Paul Bloy aus Biberach ist zwölf Jahre jung und talentiert. Am Wochenende will er bei der traditionellen Motocross-Veranstaltung in der Stuttgarter Schleyerhalle zeigen, was er kann – in der neu eingeführten SX-3-Klasse.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Seine erste Pressekonferenz meistert Paul Bloy mit Bravour. Mit beeindruckender Schirmmütze und blauem Kapuzenpulli sitzt er am Tisch und beantwortet lässig alle Fragen. Aus der Distanz beobachten seine Eltern die Szenerie. Sie schmunzeln etwas, sind aber auch stolz auf Pauls selbstsicheren Auftritt in Stuttgart beim ADAC. Der Automobil-Club veranstaltet am Freitag und am Samstag (jeweils von 19.30 Uhr an) die traditionelle Motocross-Veranstaltung in der Schleyerhalle. Und diesmal ist auch Paul Bloy dabei.

 

Der Junge ist zwölf Jahre alt, besucht die siebte Klasse der Realschule in Biberach und favorisiert neben dem Sportunterricht auch das Fach Bildende Kunst. Ob mal ein Maler aus ihm wird, steht noch in den Sternen, zunächst einmal strebt Paul Bloy aber eine Motocrosskarriere an – und, wenn es nach ihm geht, eine, die sich gewaschen hat: „Mein Vorbild ist Ken Roczen“, sagt er mit fester Stimme. Der Deutsche Ken Roczen ist in den USA ein Star – und Weltmeister wurde er auch. Wenn sich Paul Bloys Träume erfüllen, geht es ihm also wie Sebastian Vettel. Auch der wollte immer Formel-1-Champion werden – so wie sein Vorbild Michael Schumacher.

In der neuen SX-3-Klasse starten Zwölf- bis 16-Jährige

Der Weg zum Ruhm ist noch weit, doch wer keine Träume hat, der lebt nicht. In Stuttgart bekommt Paul Bloy am Wochenende die große Chance, vor mehr als 7000 Zuschauern pro Abend zu zeigen, was er kann. Sein großes Glück ist, dass die Organisatoren in diesem Jahr erstmals die SX-3-Klasse einführen hinter der SX-2- und der SX-1-Kategorie, in der sich die ganz großen Jungs des Hallen-Motocross tummeln. „Wir müssen was für den Nachwuchs tun“, sagt die Organisationschefin Ilona Übelhör über die Einführung der Juniorenklasse.

Weil aus deutscher Sicht nicht wirklich etwas nachkommt, dürfen jetzt beim Supercross in der Schleyerhalle auch die Teenager im Alter von zwölf bis 16 Jahren zeigen, was sie draufhaben. Die sitzen dort auf 85-Kubikzentimeter-Maschinen, die mit 30 PS auch schon mächtig Dampf unterm Tank haben, und sie springen so wie die Großen über die Lehmhügel. Und Paul Bloy ist unter den SX-3-Fahrern einer der jüngsten Starter.

Paul Bloy ist deutscher Vizemeister und WM-Achter

Der Schwabe ist einer der verheißungsvollsten Nachwuchspiloten. Er wurde mit nur einem halben Punkt Rückstand deutscher Vizemeister bei den Junioren und in der 65-Kubikzentimeter-Klasse Achter der WM. Sein Vater Martin Branz trainiert ihn und begleitet ihn zu den Rennen, während Mutter Bettina darauf achtet, dass ihr Sohn die Schule nicht vernachlässigt. Denn nicht nur Motocross bestimmt das Leben des Schülers, er fährt auch Fahrrad, spielt Tennis und Fußball. Beim Kicken kommt er im Sturm über die linke Seite – wie sein zweites großes Vorbild: „Das ist natürlich Cristiano Ronaldo“, sagt Paul Bloy.

Angst haben die Eltern nicht, auch wenn Motocross eine gefährliche Angelegenheit ist. „Man hat Respekt, aber keine Angst, denn wäre die im Spiel, darf man sein Kind so einen Sport nicht machen lassen“, sagt Martin Branz, der vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten seines Sohnes hat. Der wird von einem Motorrad-Händler und Suzuki-Deutschland inzwischen gut unterstützt, weil den Sponsoren dämmert, dass aus Paul Bloy durchaus mal etwas werden kann.

Auf die Schleyerhalle freut sich der Junge aus Biberach riesig. Es sei seine große Chance. Und für den Fall, dass er gewinnen sollte, steht die Belohnung auch schon fest. „Einen oder zwei Chickenburger bei McDonalds“, sagt Paul Bloy. Er liebt es.