Der Motorsägenhersteller Stihl investiert bis 2018 eine Milliarde Euro in Gebäude, Produkte und Anlagen. Schwerpunkt dabei soll Deutschland sein, sagte Stihl-Chef Bertram Kandziora in Waiblingen.

Waiblingen - Der Motorsägenhersteller Stihl hat ein umfangreiches Investitionsprogramm vorgestellt. Bis 2018 will das Waiblinger Unternehmen für rund eine Milliarde Euro die Fertigung und den Vertrieb weltweit modernisieren und ausbauen, kündigte Unternehmenschef Bertram Kandziora am Dienstag in Waiblingen an. Das Geld soll zudem in neue Maschinen und Anlagen fließen. Deutschland sei dabei der Standort mit dem höchsten Investitionsvolumen in der Gruppe.

 

Derzeit werden für mehr als 65 Millionen Euro am Stammsitz eine Produktionslogistik gebaut und das Entwicklungszentrum erweitert; vor kurzem war dafür Richtfest. Darüber hinaus seien zwei größere Projekte in Deutschland geplant, so Kandziora. „Die sind aber noch nicht spruchreif“, sagte der Stihl-Chef. Mehr ließ er sich dann auch nicht entlocken. Neue Werke sollen zudem auf den Philippinen und in China gebaut werden.

Forderungen an die Politik

„Trotz der hohen Kosten hierzulande bekennen wir uns als mittelständisch geprägtes Familienunternehmen zum Standort Deutschland“, so Kandziora. Gleichzeitig müsse „jedoch dringend die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gestärkt werden“, mahnte er in Richtung Politik. Als Beispiele nannte Kandziora flexiblere Arbeitsmärkte, eine Reduzierung der Abgabenlast und eine Verbesserung der Infrastruktur.

Trotz dieser Mängel entwickelt sich der Motorsägenhersteller im laufenden Jahr positiv. In den ersten acht Monaten sei der Umsatz – nicht zuletzt dank des Rückenwinds der Wechselkurse – um gut zehn Prozent auf 2,3 Milliarden Euro in die Höhe geschnellt. Bereinigt habe der Zuwachs noch bei 3,4 Prozent gelegen. „Wir werden 2015 einen neuen Rekordumsatz erzielen – trotz schwieriger Märkte in einigen Krisenländern“, so Kandziora. Konkret wollte er zu den Umsatzerwartungen für das laufende aber nicht werden. „Unser Standardwachstumsziel liegt bei fünf Prozent“, sagte er ausweichend. Und dann: „Ich schätze, dass wir zwischen 3,1 und 3,2 Milliarden Euro umsetzen werden.“ Stihl verkauft seine Produkte über den selbstständigen Fachhandel; rund 3000 Verkaufsstellen sind es in Deutschland. Etwa 300 von ihnen nutzen zudem die Online-Plattform, die Stihl ihnen zur Verfügung stellt. Welche Bedeutung der Onlinehandel mittlerweile hat, blieb aber unklar.

Nordamerika ist der größte Markt

2014 hat Stihl knapp drei Milliarden Euro erlöst, rund 90 Prozent davon im Ausland. Größter Markt ist dabei Nordamerika, wo Stihl 30 Prozent seines Umsatzes erzielt; „der US-amerikanische Markt ist derzeit Wachstumstreiber“, so Kandziora. Russland war vor einigen Jahren ebenfalls ein sehr großer Markt für die Waiblinger; doch die Geschäfte dort seien eingebrochen. Die Entwicklung in Russland hat sich auch auf die Entwicklung des deutschen Stammhauses niedergeschlagen. Die Andreas Stihl AG & Co KG, zu der neben der Zentrale in Waiblingen auch Werke in Ludwigsburg, Prüm in der Eifel und Wiechs am Randen (bei Singen) gehören, hat bis Ende August 664 Millionen Euro umgesetzt (minus 0,7 Prozent). Weltweit beschäftigt das Traditionsunternehmen unverändert knapp 14 300 Mitarbeiter, davon gut 3200 in Waiblingen.

Den Beschäftigten des Stammhauses bietet Stihl seit 30 Jahren eine Mitarbeiterkapitalbeteiligung an. Das Modell sieht vor, dass Beschäftigte jährlich Genussrechte für 1350 Euro erwerben können, wobei sie selbst nur 450 Euro einzahlen müssen, den Rest übernimmt das Unternehmen. Abhängig vom Erfolg erhält jeder auf dieses Kapital ein Gewinnbeteiligung von bis zu zehn Prozent. Wer seit der Einführung jeweils die Höchstbeträge investiert hat, so Kandziora stolz, habe mittlerweile ein Gesamtkapital von 65 000 Euro angehäuft.