Die Murrbahn zwischen Stuttgart und Nürnberg ist vielerorts in schlechtem Zustand. Der Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel (Grüne) fordert nun eine Ertüchtigung der Strecke.
Von einer „Bahn mit Zukunft“ kann auf der Murrbahn derzeit kaum die Rede sein. Zwischen Stuttgart und Nürnberg zeigen sich teils gravierende infrastrukturelle Mängel. Das zumindest scheint aus der Antwort des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel (Grüne) hervorzugehen.
Die Zahlen sind ernüchternd: Bahnübergänge erhalten Schulnoten, die teilweise im mangelhaften Bereich liegen. Bahnübergänge werden mit 5,2, Stellwerke mit 4,8 bewertet. Auch Tunnel und Weichen schneiden schlecht ab.
Politiker: Murrbahn braucht umfassende Ertüchtigung
„Das zeigt, dass ausgerechnet die für einen verlässlichen Betrieb zentralen Gewerke in einem desolaten Zustand sind“, sagt Gastel. Zusammen mit seinem Murrhardter Landtagskollegen Ralf Nentwich und dem Göppinger Bundestagsabgeordneten Harald Ebner fordert er eine grundlegende Ertüchtigung der Strecke – und den politischen Willen, dafür die nötigen Mittel bereitzustellen.
Zwar seien unter grüner Regierungsbeteiligung die Investitionen in die Schiene um 85 Prozent auf 16 Milliarden Euro erhöht worden. Doch gerade für den ländlichen Raum, so Gastel, sei eine zuverlässige Bahn entscheidend – für Pendler ebenso wie für die Verkehrswende.
Überfüllte Züge und Mangel an Fahrzeugen: Murrbahn in der Krise
Wie sehr die Realität auf der Strecke den politischen Anspruch unterläuft, wurde unlängst bei einem Besuch Gastels in Murrhardt deutlich. Dort berichteten Fahrgäste von überfüllten Zügen – so sehr, dass mitunter die Polizei einschreiten müsse, um ein Weiterfahren zu ermöglichen. „So kann das nicht bleiben“, kommentierte Gastel die Situation. Von elf Fahrzeugen, die auf der Murrbahn eingesetzt werden sollen, seien derzeit sechs nicht einsatzbereit – teils wegen fehlender Ersatzteile, teils wegen Umrüstungen für den digitalen Knoten Stuttgart.
Auch die eingleisige Streckenführung auf weiten Abschnitten sei ein strukturelles Problem. Ein durchgehender Taktverkehr sei so kaum realisierbar. Hoffnung macht lediglich die laufende Sanierung des Schanztunnels. Doch Gastel warnt: „Wird hier nicht gleich zweigleisig geplant, bleibt der Tunnel ein Nadelöhr.“
Dringender zweigleisiger Ausbau der Murrbahn gefordert
Im Bundesverkehrswegeplan ist ein zweigleisiger Ausbau zwischen Backnang und Schwäbisch Hall-Hessental bislang nur als „potenzieller Bedarf“ aufgeführt. Für Gastel ist das zu wenig. Er wolle auf die Aufnahme in den vordringlichen Bedarf drängen, kündigte er an. Damit könnten nicht nur Fahrzeiten verkürzt, sondern auch mehr Menschen zum Umstieg auf die Bahn bewegt werden.
Für den Landtagsabgeordneten Ralf Nentwich steht fest: „Der Korridor Stuttgart-Nürnberg muss insgesamt gestärkt werden – punktuelle Maßnahmen reichen nicht.“ Er verweist auf laufende Projekte wie verlängerte Bahnsteige, neue elektrische Stellwerke und barrierefreie Bahnhöfe. Dennoch bleibe die Murrbahn ein Sorgenkind. Vor allem die alten Stellwerke seien ein Flaschenhals für jede Weiterentwicklung.
Mit Blick auf den Koalitionsvertrag betont Gastel, dass Planbarkeit und Finanzierung über einen Investitionsfonds langfristig sichergestellt werden müssten. Nur so könne die Murrbahn aus ihrer verkehrspolitischen Sackgasse befreit werden. Und nur dann werde aus der „Bahn mit Schlagseite“ wieder eine echte Zukunftsschiene.