Ein schneller Kaffee zum Mitnehmen – nicht die umweltfreundlichste Variante, um morgens wach zu werden. In Ludwigsburg gibt es seit einem Jahr ein System, womit man sich den Platikbecher to go für einen Euro ausleihen kann. Die Händler ziehen jetzt Bilanz.

Ludwigsburg - Die Nacht war kurz, der Tag wird lang, da hilft nur noch ein Kaffee-to-go auf dem Weg zur Arbeit – so oder so ähnlich geht es vielen Zeitgenossen jeden Morgen. Allerdings mag manchen das schlechte Gewissen plagen ob des Berges an weggeworfenen Kaffeebechern, die er mitzuverantworten hat. In Ludwigsburg gibt es seit einem Jahr eine Lösung gegen den Umweltfrevel: einen Mehrwegbecher aus beige- oder türkisfarbenem Kunststoff der Firma Recup. Ihn kann man für einen Euro Pfand bei 16 Cafés und Bäckereien im Kreis leihen. Deutschlandweit nehmen ihn alle Cafés, die beim sogenannten Recup System mitmachen, zurück. Die Rückgabestellen spülen auch die Becher, so dass sie bis zu 500-mal verwendet werden können.

 

Der Ludwigsburger Innenstadtverein (Luis) und der Bäcker Fabian Lutz haben das Kreislauf-System, hinter dem ein Münchner Unternehmen steht, initiiert. „Wir haben vor sechs Jahren in unserer Bäckerei schon einmal eine Initiative mit wiederverwertbaren Edelstahlbechern gestartet“, sagt Lutz. „So etwas Ähnliches wollten wir wieder auflegen.“ Nur dass die Recup Becher aus Plastik sind, stört Lutz ein wenig. „Die sind nicht ganz so nachhaltig.“ In seiner Bäckerei bietet er neben den Plastikbechern auch Mehrwegbecher aus Bambus zum Kauf an.

Positive Bilanz vom Innenstadtverein

„Wir sind auf dem richtigen Weg“, bilanziert der Luis-Innenstadtbeauftragte Axel Müller. „Es läuft gut.“ In der Region ist Ludwigsburg mit dem System ein Vorreiter, gerade einmal vier Cafés in Stuttgart verleihen die Becher, in Göppingen ist es eines. Langfristig wünscht sich Müller ein noch breiteres Netz an Ausleih- und Rückgabestellen. Vor allem Arbeitgeber möchte der Verein zum Mitmachen animieren. Daher hat der Verein Luis um die 60 Unternehmen, Cafés und Bäckereien angeschrieben.

Eines der Cafés, die von Anfang an dabei sind, ist das Bubbles am Rathausplatz. Rund die Hälfte der Kaffees to go verkauft Betreiberin Rebecca Wawzyniak im Recup. Zweifler gebe es jedoch auch: „Einige glauben mir nicht, dass es ein Pfandbecher ist.“ Sie wünscht daher, dass mehr Cafés mitmachen und man die Becher, die in Ludwigsburg mit Gebäuden der Stadt verziert sind, öfter im Straßenbild sieht.

Bei Lange am Markt gibt es Kaffee zum Mitnehmen ausschließlich im Mehrwegpfandbecher. „Viele Gäste unterstützen das System. Die andere sollen sich daran gewöhnen, da sind wir eisern“, sagt der Geschäftsführer Florian Fleischmann.

Positive und kritische Stimmen

Das Klinikum in Ludwigsburg tastet sich erst einmal langsam vor: Seit Juli gibt es in der Mitarbeiterkantine die Mehrwegbecher. Weil diese dort gut ankommen, wolle man das Pfandsystem in den nächsten Wochen im Marktcafé für die Patienten und Besucher zugänglich machen, sagt der Kliniksprecher Alexander Tsongas.

Trotz der vielen positiven Stimmen gibt es in Ludwigsburg nicht nur Befürworter: „Wir werden uns von dem System bald verabschieden“, sagt Monika Adamek vom Café Mohrenköpfle in Eglosheim. „Das ist bei uns gar nicht gewünscht, alle wollen Einweg.“ Der eine Euro Pfand sei vielen Kunden zu viel. Außerdem sei das System zu kurz gedacht. „Was macht denn die Frau, wenn der Kaffee leer getrunken ist? Einfach in die Handtasche? Das geht doch nicht.“ Die Bäckerin plädiert dafür, dass man die Gäste animiert, sich zum Kaffeetrinken hinzusetzen. „Dann können sie bei uns aus Porzellantassen trinken.“ Das sei umweltfreundlicher als Plastikbecher.

Auch in der Region machen sich die Städte Gedanken über den Müll, den die Kaffeebecher erzeugen. In Stuttgart will die Stadt ein einheitliches System einführen, ob es jenes der Firma Recup sein wird, ist noch nicht entschieden. In Göppingen bietet die Suppenküche Pfand-Weckgläser in Henkeltäschchen als Behälter an. Und in Böblingen will der Kreis ebenfalls das Recup-System umsetzen. Laut dem Unternehmen sollen die Becher Anfang nächsten Jahres in der Kreisstadt in Umlauf gehen.