Der Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder der Backnanger Restaurantchefin geht weiter. Es wird deutlich, wie brutal die Täter vorgingen – erstmals ergreift ein Angeklagter das Wort.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Stuttgart/Backnang - Vor dem Landgericht Stuttgart ist am Dienstag der Prozess gegen die beiden Männer weitergegangen, die im Anfang März 2016 die Chefin des Restaurants Asien-Perle in Backnang ermordet haben sollen. Dabei ergriff mit Dumitru A. erstmals einer der beiden Angeklagten kurz das Wort. Er war von einem in der Asien-Perle arbeitenden Sushi-Koch als Aushilfskraft identifiziert worden. A. beteuerte daraufhin, zum Verlegen eines Teppichs mit Klebeband hantiert zu haben.

 

Das viele Blut macht die Arbeit am Fall Asien-Perle schwierig

Darauf könnte die Verteidigung jetzt möglicherweise ihre Strategie aufbauen: Durch DNA-Spuren auf dem Klebeband, mit dem das Mordopfer gefesselt worden war, waren die Ermittler den beiden Rumänen, die zum Tatzeitpunkt im Raum Backnang lebten, auf die Spur gekommen.

Dass die Spuren auf dem Klebeband von den beiden Männern stammen, lässt sich kaum leugnen: Laut einer DNA-Sachverständigen sind die Chancen, dass andere Menschen sie verursacht haben, verschwindend gering. Die Arbeit der Experten war dennoch eine große Herausforderung: Das viele Blut am Tatort machte es schwer, Spuren zu finden, die nicht dem Opfer zuzuordnen waren.

Eine Diplom-Biologin forscht nach – und landet einen Volltreffer

Nachdem erste Untersuchungen keine Treffer ergeben hatten, machte die Diplombiologin noch einmal Stichproben an Erfolg versprechenden Stellen des Klebebands – und landete einen Treffer: Eine DNA-Spur konnte einer Mütze zugeordnet werden, die in einem anderen Fall als Spur aufgetaucht war. Eben dieser genetische Fingerabdruck war gerade von einer anderen Dienststelle international überprüft worden – eine rumänische Datenbank führte einen der Verdächtigen.

Wie brutal die Tat ist, die den beiden 45 und 42 Jahre alten Angeklagten vorgeworfen wird, verdeutlichte unter anderem die Aussage eines jungen Polizisten, der mit einer Kollegin und dem Rettungsdienst zuerst vor Ort war: Er schilderte blutige Fingerspuren an der angelehnten Toilettentür – „es sah aus, wie man es aus Horrorfilmen kennt.“ Die Seniorchefin des Asia-Restaurants sei das erste Mordopfer gewesen, das er zu Gesicht bekommen habe.

Das LKA erstellt ein 3-D-Modell des Tatorts

Die unzähligen Spuren am Tatort waren eine riesige Herausforderung für die Ermittler. Eine LKA-Expertin für Blutspuren zeigte, wie Ermittlungsarbeit im 21. Jahrhundert aussehen kann: Sie und ihre Kollegen hatten ein 3-D-Modell des Tatorts erstellt – und anhand der Größe, Form und Lage der darin verzeichneten Blutspuren Rückschlüsse gezogen auf den Ablauf des Verbrechens.

Demnach haben die Täter die zierliche Frau recht schnell niedergeschlagen – und dann weiter auf sie eingeprügelt. Mindestens neun Schläge konnte die Sachverständige ausmachen – „wahrscheinlich waren es noch mehr.“