Motel One auf Expansionskurs: Karlsruhe, Heidelberg und Mannheim zählen zu den Wunschstandorten der Hotelkette.

München - Mit schicken, aber preisgünstigen Designhotels hat Motel One in den vergangenen Jahren den Hotelmarkt aufgemischt und Nachahmer angelockt. Gerade hat die Münchner Hotelkette in Berlin ein neues Flaggschiff-Haus eröffnet: Das Upper West im höchsten Gebäude des Westteils der Stadt.

 

In diesem Jahr folgen etwa noch ein großes Haus am Berliner Alexanderplatz sowie Hotels in München, Barcelona, Paris und Zürich. Und auch Baden-Württemberg hat die Kette auf der Liste. Nachdem im Frühjahr 2016 in Bad Cannstatt das dritte Motel-One Stuttgarts eröffnet hat, kommt im Herbst in Freiburg ein 255-Betten-Hotel dazu. „Daneben wird es sicherlich auch weitere Projekte in Baden-Württemberg geben. Neben Karlsruhe sind Heidelberg und Mannheim Wunschstandorte. Wir könnten uns auch ein viertes Motel One in Stuttgart vorstellen“, erklärt Vorstandschef und Großaktionär Dieter Müller im Gespräch mit unserer Zeitung.

Acht neue Hotels mit 3200 Betten geplant

Müller setzt auf eine behutsame Expansion. Acht neue Hotels mit 3200 Betten sind im Laufe dieses Jahres geplant. Die Standortauswahl und die Entwicklung erfolgten mit Sorgfalt, sagt er. Von der Ausschreibung bis zur Eröffnung eines Hauses könne es, wie im Fall Paris, Jahre dauern. Er fügt hinzu: „Wenn es einem besonders gut geht, muss man sich Gedanken machen, wie es weitergeht.“

Deshalb hat Müller, zu dessen Imperium mittlerweile 55 Häuser mit 14 600 Betten gehören, Korrekturen am bisherigen Konzept vorgenommen.

Bekannt geworden ist Motel One durch hochwertige Ausstattung mit Boxspringbetten und Designerleuchten, ansprechend gestaltete Bäder mit Regendusche, aber weitgehend standardisierten Zimmern, die relativ klein sind. Außerdem fehlen Schreibtische, Minibars oder Zimmerservice. Es gibt keine Restaurants. Die Hotels liegen fast immer sehr zentral. Das Frühstück ist nicht enthalten im Preis, der in Deutschland zwischen 59 und 79 Euro für eine Person liegt und nur zu Spitzenzeiten, maximal 20 Prozent pro Jahr, höher sein kann. Die Preise sind nicht verhandelbar. „Bei uns weiß der Kunde, was es kostet“, sagt Müller.

Künftig werden die Zimmer auch einen Safe, einen Ledersessel und einen Schminkspiegel im Bad haben und „etwas individueller, etwas regionaler und wohnlicher“ sein, ergänzt Müller. Die Bars werden aufwendiger und individueller gestaltet: „Je schöner sie sind, desto mehr Umsatz machen wir“, erklärt Müller.

Nettogewinn von 91,6 Millionen Euro

Die Erlöse der Gruppe stiegen 2016 gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent auf 357 Millionen Euro, der operative Gewinn auf 72 (Vorjahr: 64) Millionen Euro und unter dem Strich verblieb ein Nettogewinn, der um 18 Prozent auf 91,6 Millionen Euro wuchs. Mit einer Auslastungsquote von 77 (Vorjahr: 75) Prozent und einer Umsatzrendite von 20,2 (Vorjahr: 19,8) Prozent liegt die Motel-One-Kette deutlich vor Konkurrenten wie Accor (Ibis), Holiday Inn Express oder Moxi.

„Hohe Transparenz ist für uns wichtig“, erklärt der am Starnberger See lebende Müller, der früher für die französische Accor-Gruppe arbeitete. Denn im Unternehmen steckten drei Milliarden Euro von externen Investoren. Und da sei eine gute Bonität wichtig. Von der Bundesbank wird Motel One mit einer Bonität der Stufe 3 bewertet. Das entspricht einem A von Standard & Poor`s. Die Verschuldung ist mit 153 (Vorjahr: 49) Millionen Euro bzw. einer Quote Nettoschulden/Ebitda von 1,4 (0,5) gering. Müller ist nicht Alleineigentümer. Eine Obergesellschaft (Holding) hält 64,56 Prozent an der operativen Gesellschaft. Ein Fonds von Morgan Stanley kontrolliert fast den gesamten Rest.

Dietmar Hopp – „ein guter Freund“

Die Holding ist eine Aktiengesellschaft, in der Müller mit 58,4 Prozent der Stammaktien die Mehrheit hat. Indirekt hält er 37,7 Prozent der Stimmrechte im Unternehmen und 22,4 Prozent des Gesamtkapitals. SAP-Mitgründer und Großaktionär Dietmar Hopp, laut Müller „ein guter Freund“, kontrolliert 26,2 Prozent der Stammaktien der Holding und 16,9 Prozent der gesamten Stimmrechte.

Bis etwa 2020 sollen weitere 28 Häuser dazu kommen, die Hälfte davon im Ausland, wo die Preise höher sein können. In Zürich etwa kostet ein Zimmer „wegen der exorbitanten Immobilienpreise“ 169 Franken für eine und 184 Franken für zwei Personen. Müller träumt von weiteren Hotels in Paris, Lissabon, Skandinavien, Italien sowie in New York und Miami. „Doch wir werden Deutschland nicht vernachlässigen. Die ganze Welt sucht hier Objekte“, sagt er. Der Auslandsanteil am Umsatz liegt derzeit bei 27 Prozent. Neben Müllers Frau Ursula Schelle-Müller, die im Vorstand für Marketing zuständig ist, arbeitet auch sein Sohn Daniel im Unternehmen: Er ist für das operative Geschäft verantwortlich.