Die Bienen des Murrhardter Imkers Boris Schieber gehen jetzt in die Winterruhe. Nur eine Schädlingsbehandlung steht noch aus.

Murrhardt - An den letzten warmen Oktobertagen herrscht im Garten von Boris Schieber reger Flugverkehr. „Es ist ganz erstaunlich, aber die Bienen finden immer noch Blüten“, sagt der Murrhardter Imker, den wir mit einer Serie durch das Jahr begleiten. Öffnet man aber den Deckel des Magazins, dann ist gut zu erkennen, dass die Bienen nicht mehr so lebhaft krabbeln wie im Sommer. „Würde man nachts reinschauen, dann würde man sie schon in einer Traube hängen sehen“, sagt Schieber. Eng aneinander gedrängt schenken sich die Bienen gegenseitig Wärme, um durch die kalten Monate zu kommen.

 

Zuckersirup als Winternahrung

Weil sie im Winter keine Nahrung finden, hat Boris Schieber den Bienen schon vor einigen Wochen Zuckersirup angeboten. Mittlerweile hat er das Gewicht seiner Völker kontrolliert. „Ein einstöckiges Magazin sollte etwa 25 Kilo schwer sein, dann befindet sich im Inneren genügend Futter“, sagt der Imker, der auch bei der Honigernte nicht den kompletten Ertrag aus den Stöcken holt, sondern den Insekten immer eine gewisse Reserve lässt.

Bevor er seine Bienen endgültig in die Winterruhe entlässt, wird er sie noch einmal gegen die Varroamilbe behandeln. Der am meisten verbreitete Bienenschädling entwickelt und vermehrt sich in der verdeckelten Brut der Bienen. „Wenn der Befall zu stark ist, wachsen die Bienen nicht richtig, sie sind dann richtig verkrüppelt“, erzählt Boris Schieber. Warum manche Völker stärker und manche weniger befallen sind, das ist dem Imker trotz seiner langjährigen Erfahrung immer noch ein Rätsel. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Magazine, die weiter außen stehen, stärker belastet sind. Aber das ist eben nur ein Gefühl“, sagt Schieber. Allerdings sei der Schädling mit einer regelmäßigen und sorgfältigen Behandlung ganz gut in Griff zu bekommen.

Ameisensäure und Nassenheider

Den Großteil der Maßnahmen hat er bereits im Sommer, nach der Honigernte, erledigt. Er arbeitet mit Ameisensäure und Nassenheider – einer Art kleinem Plastikfläschen – über den das Mittel verdunstet. „Es gibt noch andere Methoden, aber alle arbeiten mit Verdunstung“, erläutert Schieber. Die richtige Dosierung sei manchmal nicht einfach: „Man muss die Menge gut einstellen – ist es zu viel, wird die Brut geschädigt, ist es zu wenig, überleben zu viele Varroamilben“, sagt Boris Schieber. Auch darf es zum Beispiel nicht zu heiß sein, weil sonst die Ameisensäure zu schnell verdunstet. In einer Schublade unter dem Bienenstock sammeln sich die toten Milben. „Wenn nicht mehr viele unten landen, dann belasse ich es bei einer einmaligen Behandlung, ansonsten wird das ganze noch ein zweites Mal gemacht“, sagt Schieber.

Etwa drei Wochen nach dem ersten Frost wird schließlich eine dritte und letzte Behandlung durchgeführt. Hierzu wird Oxalsäure direkt auf die Bienen geträufelt. Dazu muss das Volk brutfrei sein. „Bei Frost hört die Königin auf, Eier zu legen“, erläutert Schieber, der den Zeitpunkt genau treffen muss – weil es um Weihnachten herum meist schon wieder etwas wärmer wird und die Königin dann oft schon für neuen Nachwuchs sorgt.

Durch ihren Putztrieb verteilen die Bienen die Oxalsäure. Die Milben werden vergiftet, die Bienen nehmen nur ganz geringe Mengen davon auf. Die Behandlung soll dafür sorgen, dass die Bienen gut ins nächste Jahr kommen. „Sonst kann es schon passieren, dass ein Volk den Winter nicht überlebt“, sagt Schieber, der schließlich noch ein Mäusegitter vor dem Flugloch anbringt, um im Frühjahr keine böse Überraschung zu erleben: „Die Mäuse gehen gerne da hin, wo es warm ist. Und das kann auch ein Bienenstock sein, wenn man das nicht verhindert.“

Bis zum Frühjahr haben die Bienen ihre Ruhe

Dann lässt er seine Bienen bis zum Frühjahr ganz in Ruhe. „Manche Imker schauen auch im Winter mal in den Stock rein. Aber das mag ich nicht. Ich hebe nur mein Ohr hin, ob es im Inneren noch summt“, sagt Schieber, der ganz zufrieden auf das vergangene Bienenjahr zurückblickt. Da er erfolgreich Ableger gezüchtet hat, besitzt er mittlerweile 24 Völker. „Aber das sind auf jeden Fall zu viele. Ich werde im Frühjahr noch welche verkaufen“, sagt der 45-Jährige. Einige seiner Ableger hat er bereits an Jungimker abgegeben.

Obwohl es durch den Frost im Spätfrühling keinen Blütenhonig gab, ist der Murrhardter mit seinen Ernteerträgen zufrieden: „Der Waldhonig hat uns mehr als entschädigt. Ich hatte etwa 25 Kilogramm pro Volk, Kollegen sogar bis zu 40 Kilogramm“, erzählt er, der seinen Honig privat verkauft – seit neuestem an einem Ständchen vor seinem Haus. Sein Hobby mag er nach wie vor nicht missen. „Es kostet viel Zeit. Aber nur im Büro sitzen, das ist auch nichts für mich. Deswegen möchte ich nicht ohne meine Völker sein“, sagt Boris Schieber.

Ausbildung zum Imker

Anfängerkurs
Viele Imkervereine bieten Einsteigerkurse an, in denen in Theorie und Praxis alle wichtigen Infos zur Bienenhaltung vermittelt werden. Die Teilnehmer lernen alle Tätigkeiten kennen, die im Verlauf eines Bienenjahres anfallen. Am praktischsten ist es, einen Kurs bei dem am nächsten gelegenen Imkerverein zu besuchen. Oft gibt es Imkerpaten, die die Anfänger dann über längere Zeit begleiten.

Anbieter
Im Rems-Murr-Kreis gibt es verschiedene Imkervereine, die regelmäßig Neuimkerschulungen anbieten. Das sind zum Beispiel der Bezirksimkerverein Waiblingen, der Bezirksimkerverein Murrhardt oder der Bezirksimkerverein Welzheimer Wald. Die Volkshochschule Schorndorf bietet in Kooperation mit dem Bezirksimkerverein Remstal ebenfalls einen Kurs an, der bereits am 9. November startet. Weitere Informationen, wie man Imker werden kann, findet man hier.