Ein mobiler Blitzer, Asphaltnägel und Kontrollen – die Bilanz für die von vielen Motorradfahrern als Rennstrecke missbrauchte Sulzbacher Steige ist zwiespältig. Können die neuen Maßnahmen die Strecke 2025 endlich sicher machen?
Die kurvige B 14 zwischen Sulzbach und Großerlach mitten im Schwäbischen Wald ist für viele Motorradfahrer ein Traum, für Anwohner hingegen eher ein Albtraum. Seit Jahren ist der Abschnitt Schauplatz halsbrecherischer Raserei, gepaart mit ohrenbetäubendem Lärm. Doch 2024 brachte einen Hoffnungsschimmer: Eine Kombination aus Polizei-Kontrollen und baulichen Veränderungen hat die Zahl der Unfälle und Verletzten spürbar gesenkt. Dennoch bleibt die Strecke ein Brennpunkt.
Die jüngste Bilanz der Behörden zeigt ein ambivalentes Bild. Zwar wurde laut Polizei und Landratsamt im vergangenen Jahr die Zahl der Motorradunfälle im Vergleich zu 2023 mehr als halbiert – von 21 auf weniger als zehn –, doch spektakuläre Überschreitungen und Spitzenwerte von mehr als 200 Stundenkilometern werfen weiterhin Fragen auf. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, waren 2024 insgesamt 212 Motorräder bei Kontrollen aufgefallen, von denen knapp 200 Verstöße dokumentiert wurden.
Ein trauriger Rekord: Ein Fahrer wurde mit Tempo 212 auf einer Strecke gemessen, auf der maximal 100 km/h erlaubt sind. Ein anderer Raser war gleich zweimal hintereinander mit mehr als 170 statt maximal erlaubten 100 km/h unterwegs. Die Zahlen verdeutlichen: Trotz aller Bemühungen bleibt die Strecke für einige Motorradfahrer eine Bühne zur Selbstinszenierung.
Neue Maßnahmen: Enforcement-Trailer und Asphaltnägel
Das Landratsamt hat 2024 mehrere neue Maßnahmen ergriffen, um den Verkehr zu beruhigen. Ein sogenannter Enforcement-Trailer – ein mobiler Blitzer mit Spezialtechnik, der sowohl Fahrer als auch Kennzeichen der Motorräder erfasst – wurde an drei von vier geplanten Standorten installiert. Zusätzlich kamen Mittelmarkierungen und reflektierende Asphaltnägel zum Einsatz, um das Schneiden von Kurven zu erschweren.
Die Ergebnisse dieser Neuerungen sind laut dem Landratsamt vielversprechend. Nach Rückmeldungen von Bürgern, Polizei und Kommunen sei es durchaus zu einer Beruhigung entlang der Strecke gekommen, heißt es in einer Antwort der Behörde auf eine entsprechende Anfrage. Doch es bleiben Zweifel, ob dieser Effekt von Dauer sein wird.
Was 2025 geplant ist
Für das kommende Jahr soll der „Kontrolldruck“ aufrechterhalten werden. Die Polizei plant weitere Schwerpunktkontrollen, das Landratsamt will die Asphaltnägel auf zusätzliche Streckenabschnitte ausweiten. Doch eine der vielversprechendsten Ideen, das Streckenradar („Section Control“), scheitert – zumindest vorerst – an der Gesetzeslage in Baden-Württemberg.
Das Innenministerium habe dem Pilotprojekt eine Absage erteilt, da es derzeit weder eine rechtliche Grundlage noch einen Anbieter gebe, der das System wirtschaftlich betreiben könne, so das Landratsamt. Trotzdem betont die Behörde, dass man das Vorhaben nicht aufgegeben habe. „Unser Angebot, ein Pilotprojekt zu begleiten, steht“, so eine Sprecherin.
Erfolg oder Zwischenstation?
Die vorgelegten Statistiken zeigen Licht und Schatten:
• Die Zahl der Unfälle mit Motorradbeteiligung wurde deutlich reduziert.
• Von Mai bis Oktober 2024 wurden insgesamt 15 Kontrollaktionen durchgeführt, die fast 200 Verstöße dokumentierten.
• Innerhalb weniger Stunden löste der Enforcement-Trailer an der sogenannten „Applauskurve“ 35 Mal aus.
Dennoch bleibt die Strecke ein Magnet für Raser. Der Lärm und die Gefahr sorgen weiterhin für Spannungen zwischen Anwohnern und Motorradfahrern.
Besonders ärgerlich für die Anwohner ist, dass eine kleine, aber hartnäckige Gruppe von Motorradfahrern die Strecke systematisch als Rennpiste missbraucht. Eine Langzeituntersuchung des Landratsamts zeigte, dass viele der Raserei-Fälle auf Wiederholungstäter zurückzuführen sind.
Ausblick mit gemischten Gefühlen
2025 wird zeigen, ob die bisherigen Veränderungen einen Effekt haben. Die Polizei bleibt optimistisch: „Die Maßnahmen haben erste Erfolge gezeitigt, die wir weiter ausbauen wollen“, so ein Sprecher des Polizeipräsidiums Aalen. Gleichzeitig betont das Landratsamt, dass langfristige Lösungen – etwa strengere Regeln für laute Motorräder oder mehr gesetzliche Möglichkeiten für Überwachung – unerlässlich sind.
Die Anwohner indes bleiben skeptisch. Der Schwäbische Wald mag für viele eine Idylle sein, doch für die Menschen entlang der Sulzbacher Steige sind die Sommermonate oft eine Belastung. Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen im Frühjahr werden möglicherweise bereits zeigen, ob die Raserszene Konsequenzen aus dem hohen Überwachungsdruck gezogen hat.
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