordkoreaner, die mit den beiden Frauen in Kontakt waren, setzten sich gleich nach dem Attentat aus Malaysia in ihre Heimat ab. Sie werden nun mit internationalem Haftbefehl gesucht.

Der Fall hatte die Beziehungen zwischen Malaysia und Nordkorea massiv belastet. Inzwischen haben sich die Dinge wieder beruhigt. Offensichtlich hatte auch Malaysia kein großes Interesse mehr daran, den Fall aufzuklären.

Kim Jong Nam fiel in Ungnade

Kim Jong Nam war ältester Sohn des langjährigen Machthabers Kim Jong Il (1941-2011) aus einer früheren Ehe. Eine Zeit lang galt er als erster Anwärter auf die Nachfolge. Dann fiel er jedoch in Ungnade. Die letzten Jahre verbrachte er außerhalb Nordkoreas. Experten halten es jedoch für möglich, dass Kim Jong Un den Halbbruder immer noch als Rivalen ansah. Angeblich hatte Kim Jong Nam Kontakte zur CIA.

In der Zeit nach dem Anschlag gelang es dem Diktator, die internationale Isolation aufzuweichen. Kim Jong Un traf unter anderem mit US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin zu Gipfeln zusammen. Auch andere Staaten suchen Kontakt.