Der alte „Moritz“ ist in einer Feierstunde dem Gottlob Auwärter Museum übergeben worden. Nach 26 Jahren Einsatz ist der Bibliotheksbus in den Ruhestand gegangen. Ruhig soll dieser aber nicht werden, Konrad Auwärter hat Ideen für die zukünftige Nutzung.

Möhringen - Nach 26 Jahren Dienst für die Stadtbibliothek ist der Bücherbus Moritz im September in den Ruhestand gegangen. Am 20 November ist er an seinen Entstehungsort zurückgekehrt.

 

Bereits 2009 hatte ihm das Fahrverbot gedroht, da er nur noch mit einer Ausnahmegenehmigung unterwegs gewesen war. Ein Jahr zuvor hatte der Bus keine Feinstaubplakette erhalten, die Fahrt im Stadtgebiet war ihm somit verwehrt; einen Partikelfilter nachzurüsten, war nicht möglich. Nach großen Protesten in der Bevölkerung durfte Moritz jedoch noch einige Zeit weiterfahren, im Jahr 2012 genehmigte der Gemeinderat schließlich 500 000 Euro für einen neuen Bibliotheksbus.

Moritz kehrt an seinen Geburtsort zurück

„Als der neue Moritz vor Kurzem seinen Dienst aufnahm, haben natürlich viele gefragt, was denn nun mit dem alten Moritz geschehe“, berichtete Inka Jessen von der Stadtbibliothek Stuttgart bei der Übergabe des Busses. Nun könne sie das Geheimnis lüften, der Bus werde dem Gottlob Auwärter Museum zurückgegeben und damit auch seinem damaligen Geburtsort, dem Neoplan-Werk in Möhringen, sagte sie. Zu dem feierlichen Anlass waren sowohl die ehemaligen und aktiven Mitarbeiter der Stadtbibliothek zusammengekommen, welche die fahrende Bücherei 26 Jahre lang betrieben hatten, als auch die ehemaligen Mitarbeiter von Neoplan, welche die Sonderanfertigung damals gebaut hatten.

Lesekompetenz muss gefördert werden

Konrad Auwärter äußerte seine Freude über die ungewöhnliche „Rückübergabe“ eines Produkts seiner Firma. „Es ist höchst selten, dass wir nach über einer Generation ein Fahrzeug wieder zurückbekommen“, sagte er und würdigte die handwerkliche Leistung seiner ehemaligen Angestellten. „Der Bücherbus ist ein Maßanzug“, sagte er und bedankte sich bei der Stadtbibliothek für die gute Betreuung des Busses. Er hob zudem die Bedeutung der Förderung von Lesekompetenz hervor: Jungen Menschen die Chance zu geben, zu lesen, sei der beste Beitrag für eine Gesellschaft.

Anekdote zur Taufe von Moritz

Else Auwärter, die Schwester von Konrad Auwärter, gab anschließend eine kleine Anekdote zum Besten. Sie war zusammen mit Liselotte Rommel, der Witwe des kürlich verstorbenen ehemaligen Oberbürgermeisters Manfred Rommel, im Jahr 1987 zugegen, als Moritz seiner Bestimmung übergeben wurde. „Bei der Taufe sagte Frau Rommel, dass sie sich den Namen gut merken könne, weil ihr Kater Max heiße“, erzählte sie. Dies habe sie nie vergessen.

Neue Verwendung wird gesucht

Im Anschluss trug der Sprecher Götz Schneyder eine Ode an den Bücherbus vor. Er rezitierte unter anderem eine Passage aus dem Buch „Die souveräne Leserin“ von Alan Bennett. In dem Roman entdeckt Queen Elisabeth ihre Leidenschaft fürs Lesen durch ein zufälliges Zusammentreffen mit einen Bücherbus. Nachdem er so lange geschafft habe, dürfe er nun ein wenig verschnaufen, sagte Inka Jessen zum Schluss. Konrad Auwärter hatte jedoch eine Überraschung parat: Moritz solle weiterhin aktiv sein und nicht nur ausgestellt werden, sagte er. Man wolle neue Einsatzmöglichkeiten für den ehemaligen Bibliotheksbus finden. „Mir gefällt die Idee eines rollenden Bücherflohmarkts oder ein Dasein als Vorlesebus, der durch den Landkreis tourt“, sagte Auwärter.

Bis er in seinem neuen Job eingesetzt werden könne, komme er im Omnibuskompetenzzentrum in Herrenberg unter. Gerne könne man ihm weitere Ideen mitteilen, man wolle auf jeden Fall eine sinnvolle Verwendung für den Bus finden.