Am 6. Mai war es passiert. Gegen 19.10 Uhr verließ die Milliardärin das im Westen Nizzas gelegene Krankenhaus, in dem ihr Sohn Gildo nach einem schweren Gehirnschlag ärztlich betreut wird. Draußen wartete Mohamed Darwich, seit mehr als zehn Jahren in Diensten der alten Dame, am Steuer ihres Wagens. Was folgte, zeigen Aufzeichnungen einer vor der Klinik angebrachten Videokamera. Hélène Pastor nimmt auf dem Beifahrersitz Platz. Ein Späher gibt ein Handzeichen. Ein Komplize feuert vor den Augen fassungsloser Passanten aus einem Gewehr mit abgesägtem Lauf auf die Windschutzscheibe des Wagens. Er kommt näher, betrachtet durch die geborstene Scheibe sein blutiges Werk, gibt eine zweite Salve ab. Gemessenen Schrittes verlassenen Schütze und Späher den Tatort, steigen in einen Bus, dann in ein Taxi. Pastors Fahrer erliegt nach vier Tagen seinen Verletzungen, sie selbst stirbt nach zwei Wochen.

 

Die Polizei schließt die Mafia als Täter aus

Viel amateurhafter könne man kaum jemanden umbringen, versichert die Staatsanwaltschaft Marseille, die sich auf ein Dutzend Augenzeugen, das Video der Überwachungskamera sowie die Aussage des Taxifahrers stützen kann, der die in einem Elendsviertel im Norden Marseilles wohnenden mutmaßlichen Täter für 500 Euro nach Hause chauffiert hat. Die Ermittler schenkten Gerüchten, wonach Profikiller der italienischen Mafia die Baukönigin Monacos aus dem Weg geräumt haben sollen, denn auch keinen Glauben. Stattdessen verfolgten sie die Spur der auf dem Video gut zu erkennenden Amateurkiller, die sie nun auch zu deren Auftraggeber geführt zu haben scheint.

Der Hauptverdächtige sei Janowski, der bisher ebenfalls in aller Diskretion seinen Geschäften nachgehende Schwiegersohn der Ermordeten, teilte der leitende Staatsanwalt Brice Robin mit. Auf den Konten des Honorarkonsuls seien befremdliche Buchungen  registriert worden. Und das Mordmotiv? Er werde es nachreichen, verspricht der Chefermittler. Noch sei es zu früh, um darüber zu sprechen.