Immer mehr Städte schließen sich einem Pfandsystem für Coffee-to-go-Becher an. Nun gibt es auch auf den Fildern eine Initiative in diese Richtung. Doch das Projekt steht noch ganz am Anfang.

Leinfelden-Echterdingen - In Leinfelden-Echterdingen soll ein Zeichen gehen die Flut von Einweg-Kaffeebechern gesetzt werden. Dies sieht ein Vorstoß aus der CDU-Gemeinderatsfraktion vor. Die Zahl der Trinkbehälter ist hoch: 320 000 Coffee-to-go-Becher werden im Schnitt pro Stunde in Deutschland nach Schätzungen des Bundesumweltministeriums und der Deutschen Umwelthilfe verkauft, getrunken – und nach ein paar Minuten weggeworfen. Im besten Fall in einen Mülleimer, im schlechtesten Fall auf die Straße oder gar in die Natur.

 

Ein weiterer Nachteil der Becher: Sie bestehen in der Regel aus Pappe, die mit Kunststoff beschichtet ist, wodurch sie nur schwer recycelbar sind – zumal sie ohnehin meist im normalen Abfall landen und nicht getrennt werden.

Das findet Marie Céline Kühnel nicht gut. Die Stadträtin der CDU-Fraktion hat deshalb jüngst den Antrag gestellt, dass in Leinfelden-Echterdingen ein Mehrwegbecher-Pool- und Pfandsystem eingeführt werden soll. „Sechs Euro habe ich für meinen Kunststoffbecher bezahlt, der immer wieder verwendet wird“, erläutert sie ein Modell, das an ihrem Studienort, der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg, eingerichtet wurde. Dort werden Kunden wie Kühnel mit einem günstigeren Kaffeepreis belohnt. Wer den Wegwerfbecher bestellt, zahlt 35 Cent mehr.

Recup ist an 2000 Standorten mit von der Partie

In Ludwigsburg – wie auch in vielen anderen Städten in Deutschland – ist die Firma Recup aktiv. Sie ist nach eigenen Angaben bereits an rund 2000 Standorten vertreten. Auf der Homepage des Unternehmens gibt es jedoch gerade einmal drei Anbieter auf den Fildern – in Stuttgart-Vaihingen und am Flughafen.

Das Ganze funktioniert so: Kunden bekommen in Cafés und anderen Verkaufsstellen ihren Kaffee in einen Plastikbecher gefüllt und hinterlegen dafür einen Euro Pfand. Geben sie den Becher wieder bei einem Recup-Partner ab, bekommen sie dort entweder das Pfand zurück oder frischen Kaffee nachgefüllt. Der Becher selbst wird gereinigt und steht für den nächsten Kunden bereit. Bis zum 500-mal können die Becher verwendet werden.

Auf diese Weise werde die Abfallmenge verringert. Und Kühnel von der örtlichen CDU sieht noch einen weiteren Vorteil: „Durch die Mehrwegbecher wird bei den Menschen das Bewusstsein für Müllvermeidung geweckt, was für sie der wichtigste Schritt ist.

Stadt nimmt sich des Themas jetzt an

Laut dem Antrag, den die Stadträtin Kühnel jüngst in den Gemeinderat eingebracht hat, soll die Verwaltung die Einführung eines lokalen Mehrwegbecher-Pool- und Pfandsystem vorbereiten. Dafür soll ein Ansprechpartner benannt werden, der möglichst viele örtliche Dienstleister für das System gewinnen soll. Kühnel denkt an Cafés, Bäckereien, Kiosks und Tankstellen, bei denen der Muntermacher verkauft wird. Auch die Bürger sollen dann über die umweltfreundlichere Alternative informiert werden. Die Stadtverwaltung will sich darüber in Nachbarkommunen informieren und das Thema in den Technischen Ausschuss bringen.

Allerdings: Ob die Ökobilanz der Mehrwegbecher wirklich besser ist als die der Einweg-Pappbecher, scheint nicht eindeutig geklärt zu sein. Laut Umweltbundesamt muss der Pfandbecher mindestens 20- bis 30-mal verwendet werden, damit er besser abschneidet. Da nehme er sich lieber die Zeit, setze sich an einen Tisch und trinke seinen Kaffee aus einer Porzellantasse, sagt ein Passant in Echterdingen. Doch auch die Ökobilanz dieser klassischen Variante ist nicht makellos – schließlich werden solche Kaffeetassen mit viel Energie und unter dem Einsatz von Reinigungsmitteln gespült. Öko kann ganz schön schwierig sein.