Im Prozess um den Sexualmord an einer 27 Jahre alten Joggerin in Endingen bei Freiburg ging es am Montag um einen Mord in Österreich. Indizien legen nahe, dass der 40-jährige Lastwagenfahrer aus Rumänien, der die Tat in Endingen gestanden hat, im Januar 2014 in Kufstein in Österreich auch eine 20 Jahre alte französische Austauschstudentin aus Lyon vergewaltigt und ermordet hat.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Dem rumänischen Fernfahrer Catalin C. wird nicht nur vorgeworfen, die 27-Jährige Carolin G. (27) am 6. November 2016 in Endingen vergewaltigt und ermordet zu haben – auch die Tötung der französischen Studentin Lucille L. (20) im Januar 2014 in Kufstein in Tirol ist ein Thema im Prozess am Landgericht in Freiburg. Am vierten Prozesstag stand das Tötungsdelikt in Österreich im Zentrum der Beweisaufnahme. Die Tat wird zu einem späteren Zeitpunkt vor einem österreichischen Gericht verhandelt, sie wird aber in den Prozess um den Mord am Kaiserstuhl eingeführt, weil die Staatsanwaltschaft Freiburg den Vorbehalt einer Sicherungsverwahrung angemeldet hat. Sollte es zwei Verurteilungen geben, werden zwei Strafen ausgesprochen und vollstreckt. Die Aussicht, dass der Angeklagte jemals wieder auf freien Fuß kommt, ist also gering.

 

Fest steht bereits jetzt, dass an den beiden Opfern und Tatorten DNA-Spuren des Angeklagten gefunden wurden. Die Kufsteiner Tatwaffe war eine Hubstange aus dem Zubehör eines bestimmten Lastwagenmodells. Deshalb konnte die Polizei in einer grenzüberschreitenden Aktion den Kreis der Verdächtigen eingrenzen. Im Zusammenhang mit anderen Indizien blieb am Ende der rumänische Fernfahrer als mutmaßlicher Täter übrig. Zur Tatzeit in Kufstein Anfang 2014 hatte C. noch bei einer italienischen Spedition gearbeitet und war ein Jahr darauf zu einer deutschen Spedition in Endingen gewechselt.

Der Angeklagte äußerte sich gegenüber dem Gutachter

Catalin C. hat die Tötung von Caroline G. am ersten Prozesstag zugegeben, nicht aber ihre Vergewaltigung. Zum Tod von Lucille L. hat er sich in der Verhandlung nicht geäußert, gegenüber dem psychiatrischen Gutachter jedoch eine Bemerkung zu „der Sache in Kufstein“ gemacht, die als Schuldeingeständnis gewertet werden könnte. Der Emmendinger Polizist Christian Bender ist jedenfalls nach der Auswertung von Mautdaten der Autobahnausfahrt Kufstein-Süd und von Videoaufnahmen am Inntaler Logistikpark überzeugt, dass Catalin C. vom Samstag, 11. Januar 2014, bis zum darauf folgenden Montagmorgen auf dem Lastwagenparkplatz war.

Etwa um 1 Uhr, ist der Fernfahrer gefilmt worden. Das Opfer Lucille L. muss etwa eine Stunde zuvor in der Nähe um Mitternacht erschlagen worden sein. Die Studentin aus Lyon war, berichtet Karlheinz Huber vom Landeskriminalamt Tirol, auf dem Weg zu Freundinnen, die ihr freilich eine andere, heller beleuchtete Route empfohlen hatten. Die Gewalttat, der Lucille L. zum Opfer fiel, gleicht in wesentlichen Zügen dem Verbrechen in Endingen. Beide Frauen starben an heftigen Schlägen ins Gesicht und auf den Kopf und beide wurden im Intimbereich misshandelt, ihre Hosen waren jeweils herabgezogen. Ein Vergleich der DNA-Spuren lässt nach Ansicht der österreichischen Gerichtsmediziner keine ernsthaften Zweifel übrig. „Wir haben beim DNA-Profil vollständige Übereinstimmung festgestellt“, betonte Petra Hatzer-Grubwieser aus Innsbruck. Rätselhaft bleibt nur, warum sich auf einer Zigarettenkippe am Tatort in Kufstein DNA-Material von Opfer und Täter fanden. Aufklärung darüber könnte nur Cathalin C. leisten, doch der schweigt.