Valentino Rossi ist der Michael Jordan des Motorrad-Sports. Doch nach seinem Rempler gegen Marquez hat das Image der MotoGP-Legende Risse bekommen. Im WM-Finale will er sportlich für Furore sorgen, die Chance auf einen zehnten WM-Titel ist aber gering.

Valencia - Für Valentino Rossi gab es keine Gnade von den obersten Sportrichtern, nun will der Motorrad-Superstar beim WM-Finale das scheinbar Unmögliche möglich machen. „Mein Traum war es natürlich, unter normalen Umständen um den Titel zu kämpfen“, erklärte der neunfache Weltmeister und kündigte nach dem Rückschlag am Grünen Tisch an: „Ich werde bis zum Schluss kämpfen. Wir versuchen, den Rückschlag in positive Energie umzuwandeln.“

 

Beim mit über 110 000 Fans ausverkauften WM-Finale in Valencia am Sonntag (14.00 Uhr/live Eurosport) ist die Ausgangslage in der MotoGP klar. Noch führt Rossi mit einem Vorsprung von sieben Punkten vor seinem spanischen Teamkollegen Jorge Lorenzo. Aber nachdem der Internationale Sportgerichtshof CAS seinen Einspruch gegen die Drei-Punkte-Strafe von Sepang abwies, muss er als Letzter starten. Bei einem Erfolg von Lorenzo muss Rossi Zweiter werden, um doch noch zum achten Mal Weltmeister in der höchsten Motorrad-Klasse zu werden.

Dass in einem WM-Finale alles passieren kann, weiß Rossi nur zu gut. 2006 kam er auch als Spitzenreiter nach Valencia, stürzte und verlor den Titel noch an Nicky Hayden. Schützenhilfe von den anderen 25 Fahrern erwartet Rossi nicht: „Jeder fährt sein eigenes Rennen, das ist normal. Jetzt bin ich gefordert.“ Herausfordern will er seine Kontrahenten auch weiterhin: „Ich werde auch 2016 fahren. Und nach der Saison 2016 werde ich überlegen, ob ich weitermache oder nicht.“

„Il Dottore“ zeigt Reue – ein bisschen

Hatte Rossi bisher bestritten, Titelverteidiger Marc Marquez vor zwei Wochen beim Rennen in Sepang absichtlich zu Fall gebracht zu haben, zeigte er nach dem CAS-Urteil zumindest ein bisschen Reue. „Ich bereue, dass ich in dieser Kurve zu weit gegangen und nicht meine normale Linie gefahren bin“, meinte Rossi, der nach seinem Rempler von vielen Medien, vor allem aber der heimischen Presse, scharf kritisiert worden war.

Der für seine teils fast unmöglichen Manöver berüchtigte Marquez, dem viele Beobachter eine Mitschuld an dem Vorfall gaben, ist sich weiter keines Fehlers bewusst: „Ich bereue nur, dass ich nicht ins Ziel gekommen bin.“ Nach Sepang hatte der Ausnahmefahrer Anfeindungen im Internet und Morddrohungen über sich ergehen lassen müssen. Zudem gab es eine Rangelei mit italienischen TV-Journalisten, die in sein Haus eindringen wollten. „Es waren die schwierigsten Wochen meines Lebens“, bekannte der 22-Jährige, der es bereits geschafft hat, als Letzter zu starten und dennoch zu gewinnen. In Valencia will er fahren wie immer - auf Sieg.

Titelfavorit Jorge Lorenzo indes äußerte sich nicht zum Thema Rossi-Marquez, zumal die Fahrer von den Verbands-Bossen einen Maulkorb verpasst bekamen. „Ich bin glücklich, um meinen dritten MotoGP-WM-Titel kämpfen zu können“, meinte Lorenzo, der sich im ersten Kräftemessen am Freitagmorgen nur Marquez geschlagen geben musste. Rossi wurde im ersten freien Training Fünfter.