Der Regionalverband und 16 Kommunen präsentieren ehrgeizige Pläne für den Landschaftspark Murr-Bottwartal. Die Städte und Gemeinden wollen speziell um Tagesgäste buhlen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Der regionale Landschaftspark Murr-Bottwartal sollte insbesondere um Tagesausflügler buhlen. Diese Zielgruppe sei die wichtigste, sagen die von 16 Kommunen im Raum Murrhardt/Backnang/Steinheim beauftragten Experten des Planungsbüros Bresch, Henne, Mühlinghausen aus Bruchsal bei einer Infoveranstaltung im Backnanger Bürgerhaus. Die Fachleute schlagen unter anderem vor, Rundstrecken für Mountainbiker und Rennradfahrer auszuschildern. Solche Touren müssten „inszeniert“ werden, etwa mit Schildern, die die Höhenmeter und die Steigungen angeben. Man könnte die steilsten Streckenabschnitte speziell kennzeichnen, so etwas fehle „weltweit komplett“.

 

Der Landschaftspark sollte auch neue Sportarten berücksichtigen, etwa Trailrunning. Man könnte zudem eine exakt 42 Kilo Kilometer lange Marathonstrecke ausschildern und eine Direttissima anlegen, also einen pfeilgraden Abschnitt, und an einigen Orten Zeitmessstationen aufbauen. Auch Rundtouren speziell für Inlineskater gebe es bis dato bundesweit kaum. Nischenmärkte wie Kanufahren und Angeln seien ebenfalls Optionen. Der wohl ehrgeizigste Vorschlag ist die Idee, das Murrtal und das Bottwartal zu einem Dorado für Wohnmobilisten aus ganz Deutschland zu entwickeln. Die Planer haben die Fachzeitschrift Pro-Mobil als Projektpartner gewonnen, die laut Auskunft des Chefredakteurs rund 300 000 Leser erreicht.

Vorgeschlagen werden mehrere zentrale Stationen, etwa neben Schwimmbädern, wo die Reisenden auch Strom beziehen und Lebensmittel einkaufen können. Dann sollte es Stationen in der Nähe von Gasthöfen geben sowie einfachste Stellplätze mitten in der Natur und Orte die „ein Übernachtungserlebnis“ böten, etwa Biwaks auf Wiesen – Projekttitel: „Schlaf beim Schaf“.

Ganz konkret umgesetzt werden zunächst drei Projekte, die die Region in diesem und im nächsten Jahr finanziell unterstützt: Eine neue Fuß- und Radwegverbindung zwischen Kleinaspach und Großbottwar wird mit 100 000 Euro gefördert, der Landschaftserlebnisweg Weissacher Tal (175 000 Euro) sowie ein Zugang zur Mündung des Fischbachs in die Murr bei Sulzbach (90 000 Euro).

Wein, Wasser, Wald, Obst – das seien „die thematischen Klammern“, die alle Projekte tangieren, die in den kommenden Jahren nach und nach umgesetzt werden könnten. Es gehe darum, die Landschaft „zu entwickeln, zu erschließen, zu stärken und lesbar zu machen“. Die Kommunalpolitiker sollten „das Denken in Gemeindegrenzen aufgeben“ und ein „Konzept besonderer Orte“ umsetzen.

In Weissach könnte die Mostkelter umgebaut und gastronomisch genutzt werden, auf dem Föhrenberg könnte eine Aussichtsplattform gebaut werden. Lokale Geschichten, etwa die Sage vom Teufelsstein in Sulzbach, könnten mit Hilfe einer sogenannten App für Smartphones „lesbar“ gemacht werden. Wer zum Teufelsstein kommt, könnte sich dann mit technischer Hilfe die Schauergeschichte von anno dazumal erzählen lassen.

Skulpturen in der Landschaft, ein Murrerlebniszentrum in Backnang, ein Streuobstpark mit Wiesenbörse in Weissach, ein Urwald bei Oppenweiler, ein Kulturlandschaftszentrum bei Däfern und noch viele Vorschläge mehr – der Planungsdirektor der Region, Thomas Kiwitt, spricht von einem wahren „Feuerwerk guter Ideen“. Der Backnanger OB Frank Nopper sagt mit Blick auf den Landschaftspark im Murr- und im Bottwartal: Jetzt wachse zusammen, was zusammen gehört, nämlich „zwei der schönsten Gäu- und Kulturlandschaften Baden-Württembergs“.

Millioneninvestitionen angeschoben

Landschaftsparks
Der Verband Region Stuttgart verteilt im Rahmen eines Wettbewerbs jährlich 1,5 Millionen Euro an Projekte in den sieben Landschaftsparks. Bis dato sind laut Auskunft des Vorsitzenden des Verbands, Thomas Bopp, insgesamt rund zehn Millionen Euro Fördergelder geflossen. Insgesamt seinen mit dieser Summe Investitionen von rund 38 Millionen Euro bewirkt worden. Wenn die Region Gelder gibt, dann müssen sich die Kommunen stets ebenfalls beteiligen. Mitunter machen auch Privatleute und Verein mit.

Rechte
Der Regionalverband durfte sich zunächst nur an den Planungen der Landschaftsparks beteiligen. Seit 2006 agiert die Region auch als Cofinanzier.

Infrastruktur
Der Regionalverband sagt, er fördere die „grüne Infrastruktur“. Bei den Landschaftsparks gehe es immer auch um die Erhöhung des Freizeitwerts und der Lebensqualität der Menschen, um die Verbesserung von Ökologie und Landschaftsbild sowie die Verbesserung des Bekanntheitsgrads – zum Beispiel des Murrtals und des Bottwartals.