Ein Mann soll im November 2023 seine Ehefrau in der gemeinsamen Wohnung in Stuttgart-Ost erstickt haben. Nach der Tat hat er Freunden und Angehörigen offenbar erzählt, dass sie einen Herzinfarkt gehabt habe und auf der Intensivstation liegen würde.
Ein 54 Jahre alter Mann muss sich derzeit am Landgericht Stuttgart verantworten, weil er seine 52-jährige Ehefrau in der gemeinsamen Wohnung mit einem Kissen erstickt haben soll.Mord aus Heimtücke lautet die Anklage. Das Tötungsdelikt, das sich am 28. November 2023 in Stuttgart-Ost ereignete, hat er am zweiten Verhandlungstag gestanden, zum Nachtatgeschehen äußerte er sich jedoch nicht. Die Leiche wurde erst mehr als drei Monate später im Schlafzimmer entdeckt, nachdem ihr Arbeitgeber die Frau als vermisst gemeldet hatte.
Keine Besucher wegen Corona-Infektion
Doch wie konnte das Kapitaldelikt so lange unentdeckt bleiben? Offenbar hatte der Angeklagte Decken auf die Tote gelegt und Fenster und Türen mit Folien abgeklebt, sodass die Verwesung verlangsamt wurde und kein Geruch nach draußen dringen konnte. Darüber hinaus soll er nicht nur den Arbeitgeber getäuscht, sondern auch Verwandten und Freunden etliche Lügen aufgetischt haben. Licht ins Dunkel hat am Donnerstag einer der Brüder des Opfers gebracht. Im Zeugenstand schilderte der 44-Jährige, wie er am 1. Dezember, also drei Tage nach der Tat, vom Ehemann darüber informiert wurde, dass seine Schwester einen Herzinfarkt gehabt habe. Sie sei im Krankenhaus, liege auf der Intensivstation, so die Nachricht. Im weiteren Verlauf soll der 54-Jährige behauptet haben, dass seine Frau Corona habe und deshalb nicht besucht werden dürfe. Auf die Virusinfektion folgte nach Weihnachten offenbar eine freierfundene Operation und schließlich noch ein Kur-Aufenthalt.
Mit dem Handy der Ehefrau soll er in ihrem Namen entsprechende Whatsapp-Nachrichten verschickt haben, unter anderem auch, dass sie noch Ruhe bräuchte. „Ich habe nicht gemerkt, dass mir jemand anderes schreibt. Offenbar hat er sich den vorherigen Verlauf genau angeschaut“, so der 44-Jährige. Selbst als er sich mit dem Angeklagten im vergangenen Februar zu Kaffee und Kuchen getroffen hatte, habe er ihm die Geschichte abgekauft. „Er erzählte mir, wie er sie gefunden und reanimiert hat.“ Vier Stunden sei man damals beieinander gesessen, Zweifel hätte er nicht bekommen. „Es war alles so stimmig.“ Man habe so lang mitgefiebert und gehofft. Als ihm dann Polizeibeamte im März die Todesnachricht überbrachten und ihm klar geworden sei, dass seine Schwester schon mehr als drei Monaten nicht mehr lebt, sei er fassungslos gewesen. „Ich konnte es kaum glauben. Für unsere gesamte Familie ist das ein Albtraum.“