Bei der Eröffnung des 21. Mühlentag wird das neue Rad der Kirchenkirnberger Mühle erstmals in Betrieb genommen. Auch zu den anderen Mühlen im Schwäbischen Wald pilgern die Menschen in Scharen.
Murrhardt - Es ist ein im doppelten Wortsinn bewegender Moment. Erstmals seit fast fünf Jahrzehnten verfügt die alte Kirnberger Mahlmühle wieder über ein Mühlrad – und was für eins. Viele Besucher, die am Sonntagvormittag zur Eröffnung des 21. Mühlentags in den Murrhardter Stadtteil Kirchenkirnberg gepilgert sind, staunen, sie machen Fotos und sprechen von einen „Riesenrad“.
Der Landrat Johannes Fuchs sagt, dass das neue Mühlrad, das einen Durchmesser von stattlichen 7,70 Metern hat, tatsächlich das mit Abstand größte Rad aller Mühlen im Schwäbischen Wald sei. Dann betätigen Fuchs, der auch Vorsitzender der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald ist, sowie ein paar andere Amtsträger den Schieber. Jetzt heißt es: Wasser marsch! Und bereits nach wenigen Sekunden setzt sich das Riesenrad, das ehrenamtliche Helfer gebaut haben, langsam in Bewegung.
Endlich hat das Ortswappen wieder einen Sinn
Der Applaus vom Publikum gilt auch dem Besitzer des Fachwerkveteranen. Der Ochsenwirt Willi Sammet hat die Mühle, die auch Glattenzainbachmühle genannt wird, geerbt und saniert. Zurzeit wohnen seine Tochter und deren Freund im Obergeschoss des imposanten Gebäudes, das seit mehreren Jahrhunderten am Ortsrand in Richtung Fichtenberg steht. Der Murrhardter Bürgermeister Armin Mößner spricht von „einem gelebten Traum“, und er sagt mit Blick auf das Bauprojekt, Herr Sammet habe mit finanzieller Hilfe des Naturparkvereins „ein großes Rad gedreht“. Endlich, so der Schultes, habe das Ortsgemeindewappen „wieder einen Sinn“ – es zeigt nämlich ein Mühlrad.
Fuchs hat zur Veranstaltung einen Zehn-Liter-Eimer mitgebracht und will von den Besuchern wissen: Wie viele Eimer voll mit Wasser müssten wohl auf das Mührad geschüttet werden, damit ein Eimer voller Mehl gemahlen werden kann? Einer sagt 300 Eimer, der nächste 1000 Eimer. Wer bietet mehr? Der Landtagsabgeordnete Wilfried Klenk schätzt 14 000 Eimer. Es seien 18 000 Eimer, berichtet der Landrat. Sammets Ahnen hätten fünf Stau- und Pufferseen angelegt, damit möglichst immer ausreichend Wasser vorhanden war. Die Müller, sagt Fuchs augenzwinkernd, seien halt „klug, clever und nicht unvermögend gewesen“. Lange her. Die Kirnberger Mühle verfügt zwar noch über ein voll funktionstüchtiges Mahlwerk, angeschlossen an das Wasserrad ist das Wunderwerk der Technik vergangener Tage bis dato nicht.
Mühlen als Publikumsmagneten
Zur Eröffnung des Mühlentags sind mehrere hundert Schaulustige gekommen. Der Präsident des Internationalen Vereins für Mühlenkunde, Willem van Bergen, staunte nicht schlecht. So viele mühleninteressierte Menschen auf einem Haufen habe andernorts er noch nie gesehen. Auch die weiteren Mühlen im Schwäbischen Wald wurden an diesem Tag wieder einmal zu einem wahren Publikumsmagneten.