Eine Putzkraft hat womöglich nur wenige Meter von den Mördern von Aie W. den Boden gewischt. Und die Version der beiden Angeklagten scheint inzwischen immer weniger glaubwürdig.

Backnang/Stuttgart - Es muss eine Sache von wenigen Metern gewesen sein: Genauestens hat am Mittwoch ein Putzmann vor dem Landgericht Stuttgart schildern müssen, welche Stellen der Asien-Perle er wann geputzt hatte – damals, in der Nacht zum 4.  März 2016, als die Chefin des Backnanger Lokals gewaltsam zu Tode kam. Der Grund, warum der Vorsitzende Richter den Zeugen bis ins kleinste Detail ausfragte: Es ist gut möglich, dass sich zu diesen Zeitpunkt die Mörder der Aie W. schon im Gebäude befanden und sich in einer dunklen Ecke des Restaurants versteckten.

 

Sohn des Opfers: Klebeband stammte nicht aus der Asien-Perle

Der Kreis der Beweisaufnahme hat sich indes seit Prozessbeginn immer weiter geschlossen. Der nächste Prozesstag ist für den 18. Oktober angesetzt – relevanter wird aber voraussichtlich der Termin am 8. Dezember: An diesem Tag soll sich der psychiatrische Gutachter zur Schuldfähigkeit äußern. Auch muss das Gericht noch bekannt geben, ob es die rumänische Vorstrafe des älteren der beiden Angeklagten berücksichtigt: Er war wegen Vergewaltigung und Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt worden. Sein Anwalt bezweifelt aber die Rechtmäßigkeit dieses Urteils.

Die Version der beiden Angeklagten hat inzwischen immer mehr an Glaubwürdigkeit eingebüßt: Überwachungsvideos benachbarter Firmen haben es so gut wie ausgeschlossen, dass außer den Angeklagten weitere Unbekannte die Asien-Perle betreten haben. Und das Klebeband, mit dem Aie W. gefesselt wurde, stammte laut dem 31-jährigen Sohn des Mordopfers nicht aus dem Lokal – was bedeuten würde, dass die Angeklagten es zu ihrem Einbruch mitgebracht und nicht, wie von ihnen behauptet, spontan danach gegriffen hatten, als sie von Aie W. überrascht worden seien.