Münster - Es war mir wichtig, hierher zu kommen“, sagte Peter Pätzold, „denn es ist nicht selbstverständlich, dass sich eine Baugenossenschaft so engagiert.“ Der Baubürgermeister zeigte sich vom Konzept „Zukunft Münster 2050 – Quartiersentwicklung in der Moselstraße“ beeindruckt. Dass die Anwohner so frühzeitig miteinbezogen und der Blick weit nach vorne gerichtet werde, sei ideal. „Es ist ein entscheidender Beitrag der Baugenossenschaft für bezahlbaren Wohnraum.“
Viel Lob fürs Projekt
Michael Rosenberg-Pohl, der geschäftsführende Vorsitzende der Baugenossenschaft Münster (BGM), freute sich über das Lob und zeigte sich auch nach der zweistündigen Veranstaltung im Feuerwehrmuseum sehr zufrieden. „Sie sehen mich sprachlos, was ich selten bin.“ Denn die Besucherinnen und Besucher der Auftaktveranstaltung brachten viele Wünsche und Ideen ein, äußerten aber auch, nachdem sie ausführlich über das Vorhaben informiert worden waren, Vorbehalte und Bedenken. Das war auch das Ziel der Veranstaltung.
„Der Beteiligungsprozess ist uns wichtig, ebenso, das Projekt ehrlich und authentisch voranzubringen“, betonte Sven Fries, dessen Büro Stadtberatung das Projekt begleitet. Den Anwohnern sollen Infos an die Hand gegeben werden, damit sie mitreden und sich einbringen können. „Wir sind auf Sie angewiesen, wollen die Bedarfe, wie Sie leben wollen, wissen.“ Wichtig sei auch, dass sich die bestehenden Mieterinnen und Mieter gut fühlen. Sven Lehmann, nebenberuflicher BGM-Vorstand, der auch im Quartier Moselstraße wohnt, kennt die großen Ängste im Gebiet, obwohl vor 2025 kein Bagger anrollt: Kann ich nach der Modernisierung die Miete noch bezahlen und noch dort leben?
Aus 170 werden 230 Wohnungen
Das Projekt sieht vor, aus den bestehenden 170 Wohnungen, was 25 Prozent des gesamten Wohnungsbestandes der BGM ausmacht, in drei Bauabschnitten 230 Wohneinheiten zu machen. „Es geht um die Verjüngung des Wohnungsbestandes“, führte Manfred Kanzleiter, der stellvertretende BGM-Vorsitzende aus. Und zwar im Kern des Stadtbezirkes, der keine Flächen zur Erweiterung des Wohnraumes aufweist.
Die Stadt unterstützt das Vorhaben. Corinna Althanns, die Leiterin der Abteilung städtebauliche Planung Neckar, verwies auf das „kostbare Gut bezahlbaren Wohnraums“. In der Moselstraße soll dies durch Verdichtung realisiert werden. „Aber auch der Freiraum ist uns wichtig.“ Darauf soll großes Augenmerk gerichtet werden.
Zudem sollen Angebote für unterschiedliche Haushalte entstehen. Lob gab es auch von Bezirksvorsteherin Renate Polinski. „Mit dem Projekt ist der große Wurf gelungen.“ An die Besucherinnen und Besucher der Auftaktveranstaltung richtete sie den Appell, „die einmalige Chance nicht zu vertun. Machen Sie Gebrauch davon, die Zukunft zu gestalten und motivieren Sie Ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger.“
Viele Ideen eingebracht
An zehn Tischen wurden in Kleingruppen Ideen gesammelt. Bezahlbarkeit war ein großes Thema, ebenso die Dichte und Höhe der Gebäude. „Wir wollen keine Hochhaussiedlung“, so eine Äußerung. Es soll in die Nachbarschaft passen und keine Insel werden. Bedenken gab es auch wegen des Umzugsmanagements, werden private Bedürfnisse berücksichtigt? Wichtig seien qualitätvolle Freiflächen, Gartenzonen und Räumlichkeiten, um die Gemeinschaft zu pflegen und Treffpunkte zu schaffen, die auch für Familienfeste oder Geburtstagsfeiern genutzt werden können. Zu berücksichtigen seien auch Lösungen für E-Mobilität, Sharing-Angebote und die Ordnung des Anlieferverkehrs. Einer Gruppe war Barrierefreiheit wichtig, gewünscht werden ein Café zum Draußensitzen, die Möglichkeit zum Wohnungstausch, Dachgärten zur gemeinsamen Nutzung, eine Tauschbörse für Dienstleistungen, Stellplätze für Fahrräder, Rollatoren und Kinderwagen sowie Aufenthaltsmöglichkeiten für Jugendliche. „Heute gibt es natürlich noch keine Antworten“, sagte Moderator Fries und lobte die „sehr konstruktive Zusammenarbeit“.
Grundstücke gehören der BGM
Für ältere Anwohner ist der Stellplatz fürs Auto in Wohnungsnähe wichtig, wurde deutlich. „Stellplätze in der Menge, wie es sie derzeit gibt, sind eine Belastung fürs Quartier“, machte Andreas Hofer, der Intendant der Internationalen Bauausstellung 2027 Stadtregion Stuttgart, deutlich und riet zu einer Tiefgarage. „Macht die aber nicht zu groß.“
Während Kanzleiter die Sorge von hohen Mieten nahm: „die Grundstücke gehören alle der Baugenossenschaft“, die Grundlage für teuren Wohnraum durch Grundstücksspekulanten sei daher nicht gegeben, sicherte Rosenberg-Pohl ein qualifiziertes Umzugsmanagement zu. „Das können wir.“
Zeitplan
Befragung
Die Befragung der Bewohnerinnen und Bewohner im Stadtbezirk läuft bis zum 7. November. Die ausgefüllten Fragebogen können bei der Baugenossenschaft Münster, Freibergstraße 62, dem Stadtteilbüro Soziale Stadt, Austraße 12, und dem Briefkasten am Grünen Wohnzimmer, Moselstraße 93, abgegeben werden. Den gedruckten Fragebogen gibt es an vielen Stellen im Stadtbezirk (Bonus Markt, Grünes Wohnzimmer ...). Der Fragebogen umfasst 16 Fragen, die Beantwortung dauert etwa zehn Minuten. Er kann auch online ausgefüllt werden (www.bg-muenster2050.de).
Digitaler Workshop
Am Mittwoch, 17. November, ist von 18 bis 20.30 Uhr ein digitaler Themenworkshop geplant. Nicht jeder hatte trotz Interesse die Möglichkeit, bei der Auftaktveranstaltung persönlich dabei zu sein. Mitarbeit und Einbringen kann an diesem Tag digital erfolgen.
Themenworkshop
Ein Themenworkshop für die Mieterinnen und Mieter findet am 2. Dezember statt.
Ergebnispräsentation
Bis Ende des Jahres sollen die Ergebnisse der Workshops öffentlich vorgestellt werden.
Verfahren
Die Siegerentwürfe des Wettbewerbs sollen im Juni 2022 präsentiert werden, die öffentliche Planungswerkstatt ist für Mai/Juni 2022 vorgesehen. Nach dem Bebauungsplanverfahren soll Ende 2024/ Anfang 2025 der Bauantrag gestellt und im Lauf von 2025 mit dem Bau begonnen werden, sodass der erste Bauabschnitt zur Internationalen Bauausstellung im Jahr 2027 fertig sein wird.