Der Gerichtsprozess um einen lange zurückliegenden Mord in Sindelfingen hat Fahrt aufgenommen. Wie der Anwalt der Opferfamilie berichtet, ist diese von dem DNA-Ergebnis überrascht.

Stuttgart - Im Prozess um einen Mord vor 25 Jahren hat die Familie der getöteten Frau nach Angaben ihres Anwalts überrascht auf den DNA-Treffer und die mögliche Aufklärung des Falls reagiert. „Wir waren tatsächlich überrascht, denn eigentlich hatte ich gehofft, dass ich die vollständige Akte kriege, und dann kam die Mitteilung, die neuerliche Überprüfung der Asservate und der DNA habe zu einem Treffer geführt“, sagte der Anwalt der Nebenklage am Mittwoch vor dem Landgericht Stuttgart. Die Familie habe von der Polizei von den neuen Ermittlungen erfahren, die zur Anklage eines 70-jährigen Mannes aus Norddeutschland führten.

 

Der Mann muss sich seit Mittwoch vor dem Stuttgarter Landgericht wegen Mordes verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im Juli 1995 eine 35 Jahre alte Frau in Sindelfingen ermordet zu haben. Der Mann soll die ihm unbekannte Frau mit mehreren Stichen heimtückisch getötet haben. „Sie hat nicht damit gerechnet“, sagte die Staatsanwältin beim Verlesen der Anklage. Das Landgericht Würzburg hatte ihn in einem anderen Fall bereits im Jahr 2007 wegen Totschlags und räuberischer Erpressung verurteilt.

Der zur Tatzeit im Kreis Böblingen lebende Mann war laut Staatsanwaltschaft bereits 1995 ins Visier der Ermittler geraten. Zeugen gaben damals an, sein Auto in Tatortnähe gesehen zu haben. Die Ermittlungen liefen allerdings ins Leere. Der Fall landete in den Aktenschränken, bis Experten des Landeskriminalamts in Baden-Württemberg erneut eine DNA-Spur überprüften, die damals am Körper des Opfers gesichert worden war. Modernere Technik führte die Ermittler auf die Spur des 70-Jährigen.