Die bei Netflix erschienene Krimikomödie „Murder Mystery“ bricht Zuschauerrekorde. Warum nur? Sie spielt mit Agatha-Christie-Mustern.

Stuttgart - Geht man rein nach Zahlen, hat der Streamingdienst Netflix mit der am 14. Juni veröffentlichten Krimikomödie „Murder Mystery“ gerade einen großen Wurf getan. Fast 31 Millionen Accounts hätten den Film in den ersten drei Tagen abgerufen, twitterte das Unternehmen stolz, „das stärkste Startwochenende eines Netflix-Films je“.

 

Der Superlativ macht neugierig: Was ist dran an dem Streifen, der über 13 Millionen Haushalte in den USA und Kanada und mehr als 17 Millionen in anderen Ländern der Welt erreicht hat? Erstaunlicherweise nicht besonders viel. Mit Adam Sandler, Jennifer Aniston, Luke Evans, Gemma Arterton, Terence Stamp und Dany Boon ist das Stück zwar schick besetzt, der fade Plot erklärt jedoch nicht das überwältigende Zuschauerinteresse.

Ablenken vom Versagen

Adam Sandler spielt den Streifenpolizisten Nick Spitz, der schon zum dritten Mal durch die Beförderungsprüfung zum Kriminalbeamten gerasselt ist, sich aber nicht traut, seiner Gattin Audrey (Jennifer Aniston) den Misserfolg zu beichten. Um vom Versagen abzulenken, bucht Nick eine verspätete Hochzeitreise nach Europa.

Auf dem Flug lernt Audrey den britischen Snob Charles Cavendish (Luke Evans) kennen und nimmt die Einladung an, den Urlaub an Bord seiner Familienjacht zu verbringen, wo sich alle Angehörigen für eine Ankündigung des Patriarchen Malcolm (Terence Stamp) versammelt haben. Als der mit einem Dolch in der Brust aufgefunden wird, fällt der Verdacht auf die Spitzens.

Geröstete Marshmallows

Die Geschichte stammt von James Vanderbilt, der unter anderem die Drehbücher für David Finchers harten Thriller „Zodiac“ und das anspruchsvolle Pressedrama „Der Moment der Wahrheit“ geschrieben hat. Da verwundert, wie behäbig er diesmal zu Werke geht. Die Einführung der Figuren und Konflikte zieht sich wie geröstete Marshmallows, die popkulturellen Verweise auf Agatha Christies Hercule-Poirot-Romane oder Tom Sellecks Verkörperung des Privatdetektivs Magnum zünden nicht.

Auch Kyle Newachecks lieblose Regie setzt keine Akzente, es fehlt an Tempo, Rhythmus, Witz und Originalität. Kurz: eine Partie Kinder-Cluedo wäre spannender. Was also ist das Geheimnis dieses Netflix-Erfolgs? Es bleibt ein Rätsel.

Verfügbarkeit: Beim Streamingdienst Netflix, 97 Minuten