Im Schwäbischen Wald herrscht die höchste Mühlendichte in Deutschland. Allerdings sind nur noch zwei von ihnen wirtschaftlich in Betrieb. Am Pfingstmontag, dem deutschen Mühlentag, stehen alle den Besuchern offen.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Murrhardt - Murrhardt ist immer einen Ausflug wert, ob Mühlentag ist oder nicht. Wer in das Städtchen im Schwäbischen Wald hineinfährt, glaubt einen Zeitsprung in vergangene Jahrhunderte gemacht zu haben. Von den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts bis in das frühe Mittelalter hinein findet man allerhand an Bauten, die das rege Schaffen der Murrhardter belegen. Seit mehr als 544 Jahren ist schriftlich dokumentiert, dass hier die Rümelinsmühle in Betrieb ist – vermutlich ist sie es aber schon sehr viel länger.

 

Der Landrat zieht eine persönliche Mühlentagsbilanz

Wer in die Siegelsberger Straße einbiegt, sieht die Mühle sofort, nur wenige Schritte vom historischen Stadtzentrum entfernt. Hinter dem imposanten Fachwerkbau kann man oben am Waldhang die Villa Franck sehen, erbaut vom Karo-Kaffee-Erfinder Robert Franck. Am Montag kreist jedoch das Interesse der meisten Murrhardter und der angereisten Besucher um die Rümelinsmühle, an der in diesem Jahr der Mühlentag im Rems-Murr-Kreis von Landrat Johannes Fuchs eröffnet wird – zum letzten Mal, denn der Kreischef wird im August an seinem 65. Geburtstag in den Ruhestand gehen. Ein guter Anlass für Fuchs, eine Bilanz des Mühlenwesens in seiner Amtszeit zu ziehen.

„Fünf Mühlräder haben wir in den vergangenen 13 Jahren entweder neu gebaut oder restauriert und vier Mühlkanäle freigemacht“, berichtet der Landrat den Festgästen, darunter unter anderem der Landtagspräsident Wilfried Klenk, der aus dem nahen Oppenweiler kommt. Die Erhaltung einer historischen Mühle sei nicht einfach. Vor allem, wenn man sie noch richtig bewirtschafte wie die Familie Kugler, der die Rümelinsmühle seit 205 Jahren gehört. „Das ist auch immer wieder ein Kampf mit der Denkmalpflege“, sagt Fuchs.

Bei aller Romantik ist eine Mühle ein Wirtschaftsunternehmen. In der Rümelinsmühle wird nicht nur gemahlen, man kann die Produkte auch vor Ort kaufen. Im Schwäbischen Wald gibt es heute nur noch zwei Getreidemühlen, die auch in Betrieb sind. Dabei ist die „Mühlendichte“ hier größer als irgendwo anders in Deutschland. „Das liegt an der Topografie und dem Wasserreichtum des Schwäbischen Waldes“, sagt Landrat Fuchs, der seine Rede mit einem Gedicht schließt. Darin kommt das Wort „Metze“ vor. „Allerdings nicht als Schimpfort für ein Mädchen, sondern als Bezeichnung eines alten Hohlmaßes“, erläutert Fuchs den Gästen.

Mühlen im ganzen Kreis öffenen ihre Pforten

Zum Mühlentag hatten am Montag die historischen Mühlen im Rems-Murr-Kreis geöffnet und boten auch allerhand zu essen und zu trinken an. So konnte man die Ölmühle in Rudersberg-Michelau kaum verfehlen: Die Wiese zwischen ihr und der Wieslauf war zu einem großen und gut frequentierten Parkplatz umgebaut worden. Und in und um die Mühle brummte es wie in einem Bienenstock.