Lange wurde die Gefahr rechten Terrors unterschätzt. Es spricht immer mehr dafür, dass der Mord an Walter Lübcke der bisher folgenschwerste Beweis für diese Sicherheitslücke ist, kommentiert Katja Bauer.

Berlin - Noch ist im Mordfall Lübcke keine Anklage erhoben. Aber schon mit der Festnahme von Stephan E. stellte sich eine Frage: Weshalb hatten die Sicherheitsbehörden diesen Mann nicht auf dem Schirm? Schließlich handelt es sich um einen guten Bekannten, der mehr als 20 Jahre als Neonazi aktenkundig und mehrfach wegen Gewaltdelikten vorbestraft ist. Schon damals schien die Vorstellung unwahrscheinlich, dass ein Mensch mit solch gefestigter Ideologie plötzlich apolitisch wird. Wenn die jetzt veröffentlichten Erkenntnisse zutreffen, dann blieb der Rechtsextremist E. ein Rechtsextremist, ging auf einschlägige Demos, veranstaltete Schießübungen, handelte mit Waffen und radikalisierte sich immer weiter. Und der Verfassungsschutz? Wieso klappte er die Akte zu und schaute weg?