In einer Serie porträtieren wir lokale Firmen, die in die Welt exportieren. Diesmal: die Münzmanufaktur.

Weilimdorf - Der Kundenkreis der Münzmanufaktur reicht von Ditzingen bis Dubai. Deutsche Auftraggeber sind meist Städte oder Gemeinden, die Ehrenmünzen für verdiente Bürger anfertigen lassen. Rund 30 000 Prägestempel, häufig mit Miniatur-Städteansichten, werden in dem Weilimdorfer Betrieb in tiefen Schubladen aufbewahrt. „Wenn eine Gemeinde wieder einmal eine Münze braucht, polieren wir den Prägestempel auf, ändern vielleicht eine Jahreszahl und können damit erneut prägen“, sagt Tobias Dalacker, der Geschäftsführer der Münzmanufaktur mit Sitz im Gewerbegebiet.

 

Bestellungen aus dem arabischen Raum sind hingegen in der Regel bedeutend aufwendiger und kostspieliger. Ein ganz besonderer Auftrag erreichte die Weilimdorfer Graveure vor einigen Jahren von einem saudischen Scheich. Dieser ließ sich acht edelsteinbesetzte Medaillen mit den Porträts und Namen von Mitgliedern der Königsfamilie anfertigen. Der Wert pro Medaille lag bei 50 000 bis 80 000 Euro. „So ein Auftrag macht einen schon stolz, denn so etwas Außergewöhnliches kann nicht jeder machen“, sagt der gelernte Graveur. Nur Mitarbeiter mit langjähriger Erfahrung seien in der Lage, solche Schmuckstücke anzufertigen. Überhaupt sei der Beruf des Graveurs ein Handwerk mit immer weniger Zulauf. „Ich behaupte, dass das Prägen nur noch wenige können.“ Weitere Prägeanstalten dieser Art kenne er bundesweit nur zwei: Eine auf der Schwäbischen Alb sowie eine in Nordrhein-Westfalen.

Viele einzelne Arbeitsschritte

Von der Idee bis zur fertigen Medaille fallen viele einzelne Arbeitsschritte an. Als erstes überträgt der Graveur das Motiv auf eine zirka zehn Zentimeter große Modellplatte aus Messing. Dafür ritzt er mit einem sogenannten Stichel winzige Striche in die Platte. Die Schwierigkeit dabei: Das Bild muss spiegelverkehrt übertragen werden. „Die Übersetzung muss hier stattfinden“, sagt Dalacker und tippt sich an den Kopf. Eine Pantograf genannte Maschine überträgt das Motiv anschließend um die Hälfte verkleinert auf einen Prägestempel aus Stahl. Dieser wird bei 600 Grad Celsius gehärtet, damit er später dem Druck der Presse Stand hält. Um Abwechslung in das Motiv zu bringen, werden einige Stellen glattpoliert, andere bleiben matt. Im letzten Schritt wird der Stempel in einen Ring eingespannt, und eine Prägemaschine presst ihn zwei- oder dreimal mit einem Gewicht von bis zu 360 Tonnen auf einen Rohling aus Edelmetall.

Wenn sauber gearbeitet wurde, muss das Schmuckstück anschließend nicht mehr nachbearbeitet werden. „Früher konnte man großzügiger sein. Aber wenn Sie heute eine Münze nachpolieren müssen, weil sie ungenau geprägt ist, und verlieren dabei zwei Gramm Gold, dann sind 100 Euro weg“, sagt Dalacker. „Einen Ausschuss können wir uns deshalb nicht leisten.“

Gold, Gold, Gold

Die Weilimdorfer Prägeanstalt für Münzen, Medaillen und Barren ging 2011 aus der Firma Les Graveurs hervor, die sich überwiegend um hochwertige Lederprägungen, Plaketten und Embleme kümmert. Um die Arbeitsbereiche klarer voneinander zu trennen, wurden vergangenes Jahr aus einer Firma zwei. Während Les Graveurs die Finanzkrise ein wenig zu schaffen machte, boomt das Geschäft der Münzmanufaktur seither ungebremst. „Die Leute flüchten sich ins Edelmetall. Jeder will auf einmal Gold“, sagt Dalacker. Im derzeitigen Ausmaß habe er das noch nie erlebt. An Weihnachten 2008 hätten er und seine zwölf Mitarbeiter sogar Sonderschichten einlegen müssen, um dem Gravieren von Goldbarren hinterherzukommen.

Wegen des anhaltenden Auftragshochs zieht die Prägeanstalt nächstes Jahr in ein doppelt so großes Gebäude in Rutesheim im Landkreis Böblingen um. „Hier im Weilimdorfer Gewerbegebiet haben wir leider nichts bekommen“, bedauert der Geschäftsführer. „Wir wären gerne hier geblieben.“ Eventuell würden die Räume an der Motorstraße jedoch als zusätzlicher Standort beibehalten.