Das Los entscheidet: Die Stellvertreterin von Bernd-Marcel Löffler hat das Glück auf ihrer Seite.

Mühlhausen/Plieningen - Da sage noch einer, der Gemeinderat hört nicht auf den Bezirksbeirat. Bei der nicht-öffentlichen Vorstellungsrunde am Dienstagabend in Plieningen-Birkach votierten zehn Bezirksbeiräte für Andrea Lindel, die stellvertretende Bezirksvorsteherin von Mühlhausen, und die gleiche Anzahl für ihre Mitbewerberin Sybille Hiller, die beim Sportamt die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen leitet.

 

Das gleiche Bild bot sich am Mittwoch bei der Bezirksvorsteherwahl im Gemeinderat. Nach dem zweiten Wahlgang lautete das Ergebnis: 30 zu 30. Eine Stimme war ungültig. Im ersten Wahlgang hatte Hiller noch hauchdünn die Nase mit 30 zu 29 Stimmen – zwei waren ungültig – vorne gehabt. Allerdings fehlte ihr eine Stimme zur absoluten Mehrheit. Das Patt im zweiten Wahlgang bedeutete freilich: das Los musste entscheiden. Der jüngste Stadtrat, Peter Sveijda von den Grünen, wurde als Glücksfee auserkoren und dieser wählte den Zettel aus, auf dem Lindels Name stand. „Das war eine absurde Situation“, sagt Lindel.

Dass es ein Zweikampf um den Posten des Bezirksvorstehers geben würde, hatte sich schon zu Beginn der Woche abgezeichnet. So präsentierte sich statt einem Quartett nur ein Duo den Stadträten. Ihre Kandidatur zurückgezogen hatten zuerst Susanne Widmaier, persönliche Referentin des Leonberger OB , und nach der Sitzung der Bezirksbeiräte auch Hans Peter Klein, stellvertretender Bezirksvorsteher von Sillenbuch. Widmaier wurde in dieser Woche zur Beigeordneten von Weil der Stadt gewählt. Im Gemeinderat waren die Rollen klar verteilt. Während die öko-soziale Mehrheit (31 Stimmen) Lindel auf das Favoriten-Schild gehoben hatten, setzten CDU, Freie Wähler und FDP auf Hiller.

„Ich will aber noch ein paar Sachen in Mühlhausen abschließen“

Die Frau vom Sportamt hatte aber nicht nur ihre Unterstützer überzeugt. Die 56-Jährige warb mit ihrem „weitverzweigten Netzwerk“, ihrem „kooperativen Führungsstil“ und der Idee eines Ehrenamtspreises um die Gunst der Stadträte. Die 45-Jährige Andrea Lindel, die in Ostfildern-Kemnat wohnt, stellte die Vorzüge von Plieningen und Birkach heraus, nannte aber auch „Verbesserungswürdiges“, wie etwa den beginnenden Ladenleerstand an der Filderhauptstraße. „Nur wenige Ideen bringt man allein voran“, sagte die gebürtige Heidenheimerin, die von 2000 bis 2008 stellvertretende Bezirksvorsteherin in Sillenbuch war. Lindel hatte schließlich die Glücksgöttin auf ihrer Seite, Hiller nicht. „Meine Kollegen haben mich sehr gut aufgefangen“, sagte Hiller einen Tag nach der historischen Wahl. Es habe sie „natürlich gewurmt“, auf diese Weise zu unterliegen. Sie wünsche Lindel aber „alles Gute“.

Wann die neue Bezirksvorsteherin , die keiner Partei angehört, ihr neues Amt antritt, ist noch nicht sicher: „Das kann ich noch nicht genau sagen.“ Es soll aber baldmöglichst geschehen: „Ich will aber noch ein paar Sachen in Mühlhausen abschließen.“ Dazu zählen etwa die Auswertung der Suchtpräventionswoche. Dass sie nur von der Hälfte der Stadträte und Bezirksbeiräte gewählt wurde, ist für Lindel „Ansporn, die anderen auch zu überzeugen“.