Der Tatortkommissar Richy Müller fährt beim Porsche-Carrera-Cup als Gastfahrer mit – und wäre ganz gerne Formel-1-Pilot geworden.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Es gibt die Spätberufenen, die im fortgeschrittenen Alter noch Rennfahrer werden. Ob Skispringer Sven Hannawald, Smudo von den „Fantastischen Vier“ oder der US-Schauspieler Patrick Dempsey, der mit Begeisterung in einem Porsche um die Kurven jagt. Auch sein deutscher Kollege Richy Müller, bekannt als Hauptkommissar Thorsten Lannert im Stuttgart-Tatort, lässt es als längst etabliertes Mitglied der Weissacher Motorsportfamilie ordentlich krachen. An diesem Wochenende als Gaststarter im Porsche-Carrera-Cup am Nürburgring. Er macht das nicht zum ersten Mal. Die ersten Fahrversuche liegen gut 25 Jahre zurück.

 

Am Sonntagabend wird der ARD-Krimi „Stau“ ausgestrahlt – ein zutreffender Titel für den „Staugart-Tatort“. Müller wird dort ermitteln, wie gewohnt seinen Neunelfer Baujahr’75 durch die Großbaustellen kurbeln und auch lange im Stau stehen – doch mehr wird nicht verraten.

Im echten Leben begibt sich der 61 Jahre alte Darsteller am selben Wochenende in der Eifel in exakt das Gegenteil von Stau. In seinem Porsche 911 GT3 Cup mit strammen 485 PS gibt er Stoff und möchte mit den sehr viel jüngeren Burschen mithalten. Ein Fabrikat aus Zuffenhausen war schon immer der Kindheitstraum von Müller, der sich bei Tatort-Verfolgungsjagden natürlich nie doubeln lässt. Wenn er es selbst macht, ist er schneller.

Volle Konzentration

Vor dem Gastauftritt am Nürburgring hat der Schauspieler ein bisserl Respekt, obwohl einige Rennkilometer hinter ihm liegen. „Wichtig ist, dass man 25 Minuten lang die Konzentration aufbringt – dafür braucht man viel Energie und Ausdauer“, sagt er. Runde um Runde spüre er dann einen gewissen „Flow“. Im Auto laufe es irgendwann wie in einem „Uhrwerk“, das Rennen versetze ihn fast in einen „meditativen Zustand“ – und das führe zu einem echten Hochgefühl.

Richy Müller hat das Rennvirus längst erfasst. In dieser Woche brachte er anstrengende Drehtage hinter sich. Am Nürburgring gilt es nun, den Schalter umzulegen beim Eintauchen in eine andere Welt. Und er fährt dort nicht nur mit. Müller wird von seinem Team gut vorbereitet und hört auf das, was ihm die erfahrenen Leute sagen. „Ich werde dadurch Runde um Runde schneller“, meint der Mann, der die Lücke zur Spitze unbedingt schließen möchte. „Ich befinde mich da unter Profis, will aber nicht als Laie rüberkommen. Natürlich bin ich Amateur – doch aber einer mit hohem Anspruch.“

Nur nicht im Weg stehen

Im Weg stehen möchte er den Konkurrenten auf keinen Fall, nicht dass es heißt: Was will der Darsteller hier? „Ich bin da nicht Schauspieler, sondern Rennfahrer“, erklärt Müller, der offenbar fit wie ein Turnschuh ist. Im Rennauto zu sitzen ist strapaziös. Doch der gebürtige Mannheimer liefert im Hinblick auf sein Alter den Beweis, dass 60 tatsächlich das neue 50 ist. „Ich würde gerne eine komplette Saison fahren und will schauen, dass ich das mal hinkriege“, sagt der am Chiemsee lebende Darsteller über seine Ambitionen, vom ersten Testtag bis zum letzten Rennen alles mitzumachen. Dafür müsste er sich die erforderliche Zeit aber erst freischaufeln.

In der PS-Szene fühlt sich Richy Müller indes wohl. „Ich bewege mich im Rennsport fast familiärer als in der Filmgesellschaft“, sagt der Mann, der sich auch ein Leben als Formel-1-Pilot hätte vorstellen können – das wäre für ihn eine echte (und besser bezahlte) Alternative zur Schauspielerei gewesen. Benzin – davon hat er genug im Blut. Doch auch sein Instinkt, brutalen Mördern auf die Spur zu kommen, ist nicht zu verachten. Die nächste Kostprobe gibt’s am Sonntagabend – nach dem Rennen.