Bei der Saisoneröffnung der Motorworld in Böblingen ist eine Isetta mit Wohnmobil zu bestaunen – wie auch ein Modell des Mercedes JCR, das der britische Rennfahrer steuerte. Rund 8000 Besucher tummelten sich auf dem Flugfeld.

Böblingen - Hartmut Seigies sitzt auf der Stoßstange seines Mini-Wohnmobils und spielt mit seinen Hunden Nina und Akiro. Der 52-jährige Kraftfahrzeugtechniker ist mit seiner 300er Isetta angereist. Die „Knutschkugel“, wie sie liebevoll genannt wird, setzt er als Zugmaschine für sein fahrbares Bett ein. Das Gefährt, das aus der Zeit gefallen scheint, wurde am Sonntag bei der Saisoneröffnung der Motorworld auf dem Flugfeld in Böblingen von den rund 8000 Besuchern ebenso bewundert wie die rund 1100 Oldtimer und getunten Schlitten mit oft mehr als 300 Pferdestärken unter der Haube.

 

Ein Rennwagen für 2,5 Millionen Euro

Die ersten Fahrzeuge fuhren bereits gegen 8.30 Uhr durch den weißen, aufgeblasenen „Triumphbogen“ aus Kunststoff. Sie kamen aus ganz Deutschland, manche trugen französische, schweizerische und holländische Kennzeichen.

Aus Pleidelsheim (Kreis Ludwigsburg) sind Mitarbeiter eines Fachbetriebs für Mercedes-Klassiker angereist, um einen JCR Stirling Moss zu präsentieren. „Das ist die Nummer 56 von 75 weltweit“, erklärte einer der Experten. Benannt ist das Mercedes-Modell nach dem Rennpiloten Stirling Moss, der zwischen 1951 und 1961 in der Formel 1 startete und mit vier Vizeweltmeisterschaften und 16 Grand-Prix-Siegen als der erfolgreichste Fahrer unter jenen gilt, die nie Weltmeister wurden. Das Original-Rennauto bringt 650 PS auf die Straße, fährt 350 Kilometer in der Stunde und kostet laut der Firma rund 2,5 Millionen Euro.

Porsche, Ferraris, Chevrolets

Nahezu die gesamte Palette der Autohersteller war zu bestaunen, von Porscheflitzern über rasante Ferraris bis hin zu schnittigen Chevrolets, die Privatleuten gehören. Sind sie 40 Jahre und älter, gelten sie als steuervergünstigte Oldtimer. Die Mieter und Geschäftspartner der Motorworld, die auf dem Flugfeld ihre Niederlassung haben, zeigten die neuesten Karossen, von schnittigen Maseratis bis hin zum Rolls Royce Cullinan, den offenbar teuersten SUV der Welt, der zu einem Preis ab 315 000 Euro zu haben ist.

Einer, der bei diesen Fahrzeugen kaum neidisch wurde, war Ulf Schulz aus Berlin, der eine Marketingagentur betreibt und die Eröffnungsparty auf dem Flugfeld moderierte. Er besitze mehrere Fahrzeuge, am liebsten sei er aber mit seinem alten Volvo unterwegs. 4000 Euro habe er für ihn bezahlt: „Das Oldtimerhobby muss nicht teuer sein.“

Polizei kontrolliert getunte Autos

Noch bis zur Mittagszeit kurvten die Oldtimerfreunde mit ihren Lieblingen auf das Flugfeld. Manche kamen aus Ludwigsburg, wo es ebenfalls den Saisonauftakt für Retrofahrzeuge zu feiern gab. Wer dagegen einen getunten Wagen fuhr, dem konnte es passieren, dass er von der Polizei vor dem Gelände herausgewunken wurde. Wie ein Polizeisprecher erklärte, liege eine Bilanz der kontrollierten Autos noch nicht vor. Größere Beanstandungen habe es bis Sonntagnachmittag aber nicht gegeben.

Kontrollen hatten die Fahrer etwa von VW-Bullis nicht zu befürchten – auch nicht Hartmut Seigies mit seiner „Knutschkugel“. Das Rollermobil, das bis zum Jahr 1955 in Italien produziert und später von Automobilherstellern wie BMW in Lizenz weiter gebaut wurde, verfügt über einen Fronteinstieg und nicht nur über 13 PS, sondern genau 13,5 Pferdstärken. Darauf legt der Schönaicher Wert. Wenn er eine Tour auf die Schwäbische Alb unternehme, komme es auf diese halbe Pferdestärke an. Über die Alpen hat er sich noch nicht gewagt mit seiner Isetta. „Ich fand sie 1976 in einem Hühnerstall und habe sie restauriert“, sagt der Oldtimerfan, der zudem einen nachgebauten Piccolino hat. „Entweder nehme ich den Wohnwagen mit oder meine Freundin“, sagte er schmunzelnd.