Der 18-jährige Sohn des Rekordweltmeisters Michael Schumacher heißt Mick – und er arbeitet fleißig an seinem Ziel, einmal in die Formel 1 zu gelangen.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Nürnberg - Auf der Startgeraden lässt der Mechaniker den Motor an, er gibt dem Rennfahrer noch einmal die Hand und haut ihm kräftig auf die Brust. „Mach‘s gut, Junge“, soll das heißen für den Piloten mit dem gelb-grünen Helm. Darunter steckt Mick Schumacher. Er ist zarte 18 und der Sohn des Formel-1-Rekordweltmeisters Michael Schumacher. Dann gibt der Mini-Schumi, wie ihn der Boulevard gerne mal nennt, kräftig Gas.

 

Startplatz 13 am Norisring am Samstag, das ist nicht besonders berauschend gewesen, doch am Ende springt noch ein siebter Platz heraus. In den zwei Rennen am Sonntag wird er Zwölfter und fällt aus. „Ich habe sehr viel gelernt, und das ist auch der Grundgedanke dahinter“, sagt Mick Schumacher über seine ersten Rennen in der Formel-3-Europameisterschaft. In der Gesamtwertung rangiert er auf Platz zehn. Das ist ganz ordentlich für einen Rookie, bedeutet aber wohl, dass er in der Serie auch noch im nächsten Jahr seine Runden drehen muss. Experten glauben: Er braucht noch ein Jahr.

Einen Blick fürs Rennen

Mick Schumacher gehört dem Prema-Power-Team an. Die italienische Truppe ist in der Nachwuchsserie als Branchenprimus so etwas wie Ferrari in der Formel 1. Schumachers Teamkollege Maximilian Günther aus Oberstdorf ist Erster der Wertung. Gute Anlagen hat der Weltmeistersohn Schumacher zweifelsfrei, Teamchef René Rosin lobt seinen „unglaublichen Blick für Rennsituationen“. „Er macht es wirklich gut, er ist ja in diesem Jahr auch schon einmal aufs Podium gefahren und holt immer wieder Punkte“, sagt Günther über seinen Teamkollegen, den er als „netten Kerl“ bezeichnet und mit dem er sich prächtig versteht.

Doch lernen, das muss Mick Schumacher auch noch. Er weiß es. „Budapest war jetzt nicht so das Wochenende, dass ich mir erhofft habe, genauso wie zuvor Pau“, sagt der Nachwuchsmann über die Rennen vor dem Norisring-Wochenende. Aber eines, das hat er schon gelernt: Keiner steht im Fokus wie er. Vor dem Zelt des Prema-Teams lauern Mädchen. Sie halten Handys für Fotos und Stifte für Autogramme bereit.

Smarter Bursche

Er ist ein smarter Bursche. Der Teenager hat viel vom Vater – und auch viel von der Mutter. Auch bei einem entfernteren Blick fällt schnell das Urteil von der so genannten gesunden Mischung, die es ausmacht. Mick Schumacher hat auch schon einmal ein DTM-Rennen als Ko-Kommentator im Fernsehen kommentiert – und es gut gemacht. Am Ende sprachen er und der ARD-Kommentator über alles, nur nicht über das Rennen, das als Beiwerk weiterlief. Es ist erstaunlich, wie er sein Ziel verfolgt und in die Öffentlichkeit marschiert. Zwar regelt seine Auftritte und Interviews Sabine Kehm wie schon damals beim Vater, und sie achtet zum Wohl des Jungen darauf, dass die öffentliche Präsenz nicht über Hand nimmt – noch bevor die Karriere richtig Fahrt aufgenommen hat. Und doch steht für ihn fest: Er will Rennfahrer werden, nichts anderes, nur das.

Als Sohn des erfolgreichsten Formel-1-Piloten aller Zeiten ist der Schatten riesig. Überdies setzt sich der Junior mit seinem mutigen Sprung auf die große Bühne der Gefahr aus, dass ihn die Leute aushorchen wollen über den tatsächlichen Gesundheitszustand seines Vaters. Kein Wort darüber – das ist das Agreement. Auch über Mick Schumacher selbst reden Zeitgenossen, die ihn in der Serie erleben, eher nicht oder nur defensiv – von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen,

Auf der Flucht

Mama Corinna Schumacher ist am Norisring natürlich auch dabei. Mutterseelenallein sitzt sie im großen Verpflegungszelt und verfolgt am Bildschirm das Rennen ihres Sohnes. Der nimmt auch die die DTM-Wettfahrten wahr – aber so richtig in Frage kommt für ihn der Tourenwagensport als Alternative zur Formel 1 nicht, von der jeder Piloten der EM-Serie träumt. „Ich habe ein Auge auf die DTM, aber das geschlossene Auto ist nicht so meine Schiene, ich habe es lieber, wenn ich die Reifen sehe“, sagt Schumacher und gibt ein klares Statement für seine Vorliebe ab. Etwa zwei Drittel der aktuellen Formel-1-Piloten ging in die Formel-3-Fahrschule, so auch Lewis Hamilton, Valtteri Bottas oder Pascal Wehrlein.

„Mick wird seinen Weg gehen, er macht es gut als Rookie, aber man muss ihm noch Zeit geben“, sagt Timo Rumpfkeil, der Teamchef des Formel-3-Rennstalls Motopark. Und: „Nur weil er Schumacher heißt, kann er nicht über Wasser laufen.“ Doch die Tricks des Vaters seinerzeit, dem großen Interesse an seiner Person zu entfliehen, hat Mick Schumacher schon drauf. Und so rast er am Norisring mit tief ins Gesicht gezogener Kappe auf einem Elektro-Roller derart schnell aus der Prema-Werkstatt, so dass ein Fotograf den Mini-Schumi nur noch von hinten erwischt.