Im Prozess um die Morde an zwei Jugendlichen in Bodenfelde lässt man kaum ein schreckliches Detail aus. Zuhörer sind schockiert.  

Göttingen - Auf einiges waren die zahlreichen Zuschauer vorbereitet, die am Mittwoch ins Landgericht Göttingen gekommen sind. Doch bei der Verlesung der Anklageschrift gegen den mutmaßlichen Doppelmörder von Bodenfelde und seinem anschließend verlesenen Geständnis stockt vielen der Atem angesichts der grausamen Details, die über die Morde des 26-Jährigen an der 14-jährigen Nina und dem 13 Jahre alten Tobias im vergangenen November bekannt werden. Jan O. spricht nur leise und wenige Worte, sein schriftliches Geständnis bestätigt er jedoch. 

 

Am 15. und 20. November 2010 hatte er die beiden Teenager in dem beschaulichen 3400-Seelen-Dorf in der Nähe der hessischen Grenze umgebracht. Nina traf er nach dem Konsum mehrerer Flaschen Bier und plante zunächst, sie am Rand einer Fichtenschonung zu vergewaltigen. Als das Mädchen um Hilfe rief, würgte er es, warf es zu Boden und stach auf es ein.

Ninas Hals aufzubeißen machte ihn geil

In seinem Geständnis, das er in Haft angefertigt hatte und auf das er sich nun beruft, beschreibt Jan O., wie er versuchte, Ninas Hals aufzubeißen. "Dabei schluckte er auch kleine Fleischstücke hinunter", sagt der Staatsanwalt Jens Müller. In seinem Geständnis macht der 26-Jährige klar, dass ihn das "total aufgegeilt" habe. Er entkleidete sich und das Mädchen und nahm sexuelle Handlungen an sich vor.

Bei der Verlesung der Grausamkeiten, die ganze 40 Minuten dauert, kämpft die Mutter von Nina, die als Nebenklägerin im Gerichtssaal sitzt, mit den Tränen. Immer wieder versucht sie, Blickkontakt mit dem Angeklagten aufzunehmen. Der jedoch weicht ihr aus, schaut schüchtern zu Boden. Auch wenn er spricht, wirkt er fast scheu, nicht wie das "grausame Monster", das viele wegen in ihm sehen. Die Schilderungen der Morde treiben auch routinierten Justizbeamten den Schrecken ins Gesicht, schockierte Zuhörer verlassen den Schwurgerichtssaal.

Hielt Tobias zunächst für ein Mädchen

Nach Angaben des Richters handelte der Angeklagte vor allem aus sexuellen Absichten. Schon bei der Tat habe er vorgehabt, wieder zum Tatort zurückzukommen, um sich weiter sexuell zu befriedigen. Teilweise filmte er sich dabei. Auch am 20. November kam der 26-Jährige zurück und traf auf Tobias, den er zunächst für ein Mädchen hielt und "Kleine" nannte. "Er zerrte ihn an den Füßen in die Fichten und zwang ihn, sich selbst zu entkleiden", sagt der Staatsanwalt. Anschließend würgte Jan O. den 13-Jährigen und stach auf ihn ein. Das Blut des Jungen verteilte er auf dem leblosen Körper.

In dem 19-seitigen Geständnis wird deutlich, dass er einen starken sexuellen Drang zu jungen Mädchen hat. Über eine Begegnung mit zwei anderen Mädchen vor der Tat schreibt er, dass er "echt ein bisschen erregt war". Sein Anwalt Markus Fischer sagt, sein Mandant empfinde durchaus "Reue und Scham". Auch er sei erleichtert, wenn alles vorbei sei.

Lebenslange Verwahrung?

Die Anklage will den arbeitslosen ehemaligen Junkie für immer wegsperren lassen. Er sei eine Gefahr für die Allgemeinheit, sagt der Staatsanwalt. Am 25.Mai soll das Urteil gesprochen werden. Jan O. droht Sicherungsverwahrung oder die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik. Ein Gutachten bescheinigt dem Suchtkranken eine verminderte Steuerungsfähigkeit.

Sabine Strautmann hofft, dass Jan O. nie wieder freikommt. Sie wohnt in derselben Straße wie die Familie von Tobias und kannte den Jungen als "offen und herzlich". Gestern will sie vor dem Landgericht mit anderen aus Bodenfelde "ein Zeichen setzen", erinnert mit Kerzen an Nina und Tobias. "Die ganze Welt ist bei uns aus den Fugen geraten wegen dieser Tat." In den Gerichtssaal selbst traut sie sich aber nicht. "Das halte ich nicht aus." Auch Tobias' Eltern sind nicht gekommen. Sie sind derzeit in einer psychiatrischen Klinik, um mit der Tat fertig zu werden.