Zwei Jahre nach dem Mord an dem elfjährigen Tobias in Weil im Schönbuch gibt noch keine Spur des Täters - eine Dokumentation
Stuttgart - "Man muss sein Leben selbst finden. Es ist gut, wenn der Alltag weitergeht. Bis jetzt wurden wir von einer Psychologin unterstützt. Sie arbeitete bisher, ohne ein Honorar dafür zu erhalten. Für unsere traumatologische Behandlung haben wir noch keinen Cent bekommen.
Ob das Versorgungsamt die Kosten übernehmen wird, ist fraglich. Und wie lange sich das noch hinzieht, wissen wir auch nicht. Offenbar geht das aber nicht nur uns so. Es gibt noch andere Hinterbliebene in einer solchen Situation.
Wir fühlen uns sehr allein gelassen. Du kannst deine Kinder nicht vor allen Gefahren schützen. Wir wissen bis heute nicht, warum er überhaupt sterben musste. Es hätte jedem Kind passieren können. Das sind Schicksalsschläge, die niemand beeinflussen kann." (Tobias' Mutter"Weil im Schönbuch, im Oktober 2002)
Tobias klingelt jetzt nicht mehr
Es ist kurz nach eins. Ausgelassen rennen Kevin und seine Klassenkameraden durch die Gassen von Weil im Schönbuch. "Ja, Tobias habe ich natürlich gekannt", sagt der elfjährige Hauptschüler. Ein Schatten legt sich über sein fröhliches Gesicht.
Mehr mag der Junge nicht sagen. Aber dort drüben, sagt er noch, dort drüben habe er gewohnt. Einst hatten sie denselben Nachhauseweg, er und der damals ebenfalls elfjährige Tobias.
Das enge Sträßchen im alten Ortskern wirkt wie ausgestorben. Einige Autos stehen vor schlichten Eigenheimen. Nur das letzte Haus fällt auf. Über dem riesigen Garagentor hängt ein Basketballkorb. Neben der Eingangstür baumelt ein selbst gebastelter Drachen, der Trog am Treppengeländer ist liebevoll bepflanzt.
Hier also hat ihn die Mutter in Empfang genommen, wenn er nach Hause gestürmt ist um die Mittagszeit. Tobias klingelt jetzt nicht mehr.
"Was mich sehr überrascht hat, waren die Ruhe und Gefasstheit"
Tobias war sehr beliebt, kein Einzelgänger, aber ein Schüler, der in der Lage war, sich alleine zu beschäftigen. Er war sehr wissbegierig, offen, naturverbunden, ein angenehmer Schüler, der seinen Weg gegangen wäre.
"Es erschüttert mich heute noch, wenn ich daran denke, wie ich die Nachricht erfuhr. Ich war selbst auf dem Weg zu einer Beerdigung, als mein Konrektor mich anrief. Was er sagte, war wie ein Märchen, unwirklich. Erst Stunden später habe ich allmählich die Tragweite dieser Tat erfasst.
Ich gestehe, dass mich spontan eine innere Wut gepackt hat. Gleichzeitig empfand ich eine Ohnmacht, die mich bis heute nicht ganz losgelassen hat.
Ein, zwei Tage habe ich gebraucht, um überhaupt über die Ereignisse reden zu können. Ich wusste, dass ich mit Tobias' Eltern sprechen musste. Ich kannte die Mutter, weil sie bei uns an der Schule in der Kernzeitbetreuung aktiv war und auch dem Elternbeirat angehörte.
Trotzdem war ich unsicher und fragte mich, was ich ihr sagen konnte, ohne in Floskeln abzugleiten oder oberflächlich zu werden.
Was mich sehr überrascht hat, waren die Ruhe und die Gefasstheit, mit der sie reagierte. Das war auch noch bei dem Gedenkgottesdienst so, der sonntags stattfand. Dieser Akt war auch für unsere Schüler ein wichtiger Schritt, um Abschied zu nehmen. Die meisten wollten eigentlich nicht darüber reden; es war eine gedrückte Stimmung, die sich wie ein Nebel über die Sache gelegt hatte.
Auch manche Eltern haben sehr ängstlich reagiert und ihre Kinder keinen Schritt mehr unbeobachtet machen lassen. Man hatte das Gefühl, der Mörder säße hinter jeder Ecke und lauere auf sein nächstes Opfer. Angst. Es war einfach Angst.
Inzwischen denke ich, man hätte manches besser verkraften können, wenn der Täter gefasst worden wäre. Ich befürchte, dass der Fall nicht mehr aufgeklärt werden kann, aber ich halte es für wichtig, dass wir zu Tobias' Ehren und seinem Andenken immer wieder Zeichen setzen. Man darf nicht vergessen, dass hier ein Menschenkind aus unerklärlichen Gründen sterben musste."(Rektor Karl Heinz Hartmann" Weil im Schönbuch, im Oktober 2002)
Tobias wollte am See ein "Lägerle" bauen
"Darf ich heute zum See, angeln", fragt Tobias seine Mutter an jenem 30. Oktober 2000. Vorher war er auf der Bank. Es ist Weltspartag, und zu Beginn der Herbstferien ist es zwar frisch, aber sonnig. Um halb drei verabschiedet sich der Junge von seiner Mutter und verspricht, um halb sechs wieder daheim zu sein.
Es bläst ein ordentlicher Wind, drei Kinder lassen in der Nähe des Schönbuchs Drachen steigen. Tobias hat sein Angelzeug dabei und fragt die Buben, ob sie mit ihm am Dörschachsee "ein Lägerle" bauen wollen.
Der Vater findet seinen toten Sohn
Die Kinder lehnen ab, Tobias radelt weiter. Nach ihren Angaben muss das gegen halb vier gewesen sein. Sie sind die Letzten, die Tobias lebend gesehen haben. Mit Ausnahme des Täters.
Niemand weiß, wo Tobias ist
Etwa eine halbe Stunde später sei ein Auto an den Wiesen entlanggefahren, eine dunkle Großraumlimousine, berichten die Kinder. Ein Mann sei ausgestiegen, um sein Fahrzeug herumgelaufen und dann in Richtung Weiher gefahren.
Dunkel gekleidet sei er gewesen, etwa 20 bis 30 Jahre alt. Möglicherweise hatte der Wagen ein Böblinger Kennzeichen. Doch genau können sich die jungen Zeugen nicht daran erinnern, obwohl sie von Psychologen sogar während einer Tiefenentspannung befragt wurden. Von dem Mann und seinem Auto fehlt bis heute jede Spur.
Es wird früh dunkel an jenem Oktoberabend. Um 18 Uhr macht sich die Mutter Sorgen. Als ihr Sohn nicht nach Hause kommt, fährt sie zum See und ruft in die hereinbrechende Nacht. Keine Antwort. Auch die Freundin, bei der sich Tobias manchmal aufhält, und die später alarmierte Großmutter wissen nicht, wo der Junge ist.
Der Vater findet seinen toten Sohn
Um halb acht kommt der Vater nach Hause. Er nimmt seine Taschenlampe, fährt zum See und sucht das mit Schilf bewachsene Ufer ab. Er findet das Fahrrad seines Sohnes, das an einem Holzstapel lehnt.
Gegen halb zehn beginnt es zu regnen. Der Vater leuchtet das Gelände mit dem Fernlicht seines Autos aus. Er ruft nach dem Jungen. Keine Spur von Tobias.
Eine Viertelstunde später alarmiert er die Polizei. Mit einer Beamtin macht sich der Vater noch einmal auf die Suche. Sie geht rechts, er links um die Anglerhütte herum. Der Vater findet seinen Sohn. Tobias liegt hinter der Hütte. Er ist tot.
"Wieder regierte Angst auf den Straßen"
"Ich kann mich noch genau an diesen Abend erinnern, an meine Kinder, die schliefen, und an den Regen, der ans Fenster prasselte. Alles war so friedlich, und am nächsten Morgen war alles anders.
Das öffentliche Leben stand still; alles war überschattet von diesem Verbrechen. Trotzdem gab es tausend Dinge zu tun - und es war klar, dass einiges davon von mir erledigt werden musste. Da war zum Beispiel der Kondolenzbesuch bei den Hinterbliebenen. Das hat mich ungeheuer mitgenommen.
Aber es musste jemanden geben, der den Angehörigen in dieser schwierigen Situation die Hand reicht.
Einige Monate nach der Tat ist draußen am See eine weitere Leiche gefunden worden. Als die Polizei mir das mitteilte, dachte ich nur: nicht schon wieder. Zum Glück hat sich schnell geklärt, dass die Frau Selbstmord begangen hat.
Aber allein die Tatsache, dass sie das an diesem Ort tat, war ein Schock. Spürbare Erleichterung gab es erst, als die Polizei einige Wochen später einen Tatverdächtigen festgenommen hat. Umso größer waren die Enttäuschung und der Schock, als er kurz darauf wieder freigelassen wurde.
Wieder regierte die Angst auf den Straßen, wieder ließen Eltern ihre Kinder nicht mehr unbeobachtet spielen. Wir wussten, dass wir den Menschen diese Angst nehmen mussten - so verständlich sie auch war. Und wir wussten, dass wir die Polizei unterstützen mussten - vor allem, als es um die umstrittenen Massenspeichelproben ging.
Doch die überwältigende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger hatte das Verfahren akzeptiert. Auch für mich wiegt in diesem Fall die Verbrechensaufklärung schwerer als die Bürgerrechte, die durch so einen Eingriff womöglich verletzt werden könnten.
Bis heute spricht zwar vieles dafür, dass der Täter aus der Gemeinde stammen könnte oder sich hier zumindest gut auskannte.
Aber nach der Auswertung der Speichelproben haben wir die Gewissheit, dass der Täter nicht von hier kommt. Das hat den Menschen eine Sicherheit zurückgegeben, die dafür sorgt, dass der Mordfall Tobias inzwischen im öffentlichen Leben kaum noch eine Rolle spielt. Zeit heilt Wunden. Dieser Satz trifft hier zu - und das ist gut so. (Bürgermeister Andreas Brand" Weil im Schönbuch, im Oktober 2002)
An Tobias Jacke kleben Blut- und Faserspuren
Tobias ist erstochen worden. Sein Leichnam wird in einem Sarg abtransportiert. Es regnet immer stärker. Die Beamten der Spurensicherung haben es mit matschigem Gelände zu tun. Sie suchen das angrenzende Waldgebiet ab, am Tag darauf durchkämmen Hundertschaften systematisch die Umgebung. Erfolglos.
Am Anfang stehen viele Spekulationen
Außer der Angel des Opfers finden die Beamten nur eine leere Zigarettenschachtel der Marke West, die im See treibt und vom Täter sein könnte. An Tobias' Jacke kleben Blut- und Faserspuren. Das fremde Blut stammt von einem Mann - und "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vom Täter", sagt die Polizei.
Es sei mit sämtlichen acht relevanten Merkmalen, die eine vollständige Blutspur ausmachen, "sehr gut erhalten". Bei den sichergestellten Fasern an der Kleidung von Tobias handelt es sich um blaues Polyestermaterial.
Am Anfang standen viele Spekulationen im Raum
Die Polizei sucht bei Verwandten und Bekannten des Opfers nach dieser Faser - Fehlanzeige. Außerdem werden erste Speichelproben genommen - von den Eltern, dem Bruder. Negativ. Wie erwartet.
Wenn so ein schreckliches Verbrechen in unmittelbarer Nähe passiert, ist das etwas anderes, als wenn man im Fernsehen erfährt, dass irgendwo jemand ermordet wurde. Man ist wesentlich stärker betroffen; so war das auch bei den Menschen im Ort. Die meisten haben das Ereignis nur schwer verkraftet und sich immer wieder gefragt: Wie kann so etwas passieren, hier bei uns?
Am Anfang standen viele Spekulationen über mögliche Täter im Raum. Aber die Vorstellung, dass es jemand aus dem Ort - einer von uns - gewesen sein könnte, war schlimm. Deswegen waren die Menschen erleichtert, als die DNA-Analysen ergeben haben, dass dem nicht so war.
"Wir könnten auf Dauer nicht mit einer solchen Belastung leben"
Das macht die Tat nicht weniger schrecklich. Aber es befreit die Menschen im Umgang miteinander. Trotzdem möchte man, dass der Täter bestraft wird - und zwar nicht nur vor dem Jüngsten Gericht, vor dem keine Tat ungesühnt bleiben wird, sondern auch in dieser Welt. Das ist ein ganz tief sitzendes, empörtes Gerechtigkeitsempfinden.
"Ich habe selbst vier Söhne, deswegen glaube ich, dass ich gut verstehen kann, wie es den Eltern gegangen sein muss. Auch wir haben in der Familie über Verhaltensmaßregeln für die Kinder gesprochen. Das waren eigentlich die üblichen Dinge: nicht mit Fremden gehen, laut um Hilfe rufen, wenn etwas geschieht, was er nicht will.
Aber wenn so ein Verbrechen unmittelbar vor der eigenen Haustür geschehen ist, gewinnen diese vermeintlichen Selbstverständlichkeiten eine ganz neue Qualität. Wir hatten in den letzten Jahren in Deutschland eine Reihe von öffentlichen Katastrophen.
In gewissem Sinne gehört der Mord an Tobias zumindest für unseren Ort dazu. Doch die Präsenz des Schreckens lässt nach. Wenn heute noch darüber geredet wird, dann allenfalls, weil immer noch kein Täter gefunden worden ist.
Das ist der Punkt, der die Menschen nach wie vor beschäftigt. Zwar lässt sich so ein Verbrechen nicht aus den Köpfen löschen, aber die Konsequenzen daraus lassen mehr und mehr nach. Ich glaube, das ist gut so, weil wir auf Dauer nicht mit einer solchen Belastung leben könnten. (Pfarrer Heinz-Werner Neudorfer"Weil im Schönbuch, im Oktober 2002)
Tobias wird am 3. November beerdigt
Auch der Speichel von Dennis T. (Name von der Redaktion geändert) wird getestet. Der 16-Jährige aus Weil ist dringend tatverdächtig. Er hat der Polizei beschrieben, wie die Leiche lag und in welcher Hand der Junge das Laub von den Bäumen am Dörschachweiher zusammenpresste.
Die Polizei speichert 18.000 Namen
Zehn Tage nach Tobias' Tod wird er festgenommen - und fünf Wochen später wieder freigelassen. Seine DNA stimmt nicht mit jener aus der Blutspur von Tobias' Jacke überein.
Am 3. November, einem Freitag, wird Tobias beerdigt. In seiner Ansprache wendet sich Bürgermeister Brand an die Eltern und sagt: "Wir, die wir selbst Kinder haben, gehen in Gedanken mit Ihnen, rätseln und fragen, wer so etwas getan hat und warum.
Wir gehen in unseren Gedanken zu Ihnen und ahnen und fühlen mit, wie es Ihnen geht. Wir erleben unsere Hilflosigkeit angesichts der schrecklichen, unbegreiflichen und sinnlosen Tat an Ihrem Tobias. Wir können unsere Ohnmacht, unser Mitfühlen nur schwer in Worte fassen - und doch möchten wir Ihnen helfen. Wir möchten Sie trösten, aber wie?"
Es ist nichts mehr, wie es einmal war
Weil Pfarrer Neudorfer im Urlaub weilt, predigt sein Kollege Götz Krusemarck. Auch den Gedenkgottesdienst am Sonntag, 5. November, hält der junge Geistliche. Er wählt ein Wort aus dem Johannesevangelium und fragt: "Herr, wohin sollen wir gehen, an wen sollen wir uns wenden? Wohin sollen wir gehen mit all dem, was uns seit Montagabend umtreibt?
Seitdem in Weil nichts mehr ist, wie es einmal war. Wohin sollen wir gehen mit der Leere, die viele in ihren Köpfen und Herzen fühlen? Die Leere, die nicht begreifen kann und will, was geschehen ist. Wohin sollen wir gehen mit der Angst, die uns umtreibt?
Mit der Angst um unsere Kinder, die wir nicht mehr alleine nach draußen lassen wollen. Mit der Angst, wenn es dunkel wird, mit der Angst vor dem Täter, der kein Gesicht hat. Wohin sollen wir gehen mit dem tiefen Erschrecken über menschliche Abgründe?
Mit dem Erschrecken über das, wozu ein Mensch offensichtlich fähig ist. Es sage keiner, der so etwas tut, ist für mich kein Mensch mehr. Jeder Mensch hat eine unverlierbare menschliche Würde. Zu dieser Würde gehört auch die Verantwortlichkeit für das, was er getan hat. Wir dürfen keinen Menschen, ganz gleich was einer getan hat, auf eine Stufe mit Tieren stellen. Wir würden ihn aus seiner Verantwortung für seine Taten entlassen."
"Der Mord an Tobias hat die Grundsicherheit erschüttert"
"Als ich nach Worten für die Predigten zur Beerdigung und zum Gedenkgottesdienst suchte, war ich sprachlos. Da war nichts, was aus mir herausgekommen wäre, einfach nichts. Ich wusste nur, dass es einen wirklichen Trost in dieser Situation nicht geben konnte.
Ich konnte allenfalls einen Weg aufzeigen, wie man trotzdem weiterleben kann. Also habe ich an der Beerdigung über einen Klagepsalm gepredigt, den Psalm 69. Andere mögen es anders nennen, aber für mich war es der Heilige Geist, der mir diese Worte schenkte.
Beim Gedenkgottesdienst war eine andere Situation. Nun war auch die Öffentlichkeit präsent, und es stellte sich die Frage, wie die Bevölkerung denn mit einem potenziellen Täter umgehen würde. Auch die Zusammensetzung der Gemeinde war anders als sonst; es waren viele Schüler und Lehrer anwesend.
Und es war auffallend, welch tiefe Rat- und Sprachlosigkeit unter den Menschen herrschte. Deswegen war es wichtig, dass es überhaupt jemanden gab, der etwas sagte, um diese Sprachlosigkeit zu überwinden.
Der Mord an Tobias hat die Grundsicherheit in der gesamten Bevölkerung erschüttert. Und das ist bis heute geblieben - auch wenn das Ereignis von damals von den meisten Menschen weit gehend verdrängt worden ist. Für die Psychohygiene ist das auf Dauer zwar nicht gut; im Moment ist Verdrängen aber die einfachste Art, mit der Tat umzugehen - zumal immerhin die Hälfte der Gemeinde in den Fall involviert war.
Alle Männer mussten zum Speicheltest. Ich war einer der Ersten, die es traf, weil ich zu der Zeit ein ähnliches Auto fuhr wie jenes, das gesucht wurde. Es war ein komisches Gefühl, als die Polizisten plötzlich und unangemeldet in der Tür standen und diesen Test verlangten.
Mir hat das zwar nichts ausgemacht, weil ich wusste, dass ich nicht der Täter bin. Aber ich gebe auch zu, dass mir diese Massentests nicht gefallen haben, weil sie eine seltsame Umkehr der Beweislast bedeutet haben. Nun musste man also durch die Abgabe seines Speichels seine Unschuld beweisen. Und trotzdem ist der Täter nicht gefasst. Das ist ein Problem für die Familie, aber auch für den ganzen Ort. Der Fall ist nicht abgeschlossen - und es bleibt die Ungewissheit, ob dieser Mensch noch hier herumläuft und womöglich wieder zuschlägt, irgendwann, irgendwo.(Pfarrer Götz Krusemarck Weil im Schönbuch, im Oktober 2002)
18.000 Namen sind von der Polizei gespeichert
Inzwischen hat die Polizei 18.000 Namen von potenziell Verdächtigen in ihren Computern. Beim weltweit zweitgrößten Speicheltest haben die Beamten 12.000 Proben genommen - alle negativ. Weitere 5.500 Menschen sind bereits in einer Speicheldatei der Polizei registriert gewesen oder können ein Alibi vorweisen.
Etwa 500 Personen sind noch nicht endgültig überprüft, darunter auch ein Mann aus dem Kosovo, der zum Tatzeitpunkt zwar in Weil lebte, im Januar 2001 aber in seine Heimat zurückkehrte und dort wenig später starb. Er könnte der Täter gewesen sein. Wie so viele andere auch.