Der Staatsanwalt hält sein Plädoyer – und fordert lebenslange Haft. Eine Sicherungsverwahrung beantragt er nicht. Einige Hintergründe des Falls werden wohl immer ungeklärt bleiben.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Backnang/Stuttgart - Dumitru A. und Constantin C. (Namen geändert) haben die Backnanger Restaurantchefin Aie W. ermordet – das sieht zumindest der Stuttgarter Staatsanwalt Wolfgang Friedrich als erwiesen an. Er hat am Montag das erste der Plädoyers im Mordfall Asien-Perle gehalten und lebenslange Haft für die beiden Angeklagten gefordert.

 

Die Version, die die beiden Angeklagten geschildert hatten, hält Friedrich für widerlegt. Sie hatten beim psychiatrischen Gutachter zwar zugegeben, aus Geldnot in die Asien-Perle eingebrochen zu sein, sie seien aber von Unbekannten gestört worden und geflohen. Aie W. habe zu diesem Zeitpunkt noch gelebt. Dumitru A. hatte zudem behauptet, er habe das Opfer zusammen mit C. gefesselt und es dann mit diesem allein gelassen – und damit zumindest die Möglichkeit in den Raum gestellt, dieser könnte W. ohne sein Wissen getötet haben.

Staatsanwalt: Kein Unbekannter kann Aie W. erschlagen haben

Dass ein großer Unbekannter oder einer der Täter im Alleingang W. ermordet hat, hält Friedrich aber für unmöglich. Einen Beweis sieht er unter anderem in den Blutspuren: Diese belegen laut einer Sachverständigen, dass sofort auf die am Waschbecken stehende W. mit einem unbekannten Gegenstand eingeschlagen worden sein muss und sich das grausame Geschehen sehr schnell nach unten verlagerte. „Ein unbekannter Dritter hätte die gefesselte Person also wieder aufrichten und dann auf sie einwirken müssen“ – und das sei mehr als unglaubwürdig, so Friedrich.

Eine Sicherungsverwahrung für die beiden Männer beantragte der Staatsanwalt nicht – obwohl er nicht an deren rumänischen Vorstrafen zweifelt. Für eine Sicherungsverwahrung, erklärte der Jurist, lägen diese Urteile aber schon zu lange Zeit zurück. In den 1990er-Jahren waren beide verurteilt worden: Constantin C., weil er seine Patentante vergewaltigt und getötet haben soll, Dumitru A., weil er bei einem Einbruch einen Rentner halb tot geprügelt haben und auch bei anderen Raubdelikten nicht vor Gewalt zurückgeschreckt sein soll. Beide behaupten, in unfairen Prozessen zu Unrecht verurteilt worden zu sein.

Für den Staatsanwalt war die Frage, ob diese Urteile auch in Stuttgart anzuerkennen sind, jedoch zweitrangig. Er hat allerdings beantragt, eine besondere Schwere der Schuld festzustellen. Sollte das Landgericht dem folgen, könnten A. und C. nicht bereits nach 15 Jahren freigelassen werden, sondern das Gericht müsste nach diesem Zeitraum feststellen, wie viele Jahre die beiden noch in Haft bleiben müssen.

Einige Fakten im Fall Asien-Perle Backnang sind noch immer ungeklärt

Einige Hintergründe des Mordfalls werden wohl für immer ungeklärt bleiben. So wurde etwa der Gegenstand, mit dem die Täter auf ihr Opfer eingeschlagen haben müssen, niemals entdeckt. Ob Habgier wirklich das einzige Motiv für das Verbrechen war, ist nicht erwiesen: Im Privatzimmer von Aie W. entdeckten Ermittler Zehntausende Euro, nur notdürftig versteckt. Wie viel Geld die Täter tatsächlich gestohlen haben, bleibt im Dunkeln – auch, weil es laut dem Staatsanwalt in der Asien-Perle keine ordentliche Buchführung gab. Fest steht: Zwischen Dumitru A. und der Lokalchefin soll es auch Streit gegeben haben – A. behauptete, für seinen Aushilfsjob nur einen Hungerlohn bekommen zu haben. Ermittler haben im Zeugenstand ausgesagt, die Brutalität der Tat hätte sie an einen Racheakt denken lassen.

Da am Mordprozess Asien-Perle neben der Staatsanwaltschaft auch zwei Anwälte der Nebenklage und zwei Verteidiger beteiligt sind, fallen in diesem Prozess viele Plädoyers an. Am kommenden Dienstag geht das Verfahren vor dem Landgericht Stuttgart weiter.