Sie töteten Imbiss-Besitzer und erschossen eine Polizistin in Heilbronn. Möglicherweise sind Rechtsextremisten für weitere Anschläge verantwortlich.

Hannover/Heilbronn - Bei den Ermittlungen zu dem Polizistenmord von Heilbronn und den rechtsextremistisch motivierten Döner-Morden werden nun auch weitere ungeklärte Anschläge überprüft. Nach Informationen des „Tagesspiegels“ untersuchen die Behörden etwa den Sprengstoffanschlag Ende 1998 in Berlin auf das Grab von Heinz Galinski, dem einstigen Präsidenten des Zentralrats der Juden. Das berichtete das Blatt am Samstag im Internet unter Berufung auf Sicherheitskreise.

 

Die Bundesanwaltschaft hat zurzeit keine Hinweise, dass außer dem Neonazi-Trio aus Jena noch andere Täter in die Döner-Morde verwickelt waren. Zwischen 2000 und 2006 waren in ganz Deutschland acht türkische und ein griechischer Kleinunternehmer ermordet worden.

Unterstützer aus Niedersachsen?

Das Nachrichtenmagazin „Focus“ hatte zuvor über einen Unterstützer berichtet. Demnach hatte ein 37-Jähriger aus Niedersachsen den Verdächtigen vor Jahren gegen Geld seinen Personalausweis überlassen. Damit soll das Wohnmobil gemietet worden sein, in dem sich zwei Männer am 4. November bei Eisenach in Thüringen laut Polizei erschossen, nachdem sie zuvor eine Bank ausgeraubt hatten. Die beiden Männer werden mit den Morden in Verbindung gebracht, zu dem Trio gehört auch noch die 36 Jahre alte Beate Z., sie sitzt in Untersuchungshaft.

Der Sprecher der Bundesanwaltschaft sagte lediglich, die Ermittlungen erstreckten sich auch auf das Umfeld des Trios. Zureichende Anhaltspunkte für weitere konkrete Tatverdächtige lägen derzeit nicht vor, sagte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa.

Fälle werden neu aufgerollt

Auch in Nordrhein-Westfalen rollt die Polizei zwei ungeklärte Anschläge auf. Es müssten jetzt alle „Straftaten, die über ähnliche Muster verfügen“, noch einmal untersucht werden, sagte Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. In NRW seien das ein Nagelbombenanschlag in einer überwiegend von Türken bewohnten Straße in Köln im Jahr 2004 sowie ein Anschlag auf jüdische Aussiedler an einer S-Bahn-Haltestelle in Düsseldorf im Jahr 2000.

Zum Kölner Anschlag gebe es Hinweise von den Ermittlungsbehörden in Thüringen, sagte Jäger. Die Polizei suchte vergeblich nach zwei Männern, die kurz vor der Explosion von einer Videokamera aufgenommen worden waren. Den Ermittlern waren Ähnlichkeiten zwischen den damals auf dem Video festgehalten Personen und den nun tot in einem Wohnmobil bei Eisenach entdeckten Männern aufgefallen.

Neue Spur zum Wohnmobil

Auch die Bombenanschläge auf die Wehrmachtsausstellung im März 1999 in Saarbrücken und auf den jüdischen Friedhof in Berlin-Charlottenburg im März 2002 sollen noch einmal unter die Lupe genommen werden. Die Polizei vermutete damals Rechtsextremisten als Täter, konnte aber keinen Verdächtigen ermitteln. Angesichts des aktuell im Fokus der Ermittlungen stehende Neonazi-Trios werde „alles aufgerollt“, was seit Ende der 1990er Jahre an schweren Verbrechen mit möglicherweise rechtsextremem Hintergrund unaufgeklärt blieb. Das Trio war zuletzt in Zwickau untergeschlüpft.

Nach dem „Focus“-Bericht hatten die Tatverdächtigen mit dem Ausweis des Mannes aus Niedersachsen schon im Jahr 2007 ein Wohnmobil gemietet. Damit waren sie unterwegs, als sie in Heilbronn eine 22-jährige Polizistin erschossen haben sollen.

Hinter dem Heilbronner Polizistenmord und den Döner-Morden steckt wohl dieselbe Gruppe rechtsextremer Täter. Hinweise auf den Zusammenhang zwischen den Fällen fanden die Ermittler in einem abgebrannten Haus im sächsischen Zwickau, in dem die mutmaßlichen Bankräuber und ihre Komplizin Beate Z. jahrelang unerkannt gelebt hatten. Die 36-Jährige, die sich später der Polizei stellte, soll in dem Versteck das Feuer gelegt haben, um Beweise zu vernichten.

Die Dienstwaffe der Heilbronner Polizistin, die aus dem thüringischen Oberweißbach stammte, wurde vor einer Woche in dem Wohnmobil bei Eisenach entdeckt. In der zerstörten Wohnung des Trios fanden Ermittler die Pistole, mit der die Döner-Morde verübt worden waren. Zudem entdeckten sie rechtsextreme Propaganda-Videos, die sich auf eine Gruppe mit dem Namen „Nationalsozialistischer Untergrund“ beziehen und auf die Döner-Morde hinweisen.

Nach den bisherigen Erkenntnissen hatten die Männer und Beate Z. in den 1990er-Jahren Verbindungen zum rechtsextremen „Thüringer Heimatschutz“. 1998 verschwand das Trio dann aber aus dem Blick der Verfassungsschützer.