Die Freizeitplätze im Strohgäu werden rege genutzt, vor allem jetzt im Sommer. Doch immer wieder lassen die Besucher ihren Müll liegen, statt ihn in die Tonne zu werfen. Auf dem Hemminger Familienfreizeitplatz muss das der gleichnamige Verein ausbaden.

Strohgäu - Auf dem Tisch liegt eine Kühltasche aus Plastik voller Müll, daneben eine leere Getränkedose, ins Gebüsch und in den Sandkasten wurden ausgetrunkene Glas- und Plastikflaschen geworfen: Bilder, die die Hinterlassenschaften von Besuchern des Hemminger Familienfreizeitplatzes zeigen, tauchen immer mal wieder in der Gruppe „Hemmingen“ im sozialen Netzwerk Facebook auf. Zuletzt Mitte August. Ralf Horwath ärgert sich darüber. „Ein paar wenige tragen zu Negativschlagzeilen bei. Das ist schade, denn zu 95 Prozent wird der Platz anders genutzt“, sagt der Vorsitzende des Vereins Familienfreizeitplatz. Dieser gründete sich drei Monate vor der Eröffnung des Platzes im Sommer 2012 und erhält sowie belebt das 20 Ar große Gelände mit zum Beispiel Festen, Konzerten und Gottesdiensten.

 

Gut besucht ist der Platz in der Verlängerung der Seestraße, zwischen den Tennisplätzen und dem Fußballfeld am Ortsausgang Richtung Eberdingen schon immer. Der „Treffpunkt für viele Hemminger“ steht jedem rund um die Uhr zur Verfügung. Vor Corona waren an einem Samstagabend 70, 80 Personen und mehr vor Ort, berichtet Horwath. Viele Besucher kämen von auswärts, besonders in diesem Jahr. Vor allem in den vergangenen Wochen sei der Platz sehr beliebt gewesen. „Es spricht sich herum, dass der Platz einiges bietet“, sagt Ralf Horwath mit Blick auf die Grillstelle – die einzige öffentliche im Ort – die Schaukel, Wippe, Rutsche, Klettergerüste, den Sandkasten, den Skaterplatz.

Die, die nicht aufräumten, seien meist die Auswärtigen, so Horwath, die Jugend aus dem Ort mache eigentlich keine Probleme. „Viele Jugendliche haben den Platz damals mitgeplant und mitgestaltet“, sagt der Vereinschef – sie fühlten sich auf dem Platz heimisch und ihm verbunden. Man kenne sich, man passe auf. Viele Jugendliche meldeten ihre Nutzung vorher bei ihm an, sagt Horwath. Für das bürgerliche Engagement, an dem sich auch viele Erwachsene beteiligten, wurde Hemmingen mit dem Gerhard-Kiechle-Preis der Gemeinde Eichstetten ausgezeichnet.

Soziale Kontrolle durch Verein

Ralf Horwath ist überzeugt: Auf dem Hemminger Platz geht es „besser zu als anderswo“. Das liege auch daran, dass der Verein seit Beginn eine soziale Kontrolle ausübe. Viele der 112 Mitglieder nutzen den Platz nicht nur oft und gerne selbst – im vorigen Jahr stockten sie für 3000 Euro unter anderem das Grillzubehör auf – sondern schauen obendrein regelmäßig nach dem Rechten. Gelegentlich auch in Absprache mit dem Sicherheitsdienst, der gerade am Wochenende in Hemmingen unterwegs ist. „Wenn er den Eindruck hat, dass jemand den Platz nicht zuverlässig hinterlässt, kann er ihn des Platzes verweisen“, sagt Ralf Horwath. Auch die Personalien von Besuchern, die sich daneben benommen hätten, habe der Sicherheitsdienst schon aufgenommen. Lärm oder Sachbeschädigung seien indes kein Thema.

Sind die Vereinsmitglieder erst mal auf dem Platz, räumen sie auch Müll weg – obwohl sich der Bauhof um das Gelände kümmert. „Das ist zwar nicht unsere Aufgabe, doch wir fühlen uns dazu verpflichtet. Wir sind es den Besuchern schuldig, dass der Platz ordentlich aussieht“, sagt Horwath. Der Verein schaffte eine grüne Tonne an, damit er den Abfall aus den drei Mülleimern umschichten kann, falls diese drohen überzuquellen. Das Wichtigste aber, stellt Horwath immer wieder fest, seien die Dialogarbeit und der Kontakt. Einige Spielgeräte haben eine neue Farbe nötig. Indem wieder Hemminger beim Aufhübschen helfen, solle die Verbundenheit zum Platz weiter wachsen.

Ditzingen plant Werbekampagne für Mülleimer

Ihren Abfall liegen lassen auch die Besucher des neuen Jugendfreizeitplatzes an der Konrad-Kocher-Schule in Ditzingen. Er öffnete Mitte Juli – und beschäftigt die Mitarbeiter des Bauhofs seitdem jeden Tag. Müll werde auf den Tischen stehengelassen, die vorhandenen Mülleimer würden nur von wenigen genutzt, teilt eine Rathaussprecherin mit. „Der Vermüllung wird durch tägliches Reinigen entgegengewirkt.“

Ein Verein wie in Hemmingen sei nicht geplant. „Wir haben eine Interessensgemeinschaft aus Anwohnern, Verwaltung und Jugendgemeinderat. Sie war bei der Vorbereitung für den Platz aktiv und hat sich eingebracht. Sie soll auch in Zukunft weiterhin tagen“, sagt die Sprecherin. Jedoch starte die Stadt noch dieses Jahr eine Werbekampagne für Mülleimer. Anlass sei auch ein Antrag des Jugendgemeinderates von 2016, der eine Umgestaltung beziehungsweise bunte Gestaltung von Mülleimern an Schulen und neuralgischen Plätzen vorsieht. Das Projekt befindet sich laut der Sprecherin derzeit in der Entwicklungsphase.

In Gerlingen wird es immer schlimmer

In Gerlingen ist der Grillplatz in der Ditzinger Straße eine „sehr beliebte Anlaufstelle“. Für die Nutzung von 22 bis 6 Uhr brauchen die Besucher eine Erlaubnis der Stadtverwaltung. Dabei geben sie auch ihre Kontaktdaten an. „Wir kontrollieren regelmäßig, ob der Grillplatz ordentlich verlassen wurde“, sagt die Rathaussprecherin Sofie Neumann. Die Bürger mit einer Erlaubnis für die Nutzung nach 22 Uhr hinterließen den Grillplatz „grundsätzlich immer sehr sauber“. Anders sehe das bei immer mehr Leuten aus, die den Grillplatz tagsüber oder nach 22 Uhr nutzen – allerdings ohne Erlaubnis.

Wird der Grillplatz nach einer angemeldeten Veranstaltung nicht sauber hinterlassen, stelle die Verwaltung dem Ansprechpartner die Kosten für die Aufräumarbeiten in Rechnung. „Da der Verursacher der Verschmutzung oft nicht ermittelt werden kann, wird der Grillplatz regelmäßig kontrolliert und gereinigt“, sagt die Sprecherin. Mehrere Schilder weisen die Besucher darauf hin, ihren Müll korrekt zu entsorgen. Ansonsten bleibe nur der Appell an alle Besucher, ihren Müll mitzunehmen, damit der Grillplatz auch in Zukunft aufrechterhalten und von jedem genutzt werden könne.