Mithilfe einer EU-Förderung haben Ulrike und Helmut Pfizenmaier das Restaurant Kulinarium in Fornsbach zu einer Ferienunterkunft ausgebaut. Die Besonderheit: Eine der Wohnungen ist behindertengerecht. Warum die Gelder aus Brüssel in den Murrhardter Teilort geflossen sind.

Der Eingang der stilvollen Ferienwohnung ist breit und ebenerdig. Die Zimmer sind in einem edlen Hellbraun gestrichen und geräumig, an der Wand hängt eine hölzerne Dekoration in Form von Messer und Gabel. Dusche und Toilette sind so groß, dass problemlos ein Rollstuhl hineinpasst. Die chromfarbene Stange hilft beim Festhalten und Abstützen. Nirgends muss ein Hindernis überwunden werden – keine Wanne, in die man erst steigen muss, keine Stufen, die zu erklimmen sind. Direkt gegenüber der Terrasse liegt der Fornsbacher Waldsee, der nach Angaben der Stadt Murrhardt jährlich rund 5000 Touristen anzieht. „So schön hat man es zuhause nicht“, sagt eine Besucherin, die den Neubau bestaunt.

 

Die Ferienwohnung ist Teil des Restaurants Kulinarium am Waldsee, das Ulrike und Helmut Pfizenmaier gehört. Im Jahr 2023 hat das Ehepaar eine behindertengerechte Wohnung und zwei Ferienappartements an das Restaurant angebaut, die Gäste nun für 150 Euro pro Nacht buchen können. Dafür haben die Fornsbacher eine EU-Förderung in Höhe von 180 000 Euro erhalten, was rund ein Viertel der Gesamtkosten deckt. Die Gelder hat das Ehepaar über das sogenannte Leader-Programm beantragt.

Wie ist die Idee entstanden? „Der Grund gehörte uns bereits, und es war immer die schönste Fläche, weil man dort einen Blick auf den See hat“, berichtet Ulrike Pfizenmaier. „Unsere Restaurantgäste haben oft gefragt, wo sie die Nacht verbringen können.“ Am Waldsee gebe es nämlich nur einen Campingplatz, und auch im Murrhardt stünden nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. Beim Ausbau sei ihnen wichtig gewesen, die Wohnung behindertengerecht zu gestalten – auch vor dem Hintergrund, dass der anliegende Waldsee ebenfalls barrierefrei ist.

Man habe es geschafft, die beiden Aspekte Tourismus und Barrierefreiheit miteinander zu verbinden, begründet Johannes Ernst, Leader-Geschäftsführer des Schwäbischen Walds, die Förderungsbewilligung. „Dank der neuen Appartements kann man nun länger im Schwäbischen Wald verweilen.“

Übernachtungsmöglichkeiten für Restaurantbesucher

Für den Antrag allerdings braucht man einen langen Atem. Ulrike und Helmut Pfizenmaier haben die Gelder nämlich bereits 2018 beantragt. Bis zur Auszahlung sind nochmals einige Jahre vergangen – auch, weil die Corona-Pandemie dazwischen gelegen habe, wie Johannes Ernst zu bedenken gibt. „Es ist ein langer Prozess“, sagt Pfizenmaier. Es gebe strenge Vorgaben, etwa bei der Bauzeit und bei den Maximalkosten. Trotzdem wirkt sie zufrieden. „Die Zusammenarbeit mit der Stelle war super“, betont sie. „Es ist toll, wenn man vor Ort einen Ansprechpartner hat.“

Wie viel Geld das Projekt insgesamt gekostet hat, möchte sie nicht sagen. Bei privaten Projekten liegt der maximale Fördersatz bei 40 Prozent, der geförderte Anteil kann aber auch darunter liegen. „Das Geld ist geflossen und wir sind sehr glücklich darüber“, resümiert die 60-Jährige. Außerdem würden die Appartements gut angenommen. „Es kommen Menschen, die Gehbehinderungen haben und dankbar sind, dass sie leicht in die Badewanne einsteigen können, und dass die Toilette so geräumig ist“, sagt Pfizenmaier.

Von der Einreichung bis zur Auszahlung ist es ein langer Prozess

Vorgestellt wurde das Projekt kürzlich bei einer Bustour, die den Besuchern einen Einblick in verschiedene EU-geförderte Projekte aus dem Rems-Murr-Kreis bieten sollte. Gemeinderäte- und Vertreter, aber auch interessierte Privatpersonen nahmen daran teil. Veranstalter waren der Verband Region Stuttgart, das Landratsamt Rems-Murr, die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart und die Regionalentwicklung schwäbischer Wald mit der Leader-Geschäftsstelle.

„Es beeindruckt mich, was aus einer Förderung wie dieser geschaffen werden kann“, sagt die Welzheimer Stadträtin Erika Müller bei der Besichtigung der Wohnung. Es sei schön zu sehen, dass die EU auch in den Kreis und die Region investiere.

Dies betont auch Regierungsdirektor des Stuttgarter Staatsministeriums, Florian Ziegenbalg. Es gebe Schätzungen, dass bis zu 80 Prozent der EU-Vorgaben auf kommunaler Ebene direkt oder indirekt Auswirkung hätten. Deshalb sei es wichtig, auch bei den Förderthemen am Ball zu bleiben, für seine Region einzustehen und diese auch sichtbar zu machen – gerade in Zeiten wie dieser.