Die Kirnberger Mühle bei Murrhardt ist im Jahr 1528 erstmals urkundlich erwähnt worden. Nun ist das verrottete Räderwerk der denkmalgeschützten Mühle erneuert worden. Es kann am Pfingstmontag bewundert werden.

Murrhardt - In der kommenden Woche ist es wieder so weit. Dann ist Pfingstmontag, und dem fiebert eine besondere Spezies von Nostalgikern entgegen. Der zweite Pfingstfeiertag ist traditionell der Tag der Mühlen, der bundesweit begangen wird und an dem sich zum 21. Mal auch die historischen Mahl-, Säg- und Ölmühlen im Schwäbischen Wald ihren zahlreichen Fans präsentieren. Fast ausnahmslos handelt es sich dabei um Mühlen im Veteranenstatus, die Einblick geben in die Geschichte eines Berufsstandes, wie es ihn heute so nicht mehr gibt.

 

Unterwegs auf dem Mühlenweg

Im nordöstlichen Teil des Rems-Murr-Kreises bildet rund ein Dutzend Technikoldies, die durch einen Themenwanderweg verbunden sind, ein schnuckeliges Mühlenländle in idyllischer Landschaft. Alljährlich wird derFesttag der Mühlen an einem anderen Ort eröffnet. In diesem Jahr ist es die Kirnberger Mühle im Murrhardter Stadtteil Kirchenkirnberg. Man nennt sie auch Glattenzainbachmühle, benannt nach dem Waldbach, an dem sie liegt. Im Jahr 1528 erstmals urkundlich erwähnt, steht ihr Räderwerk seit bald 50 Jahren still. Das Anwesen gehört Willi Sammet, der die betagte, unter Denkmalschutz stehende Immobilie von seiner Tante geerbt hat.

Sammet ist allerdings weniger als Mühlenbesitzer bekannt, sondern mehr als Murrhardter Ochsenwirt. Seine Tochter Anja und deren Freund halten das Anwesen in Schuss. Vor zwei Jahren hat sich der Bierzapfer in den Kopf gesetzt, sein Erbstück aus dem Dornröschenschlaf zu holen und so vor dem Vergessen zu bewahren. Und weil er es gewohnt ist, dass es im Bierglas rauscht, wenn er den Zapfhahn aufdreht, war es für den Gastwirt einfach naheliegend, auch seiner Mühle plätschernde Töne zu entlocken. ,,Ich bin halt ein Romantiker“, sprudelt es förmlich aus dem Mann heraus. Für die rauschende Sinfonie wird nun also ein neues Mühlrad sorgen, und was für eines – eines mit Rekordmaßen.

Doch es lief nicht alles rund beim Bau. Das verrottete Vorgängerrad war nicht mehr zu retten, es musste ein neues her, wozu man vier Kubikmeter Lärchenholz brauchte. Der österreichische Lieferant versprach über Monate hinweg bald das Material zu schicken, doch es tat sich nichts – zum Unmut von Kurt Reißner, dem Mühlrad-Planer. ,,Die werden uns doch nicht hängen lassen“, fragte er sich besorgt. Es kam dann doch, das dringend benötigte Holz für die 60 Schaufeln, quasi auf den letzten Drücker traf es ein. Jetzt ist Endspurt angesagt, denn am Mühlentag wird das Kraft-Rad eingeweiht.

Ein Triebwerk für 40 000 Euro

Was da entsteht, ist ein veritables Riesenrad, das größte im Schwäbischen Wald. Mit einem Durchmesser von 7,70 Metern übertrifft es das Mühlrad der Meuschenmühle, bisher unangefochten auf Platz eins, um 70 Zentimeter. Der Landrat Johannes Fuchs will sich am Pfingstmontag persönlich davon überzeugen, dass das rotierende Objekt, dessen Speichen aus schwäbischer Eiche sind, den Dreh raus hat. Das Triebwerk hat seinen Preis, es kostet rund 40 000 Euro. Der Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald zeigte sich großzügig und machte als Förderbeitrag 19 000 Euro locker. Dietrich Frey, der Vorsitzende des Historischen Vereins Welzheimer Wald und ein Organisator des Mühlentags, hofft noch die eine oder andere Finanzquelle anzapfen zu können.

Die Kirnberger Mühle hat laut Eberhard Bohn, einem Fachmann für mahlende Veteranen, die Besonderheit, dass sie aus zwei Komponenten besteht – die ältere stammt aus der Zeit vor 1900, die jüngere entstand nach 1945. Einer der Unterschiede: Im älteren Teil waren es Mahlsteine, die das Korn zerkleinerten, im neueren Walzenstühle aus Hartguss. In fast keiner anderen Mühle im Schwäbischen Wald könne man so gut beobachten, wie aus Korn Mehl wurde, sagt Bohn. Am Mühlentag will er Besuchern erklären, wie das technische Interieur der Mahlstube einst funktionierte.

Ein Festtag für Mühlenromatiker

Eröffnung
Alle Mühlen von Rang und Namen im Schwäbischen Wald nehmen dieses Jahr am Mühlentag, dem Pfingstmontag, von 11 bis 17 Uhr teil. Eröffnet wird er am Pfingstmontag um 11 Uhr an der Kirnberger Mühle von Landrat Johannes Fuchs und dem Murrhardter Bürgermeister Armin Mössner.