Die Stechmücken genießen den aktuellen Wettermix aus Hitze und Gewittern im Südwesten und vermehren sich rasant. Wenn die kleinen Plagegeister zustechen, jucken ihre Stiche teilweise noch nach Tagen. Wir sind den möglichen Ursachen auf den Grund gegangen.

Stuttgart - In warmen Sommernächten sind sie ein ungeliebter und doch häufiger Gast – Stechmücken rauben aktuell wieder vielen Menschen den Schlaf. So mancher Geplagte hat dabei das Gefühl, dass die lästigen Blutsauger in diesem Sommer im Südwesten besonders häufig auftreten und dass die Stiche länger jucken als gewöhnlich. Doch ist das nur Einbildung?

 

Frauke Stebner, Dipterologin im Naturkundemuseum in Stuttgart, geht nicht davon aus. Für sie gibt es unterschiedliche Erklärungen, warum wir aktuell besonders geplagt sind: „Das Mückenvorkommen hängt immer vom Wetter ab: Dieses Jahr können starke Regenfälle und gleichzeitig warme Temperaturen sicherlich zu einer guten Vermehrung von Mücken beigetragen haben.“ Die Larven der Stechmücken entwickeln sich nämlich im Wasser – laut der Insekten-Expertin reichen da schon Regentonnen oder gelagerte Autoreifen, in denen sich das Wasser sammelt. So waren die Plagegeister in diesem Frühjahr – bedingt durch optimale Wetterbedingungen – früher als sonst unterwegs. Bei schwül-warmem und windstillem Wetter sind die Nervensägen besonders aktiv.

Immunsystem reagiert stärker auf Stiche von nicht heimischen Mücken

Blutsaugen können nur die weiblichen Mücken, da sie das Protein für die Bildung ihrer Eier brauchen. Wenn eine Mücke sticht, injiziert sie ihren Speichel. Dieser enthält Stoffe, die das Blut verflüssigen, die Blutgerinnung hemmen und die Gefäße erweitern. Auf der menschlichen Haut bilden sich dadurch die bekannten, juckenden Quaddeln. Dass diese heftiger jucken als gewohnt, ist durchaus möglich: „Grundsätzlich kann es sein, dass der Speichel bei manchen Menschen allergische Reaktionen auslöst“, erklärt die Dipterologin. Diese könnten auch mit der Zeit und bei vielen Stichen heftiger ausfallen.

Solche Reaktionen treten häufiger auf, da Mückenarten aus anderen Gebieten nach Deutschland kommen. Sie werden beispielsweise durch Flugzeuge eingeschleppt. Wärmeliebende Mücken – wie die Asiatische Tigermücke – vermehren sich dann hauptsächlich in Süddeutschland. „Es ist möglich, dass Menschen auf die Stiche dieser ursprünglich nicht heimischen Mücken stärker reagieren, da deren Speichel dem Immunsystem noch nicht bekannt ist“, sagt Frauke Stebner.

Stiche der Kriebelmücke können sich entzünden

Doch auch bei den heimischen Stechmücken gibt es unangenehme Zeitgenossen: So sorgen die Stiche der sogenannten Kriebelmücke zum Beispiel häufig für stark juckende Stellen, die sich sogar entzünden können. Im Gegensatz zu den bekannten Stichsaugern beißen die Kriebelmücken ihre Opfer. Dieser Biss ist zunächst schmerzlos, doch mit der Zeit bildet sich eine stark juckende oder sogar schmerzende Schwellung, die auch nach Tagen noch spürbar ist. Daraus kann ein Knötchen mit einem nachfolgenden eitrigen Bläschen entstehen. „Auch das hängt mit den Inhaltsstoffen des Speichels zusammen“, sagt Stebner. Normalerweise bevorzugen Kriebelmücken Wild- oder Weidetiere als Opfer – mittlerweile lauern sie aber im Freien auch Menschen auf.

Außerdem kursiert die Theorie, dass Insekten Pflanzenschutzmittel in ihrem Speichel an den Mensch weitergeben – und damit allergische Reaktionen auslösen. Diese Vermutungen kann Frauke Stebner jedoch nicht bestätigen: „Es gibt bisher keine Studien, die das belegen.“

In unserer Grafik sehen Sie die verschiedenen blutsaugenden Insekten: