Der größte Bezirk der Stadt Murrhardt wurde vor genau 650 Jahren erstmals unkundlich erwähnt. Anno dazumal war Fornsbach eine winzige bäuerliche Siedlung. Heute ist der Flecken wegen des Waldsees bekannt.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Murrhardt - Hätte anno dazumal nicht der Ritter Kume gelebt, die Fornsbacher könnten heuer wohl keinen runden Geburtstag feiern. Im Jahr 1364 – vor genau 650 Jahren also – habe dieser Adlige einen Teil des Fleckens an Murrhardt verkauft, erzählt der Murrhardter Schultes Armin Mößner. Das sei in einer alten Urkunde nachzulesen. Der Ort, der seit der Kommunalreform 1971 zur Stadt Murrhardt gehört, sei freilich viel älter. Wie alt genau, wisse niemand. Vermutlich, so der Schultes, habe es Fornsbach – eine Siedlung mit ein paar Bauernhöfen – schon um das Jahr 1000 herum gegeben.

 

Zurzeit erforscht ein kleines Team, zu dem auch der Murrhardter Geschichtsprofessor Gerhard Fritz gehört, die Lokalhistorie. Beim Festakt am Samstag, 22. Februar, in der Fornsbacher Gemeindehalle wird Fritz in einem Vortrag einige Ergebnisse präsentieren. Die Festschrift, die laut Mößner eher ein Heimatbuch wird, solle Anfang Juli beim Festwochenende vorliegen.

Fornsbach wurde im Zweiten Weltkrieg heftig zerstört

Im 15. Jahrhundert, so Mößner weiter, dürften in Fornsbach maximal 100 Menschen gelebt haben. Der Ort sei zweimal fast vollständig zerstört worden: bei einem verheerenden Brand, entweder 1847 oder 1848 – das genaue Jahr sei nicht zu klären –, und am 18. April 1945, im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs. Kurz vor der deutschen Kapitulation hatten Bomber der Alliierten ihre Tod bringende Fracht über Fornsbach abgeworfen. Ein paar ältere Bürger erzählten, dass damals Kinder mit Stahlhelmen gespielt hätten – die Piloten hätten gedacht, es handele sich um feindliche Kämpfer. Zudem hätten sich deutsche Soldaten in der mit einem Roten Kreuz bemalten Schule versteckt. Deshalb sei Fornsbach so heftig bombardiert worden.

Der Ort war nur von 1843 bis 1971 selbstständig. Vorher hat Fornsbach zu Sulzbach gehört. Seit 43 Jahren haben der Murrhardter Schultes und der Murrhardter Gemeinderat das Sagen. Kirchlich indes ist Fornsbach seit 1901 selbstständig. Vorher war der Ort der evangelischen Kirche in Murrhardt zugeordnet.

Wege des Waldsee weit über die Ortsgrenze bekannt

Heute zählt Fornsbach etwa 1600 Einwohner. Der größte Arbeitgeber ist laut Auskunft von Uwe Matti – er ist bei der Stadtverwaltung für Wirtschaft zuständig – die Firma Nolff mit rund 50 Arbeitsplätzen. Nolff stellt Küchen und Bäder her. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts habe es nur Landwirte, Handwerker und Gaststätten gegeben. In den 1950er- und 1960er-Jahren sei Fornsbach für Touristen ein beliebtes Ziel gewesen, auch wegen des Freizeitzentrums am Waldsee. Damals seien die Kinder im Sommer oft auf die Dachböden ausquartiert worden, damit die Eltern die Zimmer an Fremde vermieten konnten.

Wegen des Waldsees mit Campingplatz, Minigolfbahn, Bootsverleih und manchem mehr ist Fornsbach noch heute über die Gemeindegrenzen hinweg bekannt – als ein Ort, an dem man sich gut erholen kann.