Der ADAC veranstaltet bereits zum 30. Mal den Supercross in der Stuttgarter Schleyerhalle – und der Publikumsliebling Colin Dugmore gibt sein Comeback.

Stuttgart - Mindestens zehnmal – so oft ist er schon durch die Hanns-Martin-Schleyer-Halle gefahren, gerutscht und geflogen. Ausgestattet mit Motorrad, Schutzausrüstung und einer gehörigen Portion Mut, gepaart mit ein wenig Wahnsinn, wurde der Mann zu einer Legende in der Supercrossszene. Und mit 44 Jahren will er es nun noch einmal wissen.

 

Bei der 30. Auflage des ADAC Supercross Stuttgart (am Freitag und Samstag jeweils 18 Uhr) steigt Colin Dugmore erstmals seit 2007 wieder auf sein Motorrad – um den Sieg werden aber andere fahren. „Bei mir steht jetzt der Spaßfaktor im Vordergrund“, sagt der Südafrikaner mit dem charmanten englischen Akzent, der seine größten Erfolge in Deutschland feierte und acht Jahre lang in Schorndorf lebte. Eine Finalteilnahme an beiden Abenden peilt er trotzdem an. Beim Jubiläum ist aber nicht nur für Dugmore so einiges neu.

Neuer Boden

Mehr als 200 Lkw-Ladungen frische Erde sind von einer Baugrube auf den Fildern in die Halle transportiert worden. Erstmals seit 19 Jahren war der Austausch des kompletten Untergrunds nötig. Hintergrund ist, dass die alte Erde, die zwischen zwei Veranstaltungen eingelagert wird, sich immer mehr mit Sägespänen vermischt hat. So büßte sie nach und nach ihre guten Eigenschaften ein. Nötig sind die Sägespäne als Untergrund, um den Boden der Halle nicht zu beschädigen.

An das Material werden hohe Anforderungen gestellt. Auf der einen Seite darf es nicht zu sehr kleben, um die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten, auf der anderen Seite wollen diese aber auch um die Kurven rutschen können. Schwierigere Strecke Wie in jedem Jahr müssen sich die Fahrer auf eine völlig neue Strecke vorbereiten. Der Streckenbauer Joachim Mittag hat sich in diesem Jahr zwei zentrale Neuerungen einfallen lassen. Die Fahrer starten direkt aus dem Fahrerlager und müssen auf der Hälfte der Strecke das sogenannte Waschbrett bewältigen. Über diese Abfolge von vielen kleinen Hügeln technisch sauber und möglichst schnell zu fahren war schon immer der Knackpunkt. Jetzt geht es zusätzlich sogar bergauf – am Ende wartet ein Sprung. „Die Strecke ist sehr anspruchsvoll. Es wird nicht der Fahrer gewinnen, der die Augen zumacht und Gas gibt“, sagt Dugmore.

Mehr Runden

Die Rennen in Stuttgart sind gleichzeitig der Auftakt der SX-Cup-Serie. Weiter geht es in Chemnitz, München und Dortmund, wo Dugmore ebenfalls starten will – ehe er seine Hallenkarriere erneut ruhen lässt oder sogar ganz beendet. An beiden Abenden in Stuttgart werden die Halbfinalisten in der höchsten Fahrerklasse SX1 in drei Qualifikationsläufen und zwei Hoffnungsläufen ermittelt. Aktuell stehen 38 Fahrer auf der Starterliste. Das Novum: im Halbfinale werden 15 Runden und damit zwei mehr als sonst gefahren. Was zunächst nach wenig Belastung klingt, verlangt den Fahrern alles ab. „15 Runden in der Halle sind wie 30 Minuten Motocross draußen. Man hat einen Puls von fast 180. Das ist so, als würde man acht Minuten sprinten“, sagt Dugmore. Durch die Erhöhung der Rundenzahl erhoffen sich die Verantwortlichen, dass der Faktor Glück eine kleinere Rolle spielt.

Favoriten

Zum „König von Stuttgart“ krönte sich in den vergangenen Jahren meist ein Amerikaner. Zuletzt Mike Alessi, der aber wegen einer Schulterverletzung fehlt. Während sich Tyler Bowers (21) schon als Nachfolger in Position bringt, rechnen sich auch die Deutschen Marcus Schiffer und Dennis Ullrich Chancen aus. Ullrich (19) gilt als eines der größten deutschen Talente. Der 25-jährige Schiffer gewann in diesem Jahr bereits die MX-Masters sowie die Mannschafts-WM und will sein Können nun auch in der Halle beweisen. „Auf dem Podium wird ein Fahrer stehen, der sehr gut starten und dann konstant durchfahren kann“, sagt Colin Dugmore. Zumindest starten kann er nach eigener Aussage immer noch sehr gut, und wenn dann alles zusammenpasst . . . – aber das wäre wirklich eine Sensation.