Die Stuttgarterinnen stehen nach zwei Siegen gegen Vilsbiburg im Halbfinale um die Meisterschaft. Vor allem eine Spielerin zeigte, wie wertvoll sie für die Mannschaft ist.

Stuttgart - Hochstimmung in Niederbayern: Die Burschen im blau-weiß karierten Hemd in der Krachledernen, die Madeln in pink-weiß karierten Bluse mit Rock: eine Volkstanz-Gruppe beendete den letzten Heimspielabend der Saison in der Ballsporthalle in Vilsbiburg. Die Roten Raben sind aus den Play-offs ausgeschieden. Auf dem Boden sitzen die Spielerinnen von Allianz MTV Stuttgart in ihren kornblumenblauen Trikots. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht verfolgt das international besetzte Stuttgarter Team amüsiert das Ringelreihen auf dem Spielfeld, welches sie soeben als klarer Sieger verlassen haben. Die Schuhe aus, die Knieschoner nach unten gezogen – glücklich und zufrieden, und vor allem: bereit für mehr.

 

Das Team von Trainer Guillermo Naranjo Hernández hat mit dem deutlichen 3:0-Erfolg (25:21, 27:25, 25:11) in nur 74 Minuten den Halbfinal-Einzug klar gemacht. „Die spontane Anpassung an das Spiel des Gegners ist unglaublich wichtig, und das hat dieses Mal viel besser funktioniert“, sagte der Coach zufrieden. Das zweite Viertelfinalspiel war bis zur Schlussphase im zweiten Satz noch offen. Einen ersten Stuttgarter Rückstand hatte die eingewechselte Kaja Grobelna mit einer nervenstarken Aufschlagserie egalisiert. Dennoch fielen die Gäste erneut auf 18:21 zurück. Doch wieder ging das entscheidende Armdrücken am Netz an Allianz MTV. Bei 23:23 war der Gleichstand da, der dritte Satzball brachte dann die Entscheidung – und erstickte jeglichen verbliebenden Restwiderstand der Roten Raben.

Mit unbedingtem Siegeswillen

„Diesen unbedingten Siegeswillen, den haben sie ja über die gesamte Saison hinweg gezeigt. Und jetzt haben sie es wieder abrufen können“, sagte der Manager Bernhard Lobmüller erfreut und ging hinüber zu den rund 100 Stuttgarter Fans, die das Team im Raben-Nest anfeuerten. Der kleine Einbruch, verständlich nach dem Stress der Europa-Tour und dem knappen Aus im Pokalfinale gegen den Dauerrivalen Dresdner SC, diese Formdelle scheint rechtzeitig für den Saison-Endspurt überwunden. Die Mittelblockerin Nichole Lindow zeigte dabei einmal mehr, wie wertvoll sie als Dreh- und Angelpunkt am Netz ist: 18 Punkte machte sie, davon vier direkte Aufschlag-Asse und acht Blocks, und gleichzeitig war sie stets die treibende Kraft auf dem Feld. „Klar haben wir es wieder kurze Phasen lang ein wenig schleifen lassen. Aber so sind wir halt,“ sagte Lindow und grinste schelmisch. „Am Ende wissen wir aber, wie man den Sack zumacht.“

Die Halbfinal-Hürde ist dieselbe wie im vergangenen Jahr, der Schweriner SC. Zu präsent sind die guten Erinnerungen an die Siege im Pokalwettbewerb gegen den Favoriten aus Mecklenburg-Vorpommern, oder der Play-off-Halbfinal-Erfolg in Schwerin genau vor einem Jahr. Stuttgart machte durch zwei knappe Siege den Finaleinzug klar. Am kommenden Samstag (19 Uhr) wird das Halbfinal-Duell in Schwerin neu aufgelegt. Das Rückspiel findet eine Woche später in der Scharrena statt (20 Uhr).